Die Exotik des Indianerlagers in Gräfenberg will gar nicht erst darüber hinwegtäuschen: Die Ureinwohner fristen oft ein trost- und perspektivloses Leben.
Als die Besucher das Indianerlager "Stone Hill" im Gräfenberger Gewerbepark betreten hatten, konnten sie den oberfränkischen Alltag hinter sich lassen. Sie konnten stattdessen eintauchen in die Kultur und Lebenspraxis der "Members of the First Nation". So nennen sich die nordamerikanischen Indianer heute noch voller Stolz.
Zwar hatte der ewige Kampf um das schöne Stücken Erde am Rande des Gewerbeparks dem "Stone Hill"- Lager wieder einiges an Fläche gekostet.
Aber auch unter diesen Bedingungen bleibt es dabei: Die Fest- und Tanzwiese am Fuße des Camps und die romantisch zwischen den Bäumen und Büschen angeordneten Tipis mit ihrer typischen kegelförmigen Anordnung der Holzstangen bieten einen wunderschönen Hintergrund für die indianischen Tanzdarbietungen.
Mitglied des Raben-Clans Einmal im Jahr kommt die Familie der Small Legs Station nach
Gräfenberg. Mit dabei waren heuer der Blackfoot-Indianer Murray Small Legs, seine Ehefrau Antje Small Legs sowie seine Tochter Ivonne Schönke. Auch Edward E. Bryant war nach Gräfenberg gekommen. Er gehört dem Stamm der Tdimshian im kanadischen British Columbia an. Murray Small Legs besitzt als Angehöriger des Raben-Clans der Tsimshian das Recht, einige der uralten Maskentänze aufzuführen.
Der eigentliche Star aber war die Lakota-Indianerin Deanna Shunkaha Wanagiwin, die als Nachfahrin des großen Indianerhäuptlings "Red Cloud" aus dem Pine Ridge Reservat im US-amerikanischen Bundesstaat South Dakota stammt. Heute lebt Deanna Shunkaha Wanagiwin in London.
Spirituelle Anmut Von ihrer spirituellen Anmut hat sie dort aber nichts eingebüßt. Sie faszinierte die Gräfenberger Besucher mit ihren Tänzen.
Auch Ivonne Schönke präsentierte einen traditionellen Tanz ihrer Urahnen und spielte auf der Zedernflöte geheimnisvolle Weisen. Über der Exotik und Schönheit der Bräuche darf aber keineswegs vergessen oder auch nur verniedlicht werden, dass ein Großteil der nordamerikanischen Völker heute ein oft trostloses Leben in Reservaten fristet. Oft sind die Indianer dort alkoholabhängig und ohne Chance, einem Beruf nachzugehen. Auch von der staatlichen Gesundheitsleistungen sind sie oft ausgeschlossen. Deanna Shunkaha Wanagiwin und die anderen wollen die Menschen in Europa über diese Dinge aufklären. Und mit dem Geld, das von ihren Auftritten übrigbleibt, unterstützen sie häufig ihre Stammesangehörigen in den USA und in Kanada.