In einem neuen kleinen Museum  halten die  Gräfenberger die Erinnerung an ihren Ritter  Wirnt wach.
                           
          
           
   
          Sein Stammsitz, die alte Gräfenberger Burg, ist leider   schon   seit dem    16. Jahrhundert dem Verfall preisgegeben.  Jetzt   hat Ritter Wirnt  aber dennoch  endlich wieder eine Heimstatt. Das ist auch nur allzu angemessen. Denn immerhin gilt Ritter Wirnt, der zwischen 1170 und 1230 gelebt hat, als der   berühmteste  Gräfenberger in der Geschichte. 
In dem  1371  erbauten Gesteigertorhaus haben jetzt     die Altstadtfreunde   und der Kulturverein  Wirnt von Gräfenberg    ein "Ritter-Wirnt-Museumsstübchen" errichtet. Im Jahr 2008 hatten das Haus   die  Altstadtfreunde um Otto Müller erworben und anschließend  in  6000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden    und  für 300 000 Euro nach alten Plänen aufwendig restauriert. 
Mit dem "Museumsstübchen"   wollen  die Altstadtfreunde  nun   die  Erinnerung an den Ritterpoeten   wach halten. 
Als dessen Hauptwerk   gilt     das  11 700 Verse umfassenden Artus-Epos "Wigalois, der Ritter mit dem Rade". Aus diesem Grund    beherrscht  dann auch Wigalois, der Ritter der Tafelrunde, und  die  Hauptfigur des großen Mittelalter-Werkes, lebensgroß das kleine  Gräfenberger Museumszimmer.   
Gewandmeisterin Franziska Rabe hat mit ihren   Helferinnen von der mittelalterlichen Gewandschneiderey der Altstadtfreunde  die Ritterfigur nach historischen Aufzeichnungen eingekleidet.   "Über 30 Stunden war ich damit beschäftigt, die Ritterfigur mit einer knielangen Unterhose aus Leinen  und Beinlingen einzukleiden", lacht   die Gräfenberger  Gewandmeisterin.     Zusätzlich streifte  Franziska Rabe  dem Ritter   Kettenstrümpfe   sowie  ein "Gambeson",   wie  das gefütterte Unterkleid im Mittelalter hieß, über. 
 Den Abschluss bildete schließlich sein Seidengewand, das in Brusthöhe vom  einem in  Gold gestickten Rad-Wappen dominiert wird. Das Gewand      diente gleichzeitig    als Erkennungszeichen seines Ritterstandes. Ansonsten  wäre  er mit dem schweren Metallhelm   nur   schwer  als Ritter zu  erkennen gewesen. 
  
  Der Mantel der Geschichte  Der Blick des Besuchers schweift dann von der "Wigalois"-Nachbildung hinüber zu einem alten Stehpult, auf dem ein Tintenfass, ein Federkiel sowie eine Reproduktion einer zweiseitigen, um 1350 entstandenen Wigalois-Pergament-Handschrift liegen. Deren Original              lag  einmal       in  der Schlossbibliothek Aufsess  und  wird heute im Germanischen Nationalmuseum in  Nürnberg aufbewahrt wird. 
Dem Gräfenberger "Museumsstübchen" gelingt es tatsächlich  eine Ahnung  davon heraufzubeschwören, das Ritter Wirnt einst    der Spross eines Gräfenberger Reichsrittergeschlechtes war  und   der Zeitgenosse  so bekannter mittelhochdeutscher  Dichter wie Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue oder auch Gottfried von Straßburg. 
In der Vitrine schräg gegenüber             dem Ritter steht   eine von Manfred Schwab zusammengestellte Sammlung ausgewählter, die Rezeptionsgeschichte des Gräfenberger Ritterpoeten  dokumentierenden  Veröffentlichungen. Diese stammen unter anderem aus den Jahren 1786, 1819, 1839 und 1848. Wie  der Gräfenberger Historiendichter Manfred Schwab verriet, stammt der früheste heute noch nachvollziehbare Nachweis des Ritterepos "Wigalois, Ritter mit dem Rad" von der "Kölner Fassung" aus dem  ersten Viertel des 13. Jahrhunderts. 
Dabei ist bis heute noch immer nicht    völlig   geklärt, was historisch belegt, was aber auch nur der Sage entspringt. "Eindeutig belegt dürfte aber sein, dass es sich bei den in einer Urkunde des Klosters Weißenohe aus dem Jahre 1172 genannten Zeugen, einem Sigehard und Wirnto/Wiritto von Grevenberc, um ältere Verwandte des Ritter Wirnt handelte", sagt Schwab.  
 Zur feierlichen Eröffnung des neuen "Ritter-Wirnt-Museumsstübchens" im historischen  Torhaus    hat  die Nürnberger Schauspielerin  Ute Rüppel  jetzt ausgewählte Textpassagen aus der im 16. bis 18. Jahrhundert äußerst populären mittelalterlich-jiddischen Versfassung des "Wigalois" mit Namen "Ritter Wieduwilt" vorgelesen. 
Musikalisch begleitet wurde    der  literaturgeschichtliche  Vortrag  Rüppels  von jiddischen    Liedern.