Menschen aus über 20 Nationen leben in Forchheim. Doch die Förderung des Integrationsangebotes läuft aus. Was dann?
Deutsche Sprachkenntnisse sind der Schlüssel zur Integration. Darüber sind sich Hilfsorganisationen und Politiker einig. "Besonders die Inte grationslotsen leisten einen wertvollen Beitrag", urteilt Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO). Doch Integration ist mehr. "Das ist ein Mosaik von vielen Bausteinen", findet die Bamberger Integrationsbeauftragte Eva Slamena, Dozentin an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.
Allein der von "Ratio e.V" herausgegebene Integrationswegweiser listet ein paar Dutzend Anlaufstellen für Forchheimer mit Migrationshintergrund auf. Und: 2014 läuft die Förderung der Forchheimer Integrationsangebote (FINA) aus. Deshalb wird nun ein(e) Integrationsbeauftragte(r) gefordert.
In vielen Bereichen ist das alltägliche Miteinander von Franken und Forchheimern anderer Nationalität bereits gelebte Praxis. Etwa in der offenen Jugendarbeit in Forchheim-Nord.
"Das ist ein bunter Haufen",berichtet Bettina Schuierer von der offenen Jugendarbeit Forchheim-Nord. Da ergäben sich Diskussionen über Demokratie, über Wahlen, Religion oder Menschenrechte nahezu automatisch.
Gibt es im Hilfe- und Beratungszentrum der Caritas Sprach-Probleme, greift Thilo Schmitt ganz selbstverständlich zum Telefon und fragt bei Kathrin Reif vom Bürgerzentrum Forchheim-Nord nach einem der 25 Integrationslotsen, der als Dolmetscher fungiert. Daraus hätten sich bereits Freundschaften entwickelt, weiß Schmitt.
Ausgebildet werden die Integrationslotsen, die gute Deutschkenntnisse, Empathie zu den Mitmenschen und Kommunikationsfähigkeit mitbringen müssen, von Kathrin Reif und Eva Slamena. In sieben Wochen werden die Interessenten geschult in Kommunikation, erfahren Grundlegendes über das bayerische Schulsystem, das Arbeitsrecht und das Wesen des Ehrenamtes.
Das bedeutsamste Modul aber beschäftige sich mit "Brücken und Bremsen" der Integration.
Schnell heimisch werden "Hier geht es um Hilfsbereitschaft, das Miteinander, um Offenheit und Freunde finden", skizziert Eva Slamena. Ziel sei es, "Angst vor dem Neuen, Unsicherheit, Vorurteile und Ghettoisierung verhindern, dass jemand hier schnell heimisch wird." Deshalb komme der Netzwerk-Bildung eine ganz besondere Bedeutung zu. Durch das Miteinander von Helfern und Ratsuchenden entstünden Kontakte zu deren Bekanntenkreis und zu einheimischen Mitbürgern und Nachbarn.
Das geht natürlich nicht ohne Sprachkenntnisse in deutsch. Ob Arbeitsvermittlung oder Berufsberatung, Kontakte zu Erzieherinnen im Kindergarten oder anderen Eltern, Sport oder Freizeit, immer ist die Sprache der Schlüssel zum gegenseitigen Verständnis.
Nicht selten profitieren auch die Integrationslotsen selbst von der Vielfalt der Kontakte. "Wir suchen keine Perfektionisten", beruhigt Slamena. Kontaktfreudigkeit und Sprachkenntnisse genügen.
Oft sei es das persönliche Engagement, die Vorbildfunktion eines Integrationslotsen, das andere ermutige, sich in den Dienst der guten Sache zu stellen. Wie etwa Dhaurgham Al-Dabagh (67), ehemaliger Professor an der Universität Bagdad, der mit seiner deutschen Frau seinen Lebensabend in Forchheim verbringt. Er will, dass seine Landsleute von seinen Erfahrungen profitieren, die er machte, als er 1962 erstmals nach Deutschland kam, um zu studieren. Er war gut vorbereitet. "Man kann nicht einfach so in ein Land einreisen und keine Ahnung haben", findet Al-Dabagh. "Man muss am Leben der Menschen teilnehmen."
Zu den Integrationslotsen zählen auch die Enkel ehemaliger Auswanderer nach Brasilien, die wieder zurück nach Deutschland gingen.
Ihre Neugierde, etwas über ihre Urahnen zu erfahren, erleichtere es ihnen, hier Wurzeln zu schlagen.
Weitere innovative Ideen, das Zusammenleben unterschiedlicher Nationalitäten zu erleichtern und das gegenseitige Verständnis zu fördern, sind Corinna Rauchs Theaterprojekt mit Asylbewerbern und die Kinder-Tanzgruppe, die von einer Frau aus Kasachstan geleitet wird.
Deutsch-Unterricht im Kindergarten
Integration soll gelebt werden