Laut Gesundheitsamt sind die Influenza-Erkrankungen im Landreis zuletzt deutlich gestiegen. Es stellt sich die Frage: Ist eine Impfung jetzt noch sinnvoll?
Winterzeit ist Grippezeit. Ein Satz, der sich alle Jahre wieder - meist im Januar - bestätigt. "Erwartungsgemäß ist die Grippewelle jetzt auch im Landkreis
Forchheim angekommen. Täglich erreichen uns fünf bis sieben neue Meldungen", sagt Christiane Fleischmann, Leiterin des Forchheimer Gesundheitsamts.
Dabei geht es nicht um den landläufig ebenfalls mit dem Begriff "Grippe" bezeichneten "grippalen Infekt" , sondern um die viel schwerere Form der Influenza, die die Hausärzte nach dem Infektionsschutzgesetz melden müssen (siehe Erkläung unten).
Saisonal bedingter Anstieg
"Insgesamt liegen uns in dieser Grippesaison knapp 60 Influenza-Fälle vor", berichtet Christiane Fleischmann. "Manche gehen nicht zum Arzt und es führt auch nicht jeder Arzt einen Labor-Nachweis durch." Deshalb vermutet sie, dass die Dunkelziffer wohl noch höher ist.
Allerdings ist das für die Jahreszeit nicht unnormal. Die Fallzahlen - so die Gesundheitsamts-Leiterin - kämen nicht an Rekordwerte beispielsweise aus dem Jahr 2015 heran. "Außergewöhnliche Meldungen liegen derzeit nicht vor", liefert Christiane Fleischmann eine Einschätzung, die auch andere Experten teilen.
"Es ist eine normale saisongemäße Häufung", sagt Jürgen Gschossmann, Chefarzt der Fachabteilung für Innere Medizin am Klinikum Forchheim. Und Günther Hammer, Inhaber der Regnitz- und der Stadt-Apotheke, berichtet: "Zu uns kam in jüngster Zeit kein einziger Influenza-Patient."
Dennoch stellt sich anhand der derzeit steigenden Fallzahlen die Frage: Macht eine Grippeimpfung jetzt noch Sinn?
"In die bereits vorhandene Grippewelle hinein zu impfen, macht in der Regel keinen Sinn mehr", sagt Apotheker Günther Hammer. Schließlich müsse sich der Körper erst an den Impfstoff gewöhnen, was einige Tage dauern könne.
Gefahr für Risikogruppen
Christiane Fleischmann dagegen findet: "Für eine Impfung ist es nicht zu spät. Sie verhindert nicht immer eine Erkrankung, aber sie mildert den Verlauf." Vor allem gelte dies für so genannte Risikogruppen, also Personen über 60, chronisch Kranke, Schwangere ab dem vierten Monat und auch Menschen, die viel Kontakt zu anderen haben, etwa Lehrer und Kindergärtnerinnen, medizinisches Personal und Pflegekräfte.
Und auch Mediziner Jürgen Gschossmann rät zur Impfung. Die Krankheit sei nicht zu unterschätzen. Für die Betroffenen sei es deshalb wichtig, eine Influenza vernünftig auszukurieren.
Um gar nicht erst krank zu werden, geben Christiane Fleischmann und Günther Hammer Tipps, wie man sich vor einer Infektion schützen kann. "Gerade jetzt ist regelmäßiges Händewaschen besonders wichtig, vor allem nach der Benutzung von Gegenständen, die oft angefasst wurden, wie etwa Türklinken, Einkaufswagen oder Haltestangen von öffentlichen Verkehrsmitteln", sagt die Leiterin des Gesundheitsamts. Außerdem rät sie, immer in die Armbeuge zu husten und darauf zu achten, genügend zu trinken.
"Zwei bis dreimal Sport pro Woche stärkt das Immunsystem", ergänzt Günther Hammer. Außerdem rät er, gerade in der kalten Jahreszeit regelmäßig Obst zu essen oder Vitamin C-Präparate zu verwenden. "Wer dann noch Massenansammlungen meidet und sich vernünftig kleidet, steigert die Chancen, gesund zu bleiben", sagt Hammer.
Der Apotheker hat zwar einige Influenza-Medikamente vorrätig, rechnet aber nicht damit, dass die Grippewelle in Forchheim ähnlich große Ausmaße annimmt wie in größeren Städten.
"Der Virus braucht Nähe zwischen Infizierten und Nichtinfizierten." Und die gebe es in U-Bahnen oder Szene-Clubs viel häufiger als in der Königsstadt. Außerdem sei es der Influenza derzeit zu kalt. "Temperaturen um den Gefrierpunkt beschleunigen die Ausbreitung. Geht das Thermometer noch weiter nach unten, bremst dies hingegen die Viren."
Es gibt zwei Arten von Grippe
Grippaler Infekt Jeder kennt sie - die klassischen Symptome Husten, Schnupfen und Heiserkeit. Der Infekt beginnt schleichend, der Patient fühlt sich schlapp, wirklich gefährlich ist die Krankheit aber nicht.
Influenza Sie tritt schlagartig auf, oft verbunden mit hohem Fieber. Patienten sollten zum Arzt gehen und dürfen nicht arbeiten. Jedes Jahr sterben daran mehrere tausend Menschen.