Noch vor 50 Jahren hatten Bauern Dienstboten. Ein Dienstbotenheft aus Mittelehrenbach hat Elfriede Ebenhack aus Walkersbrunn aufbewahrt.
Die englische Königin sucht gerade einen Butler. Dienstboten sind wohl nur noch in Herrschaftshäusern angestellt. Vor gerade einmal 50 Jahren war das noch anders. Da waren Dienstboten auch bei den Bauern in Lohn und Brot. Was diese Knechte und Mägde verdienten, an Kleidung oder als Leihkauf erhielten, war in einem Dienstbotenheft sorgfältig aufgezeichnet worden. Die 72-jährige Elfriede Ebenhack aus Walkersbrunn hat ein Dienstbotenheft ihrer Vorfahren aufbewahrt.
Alles über die Mägde und Knechte, die von 1874 an auf dem Bauernhof ihrer Vorfahren Zeißler in Mittelehrenbach arbeiteten, ist in dem Heft aufgezeichnet, fein säuberlich in altdeutscher Schrift geschrieben. Auf manchen Seiten ist inzwischen die Tinte leicht verblasst. Trotzdem erzählt das kleine Büchlein viel über das Leben der damaligen Zeit und die eine oder andere Anekdote.
"Gute Knechte wurden schon im September verdingt", erzählt Elfriede Ebenhack. Verdingt heißt unter Vertrag genommen. Die neue Arbeitsstelle wurde dann an Lichtmess angetreten. Einer der guten Knechte war Heinrich Krämer aus Siegritz. "Am zehnten September 1876 wurde er zum großen Knecht gedingt für das Jahr 1877. Der Lohn ist 100 Mark und sechs Mark Leikauf, ein Gulden Obstleikauf und ein Gulden Kirschenleikauf" - so steht es in den Aufzeichnungen. "Das war ein Jahreslohn und ein Großknecht war der Chef der Knechte", erklärt Elfriedes Ehemann Hans Ebenhack.
"Wenn ein Tier verkauft wurde und der Knecht hatte es besonders schön geputzt oder er hat für den Bauern einen besonders schweren Sack Weizen vom Dachboden geschleppt, dann bekam er Geld dafür", erklärt Ebenhack.
Heinrich Krämer war vier oder fünf Jahre lang auf dem Zeißler-Hof. Die Ebenhacks vermuten, dass es sich um verwandte Vorfahren des Heiligenstadter Bürgermeisters Helmut Krämer handelt. Er meint, es sei der Bruder des Urgroßvaters gewesen.
Drei Mark bekam Heinrich Krämer Trinkgeld, als er die Dreschmaschine nach Gosberg fuhr - von Walkersbrunn an bergab, mit einem Ochsen vornedran, der natürlich nicht bremsen konnte. Mit einem "Radschuh" blockierte Krämer die Räder und schaffte es, heil in Gosberg anzukommen.
Dafür hatte er ein anderes Mal wohl den Dienst bei der Feuerwehr nicht angetreten und landete deshalb drei Tage im Gefängnis in Gräfenberg. Ein anderes Mal hatte es der Großknecht richtig krachen lassen, als er zur Kirchweih in die Heimat nach Siegritz ging. Zwölf Mark hat er an der Kirchweih verbraucht, was ihm aber vom Lohn abgezogen wurde. Denn für Kirchweihgeld oder Weihnachtsgeld erhielten die Mägde und Knechte einen Gulden neben der Kleidung, der Kost und Logis.