Mit Trapezkunst und einer Deutschlandpremiere eröffnete am Samstag das dritte ZirkArt-Festival in Forchheim.
Schwer atmend hängt Jana Korb in den Seilen. Die Akrobatin ist nicht wirklich angestrengt, sie spielt die Anstrengung, das gehört zum Programm: "Erstes Leid - die Trapezkünstlerin" nennt die Berlinerin ihre Inszenierung am Trapez, das vor dem Forchheimer Rathausplatz aufgebaut ist. Jana Korb rezitiert, während sie sich einige Meter über dem Rathausplatz durch die Luft schwingt, einen Kafka-Text.
Wie sie nach dem Auftritt verrät, versteht sei ihre Trapeznummer als ein Gleichnis, das für sämtliche Künstler gelte, die bei einem Festival wie diesem Forchheimer ZirkArt-Festival auftreten: "Bei der Existenz einer Künstlerin geht es immer darum, kompromisslos zu produzieren." Aber Jana Korb meint das nicht als Vorwurf. Zirkus-Kunst, wie sie am Samstag und Sonntag in Forchheim zu bestaunen ist, sei lebenslange harte Arbeit - und die leiste nur, "wer es wirklich will", ist Jana Korb überzeugt. Sie habe Sport und Kunst studiert, erzählt sie in einem Gespräch mit dem FT. Und daraus leite sich ihre Berufung ab, die sie auf diese Formel bringt: "Sport und Kunst ergibt Zirkus."
Mit den Auftritten von Jana Korb und der nicht weniger geschmeidigen Shakti Olaizola (die mit ihrer Deutschlandpremiere nach Forchheim gekommen war) eröffnete am Samstag das ZirkArt-Festival. In der ersten, sehr heißen Nachmittagsstunde zwischen 15 und 16 Uhr, waren noch einige Lücken in den Zuschauerreihen zu beobachten. Doch spätestens ab 17 Uhr waren die Bühnen (Rathausplatz, Kaiserpfalz, Sattlertor- und Kapellenstraße) dicht umlagert.
Festival-Leiter Lorenz Deutsch war nach der fulminanten Eröffnungs-Gala vom Vorabend, als sich mindestens 2000 Besucher am Rathausplatz drängten, auch am Samstagnachmittag beglückt über den Besucher-Zuspruch: Vor den Bühnen bildeten sich Menschentrauben - zugleich blieb auf dem Festival-Gelände in der Innenstadt "Raum zum Flanieren".
Vor allem war da Raum für Geschichten: Eine der schönsten erzählte wohl die Spanierin Shakti Olaizola, die sich mit unglaublichen Verdrehungen, auf Händen und Bücherstapeln balancierend, durch die Welt einer Leserin tanzte. Aus der Welt der Liebesbeziehungen erzählte Deux sans Trois, ein Zirkustheater mit Geige und Schreibmaschine, das die Besucher vor der herrlichen Kulisse der Kaiserpfalz zu Beifallstürmen hinriss.
Spektakulär auch der Auftritt des Berliners Klaus Lang. Sein Ansatz: die Interaktion. Lang spielt immer mit einem Mann aus dem Publikum, den er Horst nennt. Am Samstag traf es den Forchheimer Sebastian Bongatz. Für ihn sei es der dritte Besuch beim ZirkArt-Festival, erzählte Bongatz. "Wenn man in der ersten Reihe sitzt, hat man das Risiko, dass es einen trifft. Bongatz durfte sich in einen braunen Arbeitsanzug quetschen und eine Perücke überziehen. Der Forchheimer assistierte dem Beriner Straßenkünstler vorbildlich, beinahe wirkte sein Auftritt eingeübt. Als ihm Klaus Lang einen Tacker an den Kopf hielt, um die Perücke festzumachen, schrie Bongatz laut auf. Kommentar Klaus Lang: "Der Witz bleibt im Gedächtnis."
Im Gedächtnis wird den Besuchern des ZirkArt-Festivals in jedem Fall irgendeine Form der Jonglage bleiben. Denn es gab kaum eine Bühne, in der nicht Gegenstände kunstvoll durch die Luft flogen:
Während der Forchheimer Dennis Kobylinski die Musik beisteuerte, ließen beispielsweise das Jonglierduo M.Lilley und Cortes Young Bälle und Hüte fliegen; La Trocola Circo erschloss den verblüfften Zuschaurn sogar die Jonglage mit Blumentöpfen und aus Blumentöpfen heraus. Und der haarsträubend komische Beppe Tenenti spielt auf skurril-zerstörerische Art mit Tischtennisbällen. Während Tenenti das Ballspiel vor allem durch Komik anreichert, wird bei Stefano di Renzo die Balljonglage zur puren Artistik, für die zwei Hände nicht ausreichen. Renzo bezieht auch die Füße, die Knie, den Nacken oder die Kniekehle mit in sein Ballspiel ein.
Annika Gloystein, die das Festival mit organisiert, hatte (wie wohl die meisten der 70 ZirkArt-Helfer und Organisatoren) kaum Zeit, selbst viele Auftritte mitzuverfolgen. "Nur Peter Spielbauer habe ich fast ganz gesehen", erzählte sie. Und Festival-Leiter Lorenz Deutsch hatte sich vorgenommen, wenigstens die Deutschlandpremiere von Shakti Olaizola in Forchheim live mitzuerleben. Wobei Gloystein betonte, dass die Freude des Festival-Machens nicht nur darin besteht, die Künstler auf der Bühne zu sehen. Auch das gemeinsame Abendessen nach der Gala vom Freitag sei beispielsweise ein Ereignis gewesen. "Da kommt eine große Künstlerfamilie zusammen. Viele Künstler kennen sich von anderen Spielorten und waren glücklich, sich in Forchheim wiederzusehen."
Eine Veranstaltung die es in sich hat. Wir haben uns das Abschlußgedicht am Freitagabend zu Herzen genommen und auspobiert. "Willst du Liebe, Gehdicht" Was sollen wir sagen, es hat..... Nochmals vielen, vielen Dank, hat Spass gemacht.