Lebensraum der Vögel im Landkreis schrumpft

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Der Spatz ist der häufigste Vogel in unseren Breiten. Foto: Robert Schlesinger/dpa
Der Spatz ist der häufigste Vogel in unseren Breiten. Foto: Robert Schlesinger/dpa
 
Vogelschützer Helmut Schmitt Foto: Malbrich
Vogelschützer Helmut Schmitt Foto: Malbrich
 

Mit Sorge betrachtet Helmut Schmitt die Ergebnisse der jüngsten Vogelzählung im Landkreis Forchheim. Als größten Feind der Tiere sieht der Vogelschützer die Landwirtschaft.

Alle Deutschen sind Mitte Mai vom Landesverband für Vogelschutz dazu aufgerufen worden, eine Stunde lang im Garten die Vögel zu zählen. Diese Aktion zur statistischen Erhebung von Zahl und Arten der Vögel wurde bereits durch die "Stunde der Wintervögel" ergänzt. Inzwischen sind die Auszählungen beendet und erste Ergebnisse veröffentlicht.
Helmut Schmitt, ist Vorsitzender der Forchheimer Kreisgruppe im Landesbund. Er lobt die Zählungen und Auswertungen als eine wichtige und sinnvolle Aktion.


Was möchte man mit der Aktion "Stunde der Gartenvögel" erreichen?
Helmut Schmitt: Man möchte zweierlei Dinge erreichen. Die Menschen für die Natur zu gewinnen und einen Überblick zu bekommen, wie sich die Bestände der Gartenvögel entwickeln.
So bekommen wir einen Überblick über Vögel, die nicht im Fokus der Artenschutzprogramme stehen.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Über die Bestände des Wanderfalken, der durch diese Artenhilfsprogramme erfasst und begleitet wird, haben wir viele Informationen. Über sogenannte Allerweltsvögel und ihre Entwicklung wissen wir dagegen kaum etwas. Dank der Zählung kann man aber erkennen, wenn ein schleichender Rückgang des Kleibers oder der Amsel einsetzen sollte.

Welche Vogelarten sind gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht?
Am stärksten gefährdet sind jene Vogelarten, deren Brut-Areale in Wiesen und auf Feldern liegen. Das liegt zum Teil daran, dass immer mehr Wiesen und Brachflächen intensiv genutzt werden. Auch Maisfelder entstehen dort, wo vielleicht vor Jahren noch eine bunt blühende Wiese stand. Ähnlich schaut es auch bei den Vogelarten aus, die auf alte Streuobstwiesen angewiesen sind.

Was passiert hier?
Auch hier gibt es die Tendenz, dass Streuobstwiesen zunehmend zugunsten von Obstplantagen verschwinden. So sind die Bestände des Wachtelkönigs, der Uferschnepfe, der Bekassine, des Wiedehopfs, des Steinkauzes und des großen Brachvogels als vom Aussterben bedroht eingestuft worden. Die Blauracke, die Sumpfohreule und der Zaunammer gelten gar als ausgestorben.

Kann der Einzelne etwas dagegen tun?
Der Mensch kann etwas für die Vögel tun, wenn er Streuobstwiesen beibehält. Alte Obstbäume sind oft wichtige Brutplätze für Höhlenbrüter. Alte Specht-höhlen dienen einer Reihe von anderen Vogelarten wie dem Wiedehopf oder dem Wendehals als Bruthöhlen. Selbst Säugetiere wie der Garten- oder der Siebenschläfer gehen hier gern in Nachmiete. Wir müssen aufhören, Wiesenflächen in Maisäcker umzuwandeln.

Warum?
Solche Mais-Wüsten beherbergen im Vergleich zu Wiesen- und Brachflächen nur einen Bruchteil jener Insekten und Pflanzen, die anderen Tieren als Nahrung dienen.

Helfen sich manche Vogelarten durch einen Umzug in einen anderen Lebensraum?
Immer mehr Vögel erobern Siedlungen und Parkanlagen, weil die Lebensräume in der freien Natur weiter schrumpfen. So war die Amsel früher ein Waldvogel. Heute ist sie häufiger in Gärten als im Wald anzutreffen.

Welche Vogelarten wurden jetzt am häufigsten in den Gärten des Landkreises gesichtet?
Generell kann man sagen, dass die Sperlinge zusammen mit ein paar Meisenarten die häufigsten Brutvögel in Bayern sind.

Könnte es den Vögel helfen, jetzt noch zu füttern?
Ich hoffe nicht, dass in dieser Jahreszeit noch gefüttert wird. Das wäre nicht nur völlig unnötig, sondern sogar kontraproduktiv. Denn so bekommen vor allem Jungvögel Probleme, ihre angestammte Nahrung zu finden. Im Frühjahr und im Sommer sind genügend Insekten und Samen von Pflanzen vorhanden.

Haben sich mehr Leute als gedacht an der Aktion beteiligt?
Aus dem Landkreis Forchheim haben sich 86 Personen mit 68 Gärten beteiligt. 2013 waren es 50 Meldungen. Bteiligt hatten sich im vergangenen Jahr 56 Personen. Das ist eine schöne Steigerung und zeigt auch, dass es Menschen im Landkreis gibt, die eine Freude dabei haben, Vögel zu zählen und deren Zahl auch zu melden. Aber viele Menschen melden andererseits keine Beobachtungen, weil sie fürchten, die Vögel falsch bestimmt zu haben.


Die Fragen stellte
Petra Malbrich