Im Ötztal haben Gräfenberger Realschüler untersucht, wie stark sich der Hintereisferner-Gletscher schon zurückgezogen hat. Von ihren Erkenntnissen profitieren künftig die Touristen.
Wer in der kommenden Zeit ins österreichische Ötztal reist, könnte sich wundern, dort auf Spuren der Realschule in Gräfenberg zu stoßen. Die Schüler der neunten Klasse haben dort einen Gletscherpfad errichtet und auch einen entsprechenden Flyer erstellt. Beides soll dokumentieren, wie sich der Gletscher Hintereisferner in den vergangenen 160 Jahren entwickelt hat.
"Wer 1850 hier auf der Terrasse des Hochjochhospiz gesessen hat, konnte den Gletscher sehen. Nun muss man eine Stunde wandern, um ihn zu sehen", sagen die Schüler Miriam Singer, Jessica Übel und Marco Messinger. Das Hochjochhospiz ist eine Hütte des Deutschen Alpenvereins. Sie liegt auf 2413 Meter. Vor einigen Jahren hatte der Erdkundelehrer Udo Weierich eine Wanderung mit einer 7. Klasse gemacht und dort festgestellt, dass die Schüler nicht allzu viel vom Gebirge wissen.
Jährlich ins Ötztal Abgesehen von der als anstrengend empfundenen Wanderung, ist der Gletscher relativ einfach zu erreichen. Die Verpflichtung, in den 9. Klassen eine Projektpräsentation durchzuführen, kam ihm und den anderen Lehrern, die seit vier Jahren jährlich in das Ötztal fahren, entgegen: Sie entschieden sich dazu, die Präsentation in Form einer Feldarbeit vor Ort zu erstellen.
Die Jahreszahl "1850" steht nun auf einer kleinen weißen Tafel, die mit einem kleinen Holzpflocken in der Erde befestigt wurde. Sie zeigt dem Wanderer in Österreich an, wie weit der Hintereisferner in dem genannten Jahr reichte. Viele Urlauber wissen gar nicht, dass in nur einer Stunde Entfernung ein Gletscher ist, glauben die Schüler.
Diese Markierungen brachten sie auch für die Jahre "1894", "1938", "1953" und "1979" an - so dass jeder auf dem Weg zur Gletscherzunge den Klimawandel aufgezeigt bekommt.
"Ein kleines Kuhdorf" In dem Flyer, der im Hochjochhospiz ausliegt, gehen die Gräfenberger Schüler detailliert auf die Entwicklung des Gletschers ein. Wo war er vorher? Was hat der Hintereisferner mit dem Kesselwandbach zu tun? Wie hat sich das Gletschertor verändert ? Das sind einige der Fragen, die von den Realschülern anschaulich und mit selbst gezeichneten Bildern und Fotos beantwortet werden.
Eine eigene Präsenation ergänzt die Arbeit in der Gräfenberger Schule. Die Feldarbeit bestand aus mehreren Themen, derer sich verschiedenen Arbeitsgruppen annahmen.
Eine Gruppe ist zur Gletschererforschung zum Hochjochhospiz gegangen, ein anderer Arbeitskreis holte Informationen über die Vegetation ein, während eine dritte Gruppe Daten über den Tourismus in Vent und Sölden erhoben hat. "Das war früher ein kleines Kuhdorf", erzählt Marco Messinger. Bis die Touristen kamen. Explosionsartig änderte sich der Ort. Hotels, Pensionen, Sportgeschäfte und Skischulen schossen aus dem Boden. "Die älteren einheimischen Leute hatten Probleme damit", glaubt Messinger.
Aber seine Befragung galt allein den Touristen selbst, und die sind durchweg begeistert von dem Ort, dem Tal und dem gesamten Wandergebiet. Ein Blick auf die Parkplätze gab Messinger in diesem Zusammenhang weitere Hinweise: "Es sind viele Deutsche hier. Die meisten kommen aus Bayern oder Baden-Württemberg.
Aber auch Leute aus der Schweiz, Polen und den Niederlanden machen im Ötztal Urlaub."
Vereinzelte Blumen Über die Vegetation können Jessica und Miriam ihrerseits eine Menge erzählen: "Bis 900 Meter gibt es den Mischwald, ab 1200 Meter noch Sträucher und Gräser. Bei 1300 Meter sind noch Gräser zu finden und beim Hochjochhospiz in 2413 Meter Höhe gibt es keine Vegetation mehr, nur noch vereinzelt Blumen."
Die Urlaubssaison beginnt nun in den kommenden Tagen so richtig Fahrt aufzunehmen. Bestimmt bekommen die Gräfenberger Realschüler vom Hüttenwirt Thomas Pirpamer oder der Universität in Innsbruck bald ein Feedback zu ihrer Arbeit. Beide hatten die Gräfenberger Gletscherforscher bei ihrer Arbeit unterstützt.