Forchheimer Flächen-Konto leergeräumt

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Diese Wiese wurde in Kersbach 2013 als Ausgleichsfläche angelegt. Foto: p
Diese Wiese wurde in Kersbach 2013 als Ausgleichsfläche angelegt. Foto: p

Seit dem Jahr 2000 verlangt der Gesetzgeber, dass bebautes Land durch freie Flächen ausgeglichen werden muss. Auf einem Ökokonto könnte die Stadt Forchheim Ausgleichsflächen sammeln, aber das macht sie nicht.

Das Ökokonto der Stadt ist leer. "Da steckt man Flächen rein, deren Nutzung noch nicht definiert ist." So beschreibt Manfred Hümmer (Fraktionssprecher der Freien Wähler im Stadtrat) die Funktion eines Ökokontos. "Es geht um Grundstücke, die von der Kommune aufgekauft und als Ausgleichflächen auf dem Ökokonto gelagert werden."

Weil es mit dieser Lagerung nicht klappt, haben die Freien Wähler einen Antrag im Stadtrat gestellt: Es müssten nicht nur Ausgleichsflächen geschaffen werden, sagt Hümmer. "Die Beschaffenheit der Flächen muss dem entsprechen, was man der Natur wegnimmt."

Zum Beispiel: Wird ein Grundstück auf der wertvollen Sandachse bebaut, müsse das mit einem Areal der Sandachse ausgeglichen werden.

Kritik an ad-hoc-Aktionen
Die Grüne Stadträtin Edith Fießer hat sich über den FW-Antrag
"gefreut". Denn auch ihr "gefällt es nicht", wenn ein Grundstück der Sandachse mit einem Grundstück im Burker Wald ausgeglichen werde. "Es muss genau der Lebensraum ausgleichen werden, der verbraucht wird", fordert Fießer. Sie kritisiert Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO)für seine Praxis, Flächen immer nur "ad hoc" zu beschaffen. Stattdessen, so die FGL-Rätin, "muss Geld für die Aufwertung von Flächen bereitgestellt werden".

Sollte das nicht klappen, würden langfristig "die grünen Lungen in Mitleidenschaft gezogen", befürchtet Manfred Hümmer. "Wir haben kein grenzenloses Wachstum, auch wenn das noch durch manche Köpfe spukt." Ein umweltpolitisches Zeichen wäre laut Hümmer dann gesetzt, wenn sich die Politik an der "Konsolidierung des Vorhandenen" orientiert. "Die Ausgleichsflächen sind Mangelware und es ist ein Konstrukt, sie in fremden Gemeinden zu erwerben."

Gefragter Magerrasen
Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) antwortet auf die Kritik: Im aktuellen Haushalt seien keine Mittel für Ausgleichsflächen eingeplant, weil "kein Geld" da sei. Was aber nicht bedeutet, dass sich die Stadt über die Idee des Ökokontos hinwegsetzt. Seit es die sogenannte Eingriffsregelung gibt (in Bayern seit 2000), wurden in Forchheim unentwegt Ausgleichsflächen geschaffen: Beispielsweise 23.116 Quadratmeter Sandmagerrasen für das Bebauungsgebiet Sandäcker; oder 15.000 Quadratmeter für den Krankenhausneubau.

Die Biologin Rotraud Krüger, die in der Stadtverwaltung für das Thema zuständig ist, weist auf die "unglaubliche Dynamik" bei der städtischen Bebauung hin: "Wir brauchen laufend Flächen. Und alle die wir hatten wurden immer sofort verwendet." Daher meint sie: "Dass das Ökokonto der Stadt leer ist, das würde ich nicht negativ bewerten." Zugleich betont die amtliche Naturschützerin aber auch, dass ein volles Ökokonto den Vorteil habe, damit wirtschaften zu können.

Denn: Würden in das Konto Flächen "eingebucht und frühzeitig ökologisch aufgewertet", dann sei eine jährliche Verzinsung von drei Prozent Flächen-Einsparung möglich.

Diese Verzinsung lässt sich die Stadt demnach entgehen; zudem droht die Stadtentwicklung durch das leere Konto gebremst zu werden. "Wenn wir mehr Flächen auf dem Ökokonto hätten, dann wären wir beweglicher", sagt Rotraud Krüger. Als Beispiel nennt sie die Baugebiete Reuther Hut und Buckenhofen-Tränklein. In Reuth sollen Streuobstwiesen, in Buckenhofen sandige Auen bebaut werden. Weil entsprechende Ausgleichsflächen fehlen, werde sich die Bebauung verzögern.