Die Werkstatt für Behinderte in Weilersbach feierte 20-jähriges Bestehen und hatte zum Tag der offenen Tür eingeladen.
"Man kann ohne Liebe Holz hacken, Ziegel formen, Eisen schmieden, aber man kann nicht ohne Liebe mit Menschen umgehen". Mit diesem Zitat des russischen Schriftstellers Leo Tolstoj leitete Landrat Hermann Ulm (CSU) seine Grußworte zum 20-jährigen Geburtstag der Lebenshilfezweigstelle Weilersbach ein. Und diese Liebe, so Ulm, spüre man in diesen Räumen. Damit lobte er auch das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Lebenshilfe zum Wohle der behinderten Schützlinge. Doch leider bekämen Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung in unserer Gesellschaft immer noch nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Sein Appell: Diese Menschen integrieren, einbinden in die Normalität des Alltags.
Mit einem "Besuchertag" hatte die Lebenshilfe-Werkstatt Weilersbach ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert.
Viele Besucher waren zum Jubiläum gekommen und bekamen einen Einblick in die aussergewöhnlichen Leistungen behinderter Menschen.
Geschäftsführer Wolfgang Badura erinnerte an die Gründung der Lebenshilfe Forchheim 1966. Schon drei Jahre später entstand im alten Landratsamt eine Werkstätte für geistig behinderte Menschen. Am 13. September 1994 zog die Forchheimer Lebenshilfe mit zwei Gruppen in die Räume der Gitarrenfabrik Shadow ein. 30 Arbeitsplätze wurden damit nach Weilersbach verlagert.
Inzwischen hatte Lebenshilfe-Vereinsvorsitzender Dr. Christian Platzek das Gebäude mit Grundstück gekauft. Es wurde eine Großküche gebaut, in der heute täglich 500 Essen zubereitet werden. Davon bleiben an die 100 Essen vor Ort. Beliefert werden der Hauptbetrieb in Forchheim sowie Kindergärten, Schulen, Vereine u.a.
Heute arbeiten fünf Arbeitsgruppen auf insgesamt 80 Werkstattplätzen im Altbau. Im Erweiterungsbau, der 2010 angegliedert wurde, werden 20 schwerstbehinderte Menschen individuell gefördert.
"Es ist eine einmalige Sache, die wir im Landkreis haben - und darauf bin ich besonders stolz", sagte Badura. Aber auch auf das Engagement seiner 14 Mitarbeiter, die nicht nur "Hervorragendes" leisten, sondern immer den behinderten Menschen in den Mittelpunkt stellen. Besonders dankte er an diesem Tag Abteilungsleiter Reinhard Schmitt, der den Betrieb von Anfang an mit aufgebaut hat. "Er ist die Seele hier", bekräftigte Badura. Anerkennung kam auch von Bürgermeister Gerhard Amon (CSU) und MdL Michael Hofmann (CSU).
Sortieren, montieren, etikettieren Beim Rundgang durch die lichtdurchflutete Arbeitswelt konnten sich die Besucher vom Leistungsangebot der Werkstatt und den Möglichkeiten der
Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderung informieren. Da werden Rohre für WC-Abläufe, Dichtungsringe und Zündspulen verpackt. Es wird sortiert, montiert und etiketiert. Verschafft werden die Lohnaufträge für die Arbeitsgruppen von der örtlichen Industrie. Unter anderem von der Firma Kreul aus Hallerndorf, der Firma Haas aus Fürth und der Firma Borg-Warner aus Muggendorf.
Sehr angetan waren die Teilnehmer nicht nur von der Fertigkeit die Behinderten, sondern auch von ihrer herzlichen Offenheit, mit der sie auf die Besucher zugingen. Anneliese Amon, deren 27-jährige Tochter Kerstin behindert ist, zeigte sich froh, dass es diese Einrichtung gibt, "denn man bekommt Unterstützung". Bedauert wurde von ihr jedoch, dass die Integration der behinderten Menschen ins normale Leben sehr schwierig sei.