Hochzeit im Kirchenasyl

2 Min
Zeynab und ihr Ehemann Sadik hoffen auf eine gemeinsame Zukunft in Deutschland. Foto: Petra Malbrich
Zeynab und ihr Ehemann Sadik hoffen auf eine gemeinsame Zukunft in Deutschland.  Foto: Petra Malbrich

Nachdem dies andere Pfarreien zuvor abgelehnt hatten, schützte der Stöckacher Pfarrer eine junge Äthiopierin vor ihrer Rückführung nach Italien.

Pfarrer Andreas Hornung hat es wieder getan. Obwohl er wusste, dass er damit die Behörden auf den Plan rufen könnte, hat er der heute 20-jährigen Äthiopierin Zeynab Kirchenasyl gewährt. "Mir geht es um das persönliche Schicksal derjenigen, die hilfesuchend an mich herantreten", sagt Pfarrer Hornung.

Dabei war er die 35. Anlaufstelle. Warum andere Pfarreien der Bitte um Kirchenasyl nicht entsprochen hatten, weiß Hornung im Detail nicht. "Manche gewähren bereits Kirchenasyl, andere finden keine Unterstützer in der Pfarrei, anderen Pfarreien fehlen die Räumlichkeiten und wieder andere weichen aus, weil sie genug Arbeit in der eigenen Pfarrei haben oder es in Ordnung finden, wenn der Staat seine Entscheidungen so trifft", sagt Hornung.

Der Anruf mit der Bitte um Kirchenasyl erreichte die Kirchenpflegerin Renate Siebenkäs am 22. Februar. Eine Frau, die bei der Bamberger Flüchtlingshilfe aktiv ist und sich um Zeynab kümmerte, hatte ihre Hoffnungen in die Pfarrei Stöckach-Forth gesetzt. Nachdem eine Anwältin aus München grünes Licht gegeben hatte und auch die Kirchenverwaltung informiert war, sagte Siebenkäs zu. "Ich habe vor allem gespürt, welche psychische Belastung deutsche Helfer auf sich nehmen", erinnert sich Siebenkäs.


Schlangenbiss im Wald

Für Zeynab selbst war es zu diesem Zeitpunkt schon fünf vor Zwölf. "Die Polizei hätte jederzeit zugreifen können", erklärt Hornung. Die junge Frau hätte nach Italien, wo sie einst europäischen Boden betrat, zurückgemusst. So sieht es das Dublin-Verfahren vor. "Es ist ein Unterschied, ob man in Italien Urlaub macht oder als Flüchtling dort ankommt", begründet Hornung seine Entscheidung, der jungen Frau Kirchenasyl zu gewähren.
Nach Italien zurück aber wollte sie nicht. Dort habe sie regelmäßig im Wald übernachten müssen . Dort sei sie auch von einer Schlange gebissen worden. Auf eigene Faust hatte sie sich nach Bamberg durchgeschlagen, wo ihr Mann schon um Ayl gebeten hatte. In einer Notoperation konnten Ärzte in Bamberg ihr das Leben retten. "Es handelte sich um Vergiftungen. Sie wäre 36 Stunden später gestorben", sagt Pfarrer Hornung.


"Gläubige Muslima"

Am Donnerstag nach dem Anruf aus Bamberg zog Zeynab in ihr Kirchenasyl, das sechs Monate währen sollte. Sie wohnte in dieser Zeit im ehemaligem Mesnerhaus in Stöckach. Ein Zimmer mit Bett und kleiner Küchennische stand ihr dort zur Verfügung.

Zum Duschen musste Zeynab in die Wohnung der Familie aus Sri Lanka, die in dem Mesnerhaus regulär zur Miete wohnt. "Sie ist eine sehr starke Frau, eine sehr gläubige Muslima", sagt Siebenkäs über Zeynab. Zeynab habe regelmäßig auf die kleine Tochter der Familie aus Sri Lanka aufgepasst. Sonst häkelte sie Deckchen und dekorierte oder versorgte die Kirchenversammlung mit Essen. Das Asyl in der Kirche zu verlassen und in der Gemeinde sich frei zu bewegen, war dagegen zu riskant.


Große Angst

"Frau Siebenkäs hat wie eine Mutter für sie gesorgt", freut sich Pfarrer Hornung. Er weiß aber auch, dass es für Zeynab eine schwere Zeit war. "Sie hatte Angst, vor allem, wenn sie alleine im Haus war."

Als großes Problem erwies sich zudem, dass ihre Ehe mit dem in Bamberg lebenden Sadiq von den deutschen Behörden nicht anerkannt wurde. "Es gab keine Papiere. Die gibt es in Äthiopien aber grundsätzlich nicht. Dort gehen Paare in die Moschee, versprechen sich die Ehe vor dem Iman, der sie dann segnet" erzählt Hornung.
In der Hoffnung, das Kirchenasyl für die junge Frau damit zu verkürzen, sollte die Heirat deshalb eidesstattlich bestätigt werden. Aus diesem Grund nahm Siebenkäs Kontakt zu einem Gräfenberger Notar auf. Alles musste schnell gehen, denn Zeynab Ausweis drohte abzulaufen. Er bestätigte ihnen, dass sie ihn Äthopien geheiratet haben. Der Notar las im Mesnerhaus die mehrseitige eidesstattliche Erklärung. Die Behörden haben diese Erklärung anerkannt. Die Ehe gilt damit auch in Deutschland als rechtskräftig.


Asylantrag gestellt

"Sie haben eine Erneuerung der Hochzeit gefeiert", sagt Pfarrer Andreas Hornung. Zeynab hatte für ihre "Hochzeitsgäste" auch richtig aufgekocht und eine kleine Hochzeitsfeier im Mesnerhaus ausgerichtet. Da sie Blumen über alles liebt, schenkte Renate Siebenkäs ein Rosenstöckchen.

Seit dem 24. August ist Zeynab frei. Sie lebt mit ihrem Ehemann in einer Bamberger Asylunterkunft. Sadiks Asylantrag wurde inzwischen abgelehnt. Äthiopien gilt als sicheres Herkunftsland. Er hat Widerspruch gegen diese Entscheidung diese eingelegt. Die Entscheidung ist noch offen. Auch Zeynab hat inzwischen einen Asylantrag in Deutschland gestellt. Das Ergebnis steht noch aus.