Historische Funde innerhalb Forchheims alter Festung

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Die Fundstelle bei der Marienkapelle Foto: Pauline Lindner
Die Fundstelle bei der Marienkapelle Foto: Pauline Lindner
Reinhold Schmitt an der Fundstelle Foto: Pauline Lindner
Reinhold Schmitt an der Fundstelle Foto: Pauline Lindner
 

In Forchheim wird gegraben und gebaut - die Denkmalschützer haben alle Hände voll zu tun.

Die Weltkulturerbestadt Bamberg hat 1340 Einzeldenkmäler, in Forchheim sind 376 bekannt. "Wir brauchen uns da nicht zu verstecken, wenn man es zu den Einwohnerzahlen in Relation setzt", sagte Stefan Kindler, der Mitarbeiter für Denkmalschutz im Bauordnungsamt, dem Bauausschuss des Stadtrats.

Er und seine Fachkollegin Pia Rotgeri-Nunnemann haben auch dementsprechend zu tun - im privaten wie im öffentlichen Bereich. Die Stadt ist der Entscheidungsträger, was den Denkmalschutz in Forchheim anbetrifft (Untere Denkmalschutzbehörde). Das spiegelt sich in den Erlaubnisbescheiden wider, die die Stadt Jahr für Jahr Eigentümern von gelisteten Denkmälern erteilt, wenn diese irgendwelche Baumaßnahmen vorhaben. 2017 waren es 66, in diesem Jahr schon 30.


Keine Verhinderer

"Denkmalschützer werden oft als Verhinderer dargestellt", wusste René Franz vom Stadtbauamt. Dass dem nicht so ist, betonte Kindler. Er sieht es als seine wichtigste Aufgabe an, die Betroffenen zu beraten. Denn oft muss eine Lösung gefunden werden, in der mehrere Interessen und Anforderungen zu berücksichtigen sind. So jüngst beim Brand der Einrichtung vom Kaiserstrand. "Es war wichtig, dass wir auf Brandschutz und Denkmalpflege bestanden haben, das Konzept hat funktioniert." Es ist für Franz ein gutes Gegenbeispiel zur gern kolportierten Auffassung des Verhinderns. Jetzt muss geschaut werden, wie es mit dem eingedrungenen Löschwasser im Mäusturm steht.

Ganz oben in der Liste der aktuellen Aufgaben steht das Rathaus. Und der Neubau des Katharinenspitals: Bevor hier irgendwelche Mauern hochgezogen wurden, untersuchten die Archäologen akribisch den Untergrund. Und sie wurden fündig.


Innerhalb der Stadtbefestigung

Was noch ansteht: die ehemalige Landwirtschaftsschule im Löschwöhrd, das Wohnbauvorhaben der Sparkasse auf ihrem Mitarbeiterparkplatz, die Bebauung des Firmengeländes Slosorz, die Erweiterung des Landratsamts. Gemeinsam haben diese Projekte eines: Sie liegen alle in Bereichen der ehemaligen Stadtbefestigung und müssen deshalb denkmalschützerisch begleitet werden.

Oft unerwartet stößt man auf Spuren der Bastionen, Vorwerke, Mauern und Gräben. Jüngstes Beispiel ist das neue Tor des städtischen Bauhofs in der Birkenfelderstraße. Fast an der Oberfläche kamen bei den Arbeiten Reste einer alten Wasserrinne von der Festung zum Vorschein. Man zog einen einen Archäologen hinzu. Er dokumentierte ihre Lage, und die Arbeiten durften weitergehen.
Der Fund gehörte wohl zur Valentini- oder St.-Cunigundis-Bastion, die das Reuther Tor schützte.

Oberirdisch sind keine Spuren des gigantischen Bauwerks erhalten, weil man im 19. Jahrhundert die Mauern schleifte, um die Stadt erweitern zu können. Viele Steine wurden wieder verbaut und nicht alle so offensichtlich wie an der Mensa am Herder-Gymnasium. Wo das Reuther Tor genau lag, selbst das wusste man lange Zeit nicht, bis vor einigen Jahren eine Geländeuntersuchung im Kreuzungsbereich Wiesent- und Dreikirchenstraße stattfand.


Vermessung der Anlage

Da derzeit eine größere Anzahl von Bauvorhaben im ehemaligen Festungsareal bevorstehen, ist die Vermessung der gesamten Festungsanlage eine gute Grundlage. Die Stadt hat in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein einen entsprechenden Auftrag erteilt. Es ist eine aufwendige Arbeit, mithilfe der Überreste oberhalb des Bodenniveaus und den Plänen des 19. Jahrhunderts und älter die Fixpunkte im heutigen Stadtbild exakt zu ermitteln. Aber es ist eine wichtige Arbeit - und im Interesse der Bauherrn und für die Stadtgeschichte.

Neue Erkenntnisse, wie die Stadt vor Jahrhunderten ausschaute, ergeben sich auch, wenn Leitungen verlegt werden sollen, gerade auch beim Breitbandausbau. Er und auch der Bau von großen Straßen ist dem Landesamt für Denkmalschutz so wichtig, dass es eine eigene Abteilung "Lineare Projekte" eingerichtet hat.


Skelett fehlt der Schädel

Darunter fällt in Forchheim derzeit die Kabelverlegung für das schnelle Internet durch die Stadtwerke. Die Baggerarbeiten werden im Innenstadtbereich deshalb von einem Archäologen begleitet. Auch er wurde schon fündig - unweit der Marienkapelle. Genau vor einem künftigen Hausanschluss stießen die Bauarbeiter auf Reste eines Skeletts, bei dem der Schädel fehlte. Das war kein Opfer eines Arbeitsunfall, als die ersten Leitungen in dem Bereich verlegt worden waren. Scherbenfunde unmittelbar daneben, deuten ins 14. Jahrhundert als Zeit der Bestattung.

Da stand die Marienkapelle schon um die 200 Jahre. Die ältesten Gebäudeteile stammen aus der Zeit von Bischof Otto (1102-1139). Die Kapelle, die manche Historiker mit der bislang unentdeckten Königspfalz des frühen Mittelalters in Verbindung bringen, wurde zur Schlosskapelle, als Lambert von Brun (um 1320 bis 1399) die "Kaiserpfalz" als eine Art bischöflicher Sommerresidenz bauen ließ.
Wurde sie auch zu einer Friedhofskapelle - vielleicht für die bischöflichen Bediensteten? Kam der Tote vielleicht bei den Bauarbeiten für die Pfalz ums Leben? Das weiß man nicht. Noch nicht. Denn es ist ziemlich wahrscheinlich, dass beim Fortgang der Kabelverlegung noch mehr Funde auftauchen, die diesen Teil der Stadtgeschichte erhellen.

Es gibt nicht nur einen Skelettfund, inzwischen sind es sieben bis acht, die an der Ostseite der Marienkapelle gefunden wurden. Auch Tierknochen sind aufgetaucht. "Die Möglichkeit, Skelette und historische Gegenstände zu finden, macht für uns das Arbeiten nicht leichter, wir stoppen ab, sobald wir den Verdacht haben, hier liegt was", sagt Kolonnenführer Reinhold Schmitt. "Wenn wir uns Richtung Martinskirche vorarbeiten, werden es wohl weniger Funde werden", schätzt Schmitt.