Genießer ja, Krakeeler nein

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An den Autobahnen der Region wird für Oberfranken als Land der Brauereinvielfalt und des Genusses geworben. Fotos: Carmen Schwind
An den Autobahnen der Region wird für Oberfranken als Land der Brauereinvielfalt und des Genusses geworben. Fotos: Carmen Schwind
In ganz Franken bekannt: Die Kathi-Bräu in Heckenhof, eine der Stationen am Brauereienweg bei Aufseß
In ganz Franken bekannt: Die Kathi-Bräu in Heckenhof, eine der Stationen am Brauereienweg bei Aufseß
 

Der Brauereienweg bei Aufseß und der Fünf-Seidla-Steig bei Gräfenberg kommen gut an. Es gibt aber auch Probleme.

"In der Gruppe den Fünf-Seidla-Steig zu wandern und miteinander zu feiern ist super!" Das ist auf dem Prospekt des Brauereien-Wanderwegs zu lesen. Er stehe für eine schöne Landschaft, aber "nicht für ungebremsten Alkoholkonsum und Müll!" In Ortschaften wird um Ruhe gebeten. "Wir haben nichts gegen eine mitgebrachte Gitarre, aber: Elektronische Beschallung und laute Musik entlang der Strecke ist unerwünscht." Der Weg führt durch eine landschaftlich reizvolle Gegend in den Gemeinden Gräfenberg und Weißenohe. Doch nicht alle Wanderer halten sich hier und auf dem Brauereiweg bei Aufseß an Regeln.

Deshalb meint Josef Schmitt, Brauereimeister der Kathi-Bräu bei Aufseß, dass der Ärger mit dem dortigen Brauereiweg größer als der Nutzen sei. "Wir sind die letzte Station auf dem Weg, da sind einige schon sehr angetrunken und beleidigen das Personal", erzählt Schmitt.
Im letzten Jahr wollte eine Bedienung nicht mehr in die Gaststube und weinte. Denn Betrunkene hätten sie als Dienstleistende beschimpft, die tun müsse, was man ihr sage.

"Wie soll man da richtig reagieren? Ich sage denen dann die Meinung und gehe weg", erklärt Schmitt seine Strategie. Denn das sei wie bei Tieren, die in die Enge getrieben würden, "die werden aggressiv. Und wenn man geht, dann verlassen die meist die Gaststätte von selbst." Zum Glück habe es noch keine Handgreiflichkeiten gegeben und nur etwa sieben Prozent der Wanderer würden sich so schlecht benehmen. "Bier für unterwegs geben wir auch nicht aus, die zwei Kilometer zur nächsten Brauerei müssten die Wanderer auch ohne Bierkasten laufen können", so Schmitt.


Problem Junggesellenabschied

Sein Kollege Hilmar Reichold von der gleichnamigen Brauerei meint, dass 99,9 Prozent der Wanderer in Ordnung seien. Probleme gäbe es speziell bei Junggesellenabschiedsfeiern.

Die seien in den Brauereien - auch auf dem Fünf-Seidla-Steig - allerdings unerwünscht. "Der Weg ist gut für die Touristik. Wir haben hier ja auch nichts anderes", bringt Reichold an. Es seien halt die wenigen, die bereits betrunken ankommen würden, "und denken, dass sie die größten sind."

Bürgermeister Ludwig Bäuerlein (CSU) hatte sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigt: "Ich habe hier selbst mit den Bürgern gesprochen, doch die sehen das nicht als großes Problem." Früher habe man die Motorradfahrer verteufelt, jetzt seien einige Betrunkene mit schlechtem Benehmen das Problem.

"Es gibt Wirte, die verstehen es nicht, mit solchen Leuten umzugehen. Heutzutage muss man sich als Wirt auf problematische Gäste einstellen", meint Bäuerlein. Wobei die ursprüngliche Idee des Weges gar nicht das Bier, sondern die Kulinarik gewesen sei. Und da wolle man in Zukunft wieder hin: "Weg vom Saufen, hin zum kulinarischen Erlebnis." Ansonsten würden die Gemeinde und die Brauereien gut zusammenarbeiten. Besonders im Hinblick auf eine Veranstaltung zum 500-jährigen Bestehen des Reinheitsgebots. Hier würden Kathi-Bräu und Reichold-Bräu sogar finanziell unterstützen.

Ähnlich sieht es auf dem Fünf-Seidla-Weg bei Gräfenberg und Weißenohe aus. Auch hier seien die meisten Wanderer vernünftig, erzählt Ruth Hofmann von der Brauerei Friedmann. Hier würden wohl immer wieder junge Leute mit "Ghettoblastern" im Wagen durch die Gegend ziehen und ihr eigenes Billigbier mitbringen. "Es sind halt immer schwarze Schafe dabei", seufzt Ruth Hofmann.

Swen Dorns Oma wohnt an diesem Wanderweg. "Sie findet es schön, wenn da so viele Leute vorbei kommen", erzählt Neffe Swen. Und wer frech wird, muss den Hof kehren. Da sei seine Oma ganz energisch, sagt Swen Dorn.

Conny Diener vom Fränkische-Schweiz-Verein findet den Weg super, allerdings gebe es viel Unrat. Den habe bisher Wegewart Thomas Polster entsorgt, doch: "Mir wurde das zu viel. Da kommen am Wochenende 500 Leute vorbei. Manche werfen ihre Flaschen über die Hecken oder zerbrechen sie auf der Straße", erzählt Polster.
"Nach einer Zählung des VGN waren im letzten Jahr an vier Sommermonaten 25 000 Leute hier", weiß Alfred Lanzendörfer (SPD) vom Stadtrat Gräfenberg zu berichten. Die Wirte würden sich regelmäßig treffen und sich Gedanken machen, wie man die Verschmutzung in Griff bekomme. "Die Leute sehen den Weg aber überwiegend positiv. Die Gegend lebt nun einmal davon und ein paar Arbeitsplätze wurden auch geschaffen", so Lanzendörfer.