Die Taschengeld-Gräber sind offenbar nicht totzukriegen. Nach wie vor ziehen Kaugummiautomaten auch im Kreis Forchheim die Kinder an.
Ja, es gibt sie noch, die knallroten Kaugummi-Automaten. Ein wenig in die Jahre gekommen, bieten sie Süßes im Handumdrehen. Neben den Kaugummis mit Namen wie "Spooky Eyes", "Jumbo Screamers" oder "Jaw Breakers" (Kieferbrecher) beinhalten die Kästen aber auch Flummis, Ringe mit Plastikdiamanten oder Glibberzeug.
"Vor ein paar Jahren waren Freundschaftsbänder der große Renner", verrät Automatenaufsteller Heinz Baumgartl (63) aus Schwaig. Seine 600 bis 700 Automaten stehen zwischen Roth, Weiden, Coburg und Bayreuth. Übernommen hat er die Automaten von einem Freund, der ausgewandert ist.
Automaten nur noch Hobby
Die Zeiten, als Automatenaufsteller davon leben konnten, seien längst vorbei. Das Geschäft mit den bunten Kugeln für zehn, 20 und 50 Cent oder einen Euro sei allenfalls ein Zubrot. "Ein Hobby, mehr nicht", meint Baumgartl.
Seine Automaten stehen da, wo Kinder vorbeikommen: auf dem Weg zur Schule oder zum Kindergarten oder an Bushaltestellen. Der Nachteil: 50 Meter weiter hat der Mitbewerber sein Groschengrab mit den bunten Süßigkeiten platziert. Das schmälert den Umsatz.
Deshalb baut Kurt Wehrhahn aus Margetshöchheim, der bereits in den 1960er Jahren mit Automaten angefangen hat, seine Geräte ab. "Leer" steht auf den Ausgabeschächten des Vierer-Automaten an der Waldstraße in Poxdorf unmittelbar neben dem Kinderspielplatz. Zwei der Kammern sind komplett dichtgemacht. Zug um Zug wolle sein Sohn, der das Geschäft übernommen hat, die Automaten abbauen, erklärt Wehrhahn.
Regelmäßig befüllt
Andere Unternehmen wie die Firma Schreiber aus Bärnfels, Klaus Stahr aus Seigendorf (Hirschaid) oder Frank Beck (49) aus Saalfeld, der unter dem Namen BAS firmiert, befüllen die Automaten weiterhin regelmäßig alle acht bis zwölf Wochen. "Ich hatte mal 4000 davon", erzählt Beck. Im Westen seien diese Süßigkeitsspender "gelebte Kultur", in Thüringen und Sachsen dagegen sei die Respektlosigkeit groß. Deshalb habe er immer wieder mit Vandalismus zu kämpfen.
Vandalismus
Den Schaden, der so entsteht, schätzt Heinz Baumgartl auf maximal ein bis zwei Prozent des Umsatzes. Die Plexiglasscheiben seien heute fünfmal so dick wie früher, so dass es kaum noch gelinge, sie durchzuschmelzen. Außerdem seien seine Behälter durch Metallgitter geschützt.
"Schweizer Kracher" und "China-Böller" könnten schon mal die Füllung eines Automaten, die der Betreiber auf rund 30 Euro beziffert, zunichte machen. "Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat", unterstreicht Baumgartl. Er hat an einigen seiner Münzgräber eine Erklärung angebracht, dass Hinweise auf mutwillige Zerstörung mit bis zu hundert Euro belohnt werden.
Falschgeld oder (fast) wertlose Währung aus anderen Ländern machen den Automatenbetreibern ebenfalls das Leben schwer. Sehr häufig fänden sich türkische Lira im Geldschacht. Dort landen auch Einkaufschips, weil sie die Größe einer Euro-Münze haben. Die fielen aber meistens durch, ohne dass der Mechanismus der Warenausgabe ausgelöst werde. Was aber nicht ganz ausgeschlossen ist. Denn der mechanische Münzprüfer der 50 bis 60 Jahre alten Geräte messe lediglich den Durchmesser und die Dicke der Münze. Härter geworden seien die Zeiten im Automatengeschäft bereits seit der Währungsumstellung von der D-Mark auf Euro.
Um sich der Konkurrenz zu entledigen, gebe es "schwarze Schafe", die nicht seriös arbeiteten. Damit umschreibt Baumgartl, dass Automaten des Mitbewerbers einfach abgeschraubt und durch eigene in der Nähe ersetzt würden. "Um in der Branche erfolgreich zu sein, brauchst du viele Drehs", resümiert er, "die bekommst du, wenn du einen Renner hast, wie vor einigen Jahren die Stinkbomben."
Derzeit sei so ein Kassenschlager nicht in Sicht. "Aber das kann sich morgen schon ändern", weiß Baumgartl.