Heftige Proteste erntete Herwig Kolb, als er den Stadträten das "Umleitungskonzept" vorlegte. Zum Thema wird es eine Sondersitzung des Stadtrates geben - und der DB-Planer muss nacharbeiten, um das befürchtete Chaos abzuwenden.
Wenn Planer der Deutschen Bahn (DB) zuletzt nach Forchheim kamen, hatten sie nichts zu lachen. So erging es auch Herwig Kolb aus Erfurt am Donnerstag. Das "Umleitungskonzept" während des ICE-Ausbaus in Forchheim wollte Kolb vorstellen. Das Echo aus dem Stadtrat war heftig.
"Das ist kein Konzept", sagte Gerhard Meixner (FGL), vielmehr eine "Unverschämtheit den Bürgern gegenüber". Er prophezeite "kilometerlange Rückstaus" während des Baus der neuen Piastenbrücke. Meixner forderte eine Sondersitzung des Stadtrates, um zu klären: "Was tun wir, um die Bürger zu entlasten?"
Gegen geltendes Recht?
Sebastian Körber (FDP) war nicht nur "entsetzt", sondern sogar sicher, dass die Piasten-Fußgängerbrücke während des Umbaus gegen geltende s Rechte verstoße. Annette Prechtel (FGL) war empört, "wie man mit Menschen umgeht". Die Vorschläge seien "nicht zeitgemäß, unangemessen und schwach". Die Planer seien doch auch Menschen, sagte Prechtel: Sie müssten doch fähig sein, "für andere Menschen alltagstaugliche Lösungen anzubieten".
Während der einjährigen Bauphase an der Piastenbrücke will die Bahn den Fußgängern eine Behelfsbrücke anbieten, die nur über viele Treppen erreichbar ist. Für Rollstuhlfahrer, Radfahrer und Menschen mit Kinderwägen ist dieses Provisorium gänzlich ungeeignet; sie müssten lange Umwege über die Haidfeldstraße in Kauf nehmen.
"Ihre Antworten sind sehr dürftig", dieser Vorwurf von Ulrich Schürr (JB) war noch einer der mildesten. Wie auch Udo Schönfelder (CSU) oder Franz Noffke (Rep) vermisste er einen Zeitplan und eine Analyse der Verkehrsströme während der Bauphasen. Die Knotenpunkte seien doch schon aktuell überlastet, betonte Schürr. "Master of Desaster" betitelte Manfred Hümmer (FW) den DB-Planer. Der sagte, dass es "keine andere Lösungen wegen der Schwierigkeiten vor Ort" gebe. Doch auch Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) beharrte darauf, dass die Piasten-Behelfsbrücke "barrierefrei" sein müsse, andernfalls verstoße der Vorschlag gegen den Planfeststellungsbescheid.
Während die Piastenbrücke frühestens 2017 in Angriff genommen wird, läuft der ICE-Ausbau in Kersbach bereits. Und er wird zwischen Juni und August seine intensivste Phase erreichen. FW-Rat Manfred Hümmer schlug die Hände über den Kopf zusammen, wenn er an die Auswirkungen dachte. "Schon jetzt wird in Kersbach nachts stundenlang gerammt. Der Faktor Mensch kommt in Ihren Planspielen nicht vor", warf er Herwig Kolb vor. In Kersbach habe der Verkehr in den vergangenen zehn Jahren stellenweise um 160 Prozent zugenommen, erinnerte Hümmer. Im Sommer müssten dann Unwege in Kauf genommen werden, die "nicht zumutbar sind". Rückstaus bis Effeltrich seien absehbar.
Roland Brütting, der Chef des Verkehrsamtes, wies zudem darauf hin, dass zeitgleich mit dem ICE-Ausbau in der Stadt noch einiges anderes los sein werde. Während die Bahn zwischen August 2016 und Juni 2017 die Kreisstraße FO 2 sperren und von Juni bis August 2016 den Abschnitt zwischen Kersbacher Kreuz und Kersbacher Kreisverkehr dicht machen wird, gibt es zeitgleich in der Stadt fünf Monate dauernde Straßenbauarbeiten des Staatlichen Bauamtes: Sie bedingen einen einspurigen Verkehr in der Theodor-Heuss-Allee.
Hinzu kommt, dass zwischen Weilersbach und Reuth eine neue Asphaltdecke aufgezogen wird; begonnen wird damit im März. Bauende ist frühestens im Juni, also dann, wenn auch die Bahn intensiv in Kersbach arbeitet. Verkehrsplanerisch werde es im Jahre 2016 "sportlich" zugehen, sagte Roland Brütting. Alle Beteiligten müssten nochmal an einen Tisch, um das Verkehrschaos zu vermeiden.
"Nicht akzeptabel", urteilte Reinhold Otzelberger (SPD) und forderte eine "neue Taktung der Arbeiten". Und ein präzises Ampel-Konzept.
Der Kolb-Auftritt habe mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben, meinte Meixner. Körber hielt beim Stand der Pläne einen Verkehrsinfarkt für wahrscheinlich. Anita Kern (SPD) pochte auf eine Rampe als Fußgängerbrücke bei Piasten. Ludwig Preusch (FW) prognostizeirte, dass künftig die LKW an der Eisenbahnbrücke hängen bleiben würden, wenn keine Schleppkurve eingeplant werde. Und so weiter.
Kolb sagte, ihm sei es nur um die "Grundzüge" der Planung gegangen. Manfred Hümmer forderte ihn auf, die Details schriftlich zu beantworten. Kolb versprach es. Und Franz Stumpf sicherte zu, dass noch nächste Woche die DB-Verantwortlichen, das Straßenbauamt, die Autobahndirektion und die Verkehrsexperten aus Forchheim zusammenkommen, um zu beraten. Im Februar werde es zum Thema eine Sondersitzung geben.