Klinikum Forchheim: Bilanz gut, Stimmung schlecht

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Das Klinikum Forchheim, vom Krankenhaus-Garten aus gesehen, wo eine Harro Frey-Skulptur, gestaltet nach einem Rilke-Gedicht, dazu einlädt, über Geschmack und Fülle nachzudenken. Foto: Ekkehard Roepert
Das Klinikum Forchheim, vom Krankenhaus-Garten aus gesehen, wo eine Harro Frey-Skulptur, gestaltet nach einem Rilke-Gedicht, dazu einlädt, über Geschmack und Fülle nachzudenken.  Foto: Ekkehard Roepert

Die Klinik hat einen Überschuss erwirtschaftet. Gleichzeitig berichtete der Personalrat von einem "Personal an der Überlastungsgrenze".

Zwischen Freude und Sorge schwankte am Montag die Stimmung der Stadträte im Stiftungsausschuss. Der von Krankenhausdirektor Sven Oelkers und Wirtschaftsprüfer Wolfgang Diller vorgelegte Jahresabschluss 2017 rief Beifall hervor; dagegen waren die Hinweise der Personalratsvorsitzenden Kathrin Hamler zu den Arbeitsbedingungen im Klinikum wenig erfreulich: "Die Stimmung ist wegen des Personalmangels relativ schlecht", sagte Hamler. "Das Personal arbeitet an der Belastungsgrenze, die Unzufriedenheit wächst ständig."

Günther Bundgaard (CSU), auf dessen Nachfrage Hamler berichtet hatte, zeigte sich "wenig überrascht" von der Unzufriedenheit des "Gesamtpersonals". Ähnliches habe er wiederhol gehört. Davon abgesehen regte Bundgaard, der selbst als niedergelassener Unfall-Chirurg arbeitet, an, im Klinikum trotz der Erfolgsbilanz nachzubessern: Die Gefäßchirurgie sei aufgegeben worden - das sei ein "Manko". Diese "von den Werten ergiebige" Chirurgie sollte wieder eingeführt werden.

Liquide Klinik

Auf 69 Millionen Euro beziffert sich die Bilanzsumme im 42. Jahr der Klinik Forchheim. Dabei sei ein Überschuss von 511 000 Euro erwirtschaftet worden, sagte Prüfer Diller. Dass das Ergebnis "besser als im Vorjahr ist", erklärte Sven Oelkers damit, dass über 300 Fälle mehr behandelt worden seien.

Trotz rund 750 000 Euro gestiegener Personalkosten eine positive Bilanz - dazu gratulierte nicht nur Paul Nerb (FBF). Hans-Werner Eisen (CSU) lobte ausdrücklich, dass "trotz anderer Befürchtungen die Liquidität in Ordnung ist". Zugleich betonte Eisen aber auch: "Das Optimale ist noch nicht ausgeschöpft."

Was die Unzufriedenheit unter dem Personal betrifft, sagte Oelkers: Bekanntlich habe Gesundheitsminister Jens Spahn ja versprochen "Mindestvorgaben beim Personal" durchzusetzen. "Solange die Zahlen nicht vorliegen, wie die Besetzung zu sein hat, ist es nicht sinnvoll, etwas am Personal zu ändern", meinte Sven Oelkers. Das "Gefühl der Belastung" unter dem Personal sei nachvollziehbar - "aber das ist kein Forchheimer Thema, sondern ein bundesweites."

Ludwig Preusch (FW) forderte Oelkers auf, nicht auf "die Refinanzierung durch Jens Spahn" zu warten. Solange das Klinikum Überschüsse erwirtschafte, sollte das Personal davon profitieren. Um "dem Pflegemangel entgegenzuwirken" könnten sofort zwei oder drei Schwestern eingestellt werden, meinte Ludwig Preusch. Doch Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) warnte vor einer "Scheindiskussion". Bei 360 Mitarbeitern im Klinikum würde sich die Beschäftigung von drei Pflegekräften überhaupt nicht auf die Gesamtlage auswirken.

Gerhard Meixner (FGL) hob hervor: Ein öffentliches Statement wie das von Kathrin Hamler habe es noch nie gegeben. "Diese erste offene Darstellung aus Sicht des Personalrats sollten wir ernst nehmen!"

Etwa dadurch, meinte Manfred Hümmer (FW), dass die Klinik "in Vorleistung geht" - und nicht die Pläne von Gesundheitsminister Spahn abwarte. "Das subjektive Gefühl der permanenten Überlastung im Klinikum gibt es schon lange." Das führe zu hohen Krankheitsraten, die vom Restpersonal kompensiert werden müssten. "Das zieht runter", warnte Manfred Hümmer.

Krankenstand unterm Schnitt

Allerdings betonte der Krankenhausdirektor: Der Krankenstand in Forchheim sei im Branchenvergleich "unterdurchschnittlich". CSU-Rat Eisen und OB Kirschstein versuchten ebenfalls das Sorgen-Szenario zu relativierten. Durch die Klinik-Fusion sei eine "neue Zeitrechnung" angebrochen, meinte Eisen: Die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Zufriedenheit des Personals zu finden, sei "eine Riesenherausforderung". Und der OB warnte davor, "die Klinik klein zu machen". Die Rahmenbedingungen nach der Fusion seien "gut". Es liege bei weitem nicht so viel im Nebel, wie manche behaupteten.

Dennoch drängten Reiner Büttner und Albert Dorn (beide SPD) darauf, dass sich Klinikleitung und Personalrat zusammensetzen und aus dem Thema "Luft rauszunehmen" (Dorn).

"Höher als in anderen Kliniken" sei in Forchheim die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Haus, so die Empfindung von FGL-Rat Meixner, der selbst einmal in der Branche als Krankenpfleger unterwegs war.

Den "hohen Identifikationsgrad" gebe es tatsächlich, bestätigte die Personalratsvorsitzende: "Die Mitarbeiter sind definitiv mit dem Haus verwachsen. Aber man kommt an Grenzen."