"Die aktuelle Situation ist sowohl belastend als auch chancenreich. Dauerhafte Ohnmachtsgefühle sind nie gut. Die Herausforderung kann aber auch etwas Motivierendes haben und Kreativität freisetzen." Durch die Pandemie sei jeder gefordert, sein Leben umstellen zu müssen. Die Krise ermögliche jedoch auch mehr Zeit zum Nachdenken und Reflektieren.
Drewke entdeckt beispielsweise aktuell viel Positives: Die Menschen würden sich gegenseitig Platz machen, sich zum Abschied Gesundheit wünschen. Viele würden die Schönheit der Natur und die Freizeitmöglichkeiten in und um Forchheim neu entdecken. "Es verschieben sich die Themen: Weg vom Materiellen und dem Denken an Konsumgüter - hin zu mehr Miteinander, Rücksichtnahme und Kommunikation. Es entwickeln sich ganz andere Werte", stellt Silvia Drewke fest. Die Forchheimer Psychologen raten während einer Krise, wie sie aktuell alle miterleben: Neben all den offensichtlichen negativen Dingen sich immer wieder Positives bewusst zu machen.
Sieben Tipps für den Alltag in der Corona-Krise
1. Medienkonsum dosieren
Sich am besten höchstens einmal am Tag bei ausgesuchten, vertrauenswürdigen Nachrichtenquellen über das Corona-Virus informieren, rät Diplompsychologe Jens Borrmann. Wer zu viele Panik-Nachrichten und Horror-Szenarien lese, fühle sich schnell überfordert. Gerade angespannte Menschen sollten den Zeitraum sogar verlängern.
Borrmann schlägt vor, zu hinterfragen: "Schauen Sie doch ein paar Tage zurück: Was hätten Sie zum Corona-Virus verpasst? Nichts."
2. Sich selbst Genuss gönnen
Die Menschen sollten sich dem Körper und dem Geist bewusst Gutes tun, empfiehlt Diplompsychologin Silvia Drewke. Das könnten konkret zum Beispiel ein langer Spaziergang, gutes Essen, ein schöner, leichter Film oder Entspannungs-Musik sein. Dabei gehe es nicht um Verdrängung, sondern um bewusstes Kraft schöpfen angesichts einer Krise.
3. Optimismus bewahren
Jeder sollte daran denken: Die Krise wird ein Ende finden. Borrmann empfiehlt, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Helfen könne dabei das Konzept der "Regnose": "Wir werden irgendwann zurückblicken und stärker geworden sein." "Vieles kommt uns jetzt dramatischer vor, als in der Rückschau sein wird", stimmt Drewke hinzu.
4. Kontakte aufrechterhalten
Trotz Kontaktsperre sei es ratsam, mit seinen Mitmenschen in regelmäßigem Kontakt zu bleiben. Familienangehörige und Freunde anrufen oder Nachrichten schreiben "Das funktioniert auch über bisher vielleicht ungewohnte Wege wie das Internet", sagt Borrmann. Das können zum Beispiel soziale Medien oder Videotelefonate sein.
5. Rückzug ermöglichen
Angesichts der Ausgangssperre und Homeoffice dürfe man nicht vergessen, sich in und außerhalb der eigenen Wohnung Rückzugsorte oder -möglichkeiten zu bewahren. Das können ein eigenes Zimmer oder festgelegte Ruhezeiten und Pausen sein. Gerade wer beengt wohnt, solle regelmäßig rausgehen und sich frische Luft verschaffen.
6. Tagebuch schreiben
Um das Erlebte zu ordnen, kann es in einer Krise für viele hilfreich sein, ein Tagebuch zu führen. "Es stürzt viel auf uns ein und unser Gehirn kommt nicht hinterher. Indem wir alles Revue passieren lassen und auch Positives festhalten, können wir die Eindrücke ordnen und nicht immer mit uns herumtragen", erläutert Borrmann.
7. Struktur in Alltag bringen
Auch in Krisenzeiten ist es wichtig, das Gefühl von Normalität im Alltag zu behalten. Um das zu erreichen, können ein Tagesplan oder feste Strukturen helfen, raten die Psychotherapeuten. Konkret zum Beispiel: Zu bestimmten Zeiten aufstehen, in Ruhe frühstücken, Mahlzeiten nicht vergessen, Kleidungen wechseln. "Sich zum Homeoffice mal schön anziehen, auch das kann Halt geben", verdeutlicht Drewke.rh