Fränkische-Schweiz-Marathon: Die Träume des Siegers nach der Aufholjagd

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Start verpasst, Marathon trotzdem gewonnen: der äthiopische Flüchtling Firaa'Ol Eebbisaa Nagahoo. Foto: M. Hoch
Start verpasst, Marathon trotzdem gewonnen: der äthiopische Flüchtling Firaa'Ol Eebbisaa Nagahoo. Foto: M. Hoch

Seinen kuriosen Marathon-Erfolg in Ebermannstadt wird Firaa'Ol Eebbisaa Nagahoo so schnell nicht vergessen. Jetzt hofft der Äthiopier auf professionelles Training - und eine sportliche Karriere in Deutschland.

Eigentlich hatte Läufer Firaa'Ol Eebbisaa Nagahoo alles perfekt geplant: Frühzeitig anreisen, intensiv aufwärmen und dann von vorne weg ins Rennen gehen. Doch als der Äthiopier am Sonntag den Startbereich des Fränkische-Schweiz-Marathons in Ebermannstadt erreicht, ist von der Konkurrenz weit und breit nichts zu sehen. "Ich hatte mich mit der Startzeit vertan, bin zu spät angereist. Da war ich richtig sauer auf mich", erzählt der 26-Jährige.

Nachdem ihm Zuschauer und Helfer erklärt hatten, dass der Rest der Läufer schon knapp fünf Minuten unterwegs ist, fackelt Eebbisaa Nagahoo nicht lange. Das Aufwärmen muss ausfallen, im Sprinttempo geht der Nachzügler auf die Verfolgungsjagd. Mit Erfolg. "Als ich die ersten Läufer nach fünf Kilometer entdeckt habe, hat mich das motiviert."

Nach neun Kilometer hat der äthiopische Asylbewerber, der seit einem Jahr in Deutschland lebt, den Großteil der Konkurrenten eingeholt - von Euphorie ist er zu diesem Zeitpunkt jedoch weit entfernt. "Ich habe auf den ersten Kilometern viel Energie verloren. Aber die Zuschauer waren unglaublich. Sie haben mir Kraft gegeben, um weiterzulaufen."

Die Quälerei lohnt sich. Obwohl er mit den niedrigen Temperaturen und besonders auf der zweiten Teilstück mit starkem Gegenwind zu kämpfen hat, schafft Firaa'Ol Eebbisaa Nagahoo das Unvorstellbare: Er gewinnt den Wettkampf mit sechs Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten.


Training in den Hofer Wäldern

Drei Tage nach seinem fulminanten Rennen sitzt der Sieger in seinem Zimmer einer Asylunterkunft in Hof und denkt über die Zukunft nach. Vor einigen Minuten hat er sein erstes Training beendet, zwei Mal am Tag läuft er durch die Wälder in der Umgebung. Immer für sich alleine, denn in seinem neuen Heimatort sind professionelle Läufergruppen Mangelware. "Deshalb würde ich gerne beim LAC Quelle Fürth trainieren. Das ist aber nicht so einfach." Immerhin konnte er über einen anderen äthiopischen Läufer einen Kontakt herstellen und ein Probetraining vereinbaren. "Wahrscheinlich fahre ich nächste Woche runter."

Es klingt kurios: Würde es mit einem Wechsel zum LAC klappen, wäre dies die erste echte Trainingsstation für den Afrikaner. In seiner Jugend war der Weg zur Schule seine tägliche Laufeinheit. Und nach seiner Flucht nach Belgien hatte er die Sportschuhe drei Jahre lang überhaupt nicht mehr geschnürt. Erst in Deutschland begann er auf eigene Faust wieder mit dem Laufsporttraining.

Das Ziel des Afrikaners: Bei einem großen Marathonwettkampf an den Start gehen. Die Anmeldefrist für den Berlin-Marathon ist längst abgelaufen, vielleicht klappt es noch mit dem Frankfurt-Marathon Ende Oktober. Bei diesen Rennen, weiß Eebbisaa Nagahoo, ist die Konkurrenz enorm stark. Eine Zeit um die 2:10 Stunden traut sich der Äthiopier irgendwann aber zu. Und dann geht vielleicht auch sein großer Traum in Erfüllung. "Für Deutschland bei einem Marathon starten. Das wünsche ich mir."