Klaus Backer möchte nicht als Politiker, sondern als "Mediator und Diplomat " Oberbürgermeister sein.
Klaus Backer ist gewiss keiner, der zum Lachen in den Keller geht. Doch wer seine Lebensfreude und die große Leidenschaft des 51-Jährigen erleben will, der sollte ihn in seinem Keller besuchen. Den hat er gerade in ein Irish Pub umgebaut. Neben der Tür bollert ein Kaminofen, in der Ecke steht ein Schrank voller Whiskey-Flaschen. An der Wand lehnt eine Gitarre: Die Decke des Korpus ist in den Farben der irischen Flagge lackiert, ein Freund hat sie ihm geschenkt.
Der Traum von Irland habe ihn nicht losgelassen, seit er 20 Jahre alt war. Als er in der Silvester-Nacht 2003 "Jonny-Boy" von Garry Moore hörte, wurde der Song zur Initialzündung für seine erste Irlandreise. Die Geselligkeit in den Pubs, die Folk-Musik, die Gastfreundschaft und Eigenwilligkeit der Menschen, die Whiskey- und Esskultur, all das fasziniere ihn. 23 Mal hat er das Land seitdem bereist (zuletzt im Oktober) und einen 14-köpfigen Irland-Freundeskreis aufgebaut.
Wenn der 51-Jährige bei einem Glas Jameson über sein Leben erzählt, dann ist das eine spannungsreiche Geschichte, die sich zwischen zwei Polen hin- und herbewegt, die gar nicht so leicht zusammenzukriegen sind.
"Ich bin konservativ-modern", sagt er über sich. Auf der einen Seite ist der Musiker und Motorradfahrer und Genussmensch Backer, der in zwei Bands spielt, fürs Leben gerne kocht und Whiskey-Tastings veranstaltet. Auf der anderen Seite der traditionelle Backer, der Konservative und Pflichtbewusste. Mit 19 Jahren verpflichtete er sich zwölf Jahre als Zeitsoldat, wurde Oberfeldwebel; gründete mit 23 Jahren eine Familie und lebte ein, wie er rückblickend sagt, "nicht sehr aufregendes Leben".
Seine zweite Karriere machte Klaus Backer als Diplomverwaltungswirt in der Forchheimer Stadtverwaltung, wo er mittlerweile Chef des Ordnungsamtes ist.
Und wenn sich Backers Traum erfüllt, beginnt im März seine dritte Karriere - als Oberbürgermeister an der Spitze eben dieser Verwaltung, die er seit 21 Jahren kennt.
Entstanden sei die Idee schon vor vier Jahren, sagt Backer. Groß gesprochen hat er darüber nicht. Seine Frau Alice jedenfalls überraschte er gründlich mit dem Plan, Kandidat im OB-Wahlkampf zu werden: "Sie hat erst mal nix gesagt", erzählt Klaus Backer. Nach zwei Tagen habe sie dann gesagt: "Ich stehe hinter Dir."
Ein "Neutrum" an der Spitze
Klaus Backer ist gewiss der unkonventionellste Wahlkämpfer in diesem Rennen um das Amt des Oberbürgermeisters. Im Gegensatz zu seinen drei Mitbewerbern gehört der Forchheimer keiner Partei an. Und bis vor wenigen Wochen wussten nur wenige Menschen in der Stadt, was den 51-Jährigen antreibt. "Ein ganz anderer Ansatz" soll ihm den Erfolg sichern.
Der Verwaltungsexperte hat die "feste Überzeugung", dass "ein OB kein Politiker sein sollte". Im Stadtrat säßen doch schon 40 Politiker, sagt Backer: "Wozu noch einer? Ich würde mich daher als Oberbürgermeister in der Rolle des Mediators oder Diplomaten sehen". Wer als "Neutrum" die Verwaltung leite, werde es leichter haben, bei Sachthemen mitzureden und dem 400-Mann-Unternehmen der Verwaltung Impulse geben, ist Klaus Backer überzeugt.
Was nicht heißen soll, dass er ein unpolitischer Mensch ist. Seit seiner Volljährigkeit sei er politisch engagiert, viele Jahre auch parteipolitisch. Ob er sich der CSU noch nahe fühle? "Nein!" Er sei, schon familiär bedingt, permanent in politische Gespräche eingebunden: Mit seiner Schwägerin, die SPD-Bürgermeisterin in Kirchehrenbach ist; mit seinem Schwiegervater, dem ehemaligen FW-Bürgermeister von Kirchehrenbach.
"Aber vor allem hole ich den Stoff von der Jugend", sagt Klaus Backer und blickt stolz in die Runde: Seine zwei Töchter und zwei Stieftöchter gehören zu den Stoff-Lieferantinnen. Dieses Quartett und Ehefrau Alice Pleyer sind die engsten Wahlhelferinnen von Klaus Backer.
So ein Typ?
Auch an diesem Abend im privaten Irish Pub im Ortsteil Burk haben sich die jungen Frauen (zwischen 21 und 25 Jahre alt) um ihn geschart und helfen, das Profil ihres Vaters und Stiefvaters zu schärfen. "Meine Freunde waren schon überrascht, dass so ein Typ, ein Musiker, Oberbürgermeister werden will", sagt Tochter Daniela. Sie freut sich, dass sich durch die Kandidatur ihres Vaters viele in ihrem Freundeskreis für den OB-Wahlkampf interessieren, obwohl sie vorher mit Politik nichts am Hut gehabt hätten.
Als "ruhig - und doch mit Nachdruck", erlebt Daniela ihren Vater.
Und Stieftochter Svenja sagt, er könne "auch schimpfen - aber er ist nie nachtragend." Vor allem schätze sie die "sentimentale Seite" ihres Stiefvaters: "Bei traurigen Filmen - da läuft schon mal ein Tränchen."
Wenn Klaus Backer in die Rolle des "Familienmensch" schlüpft, dann kocht er für seine Lieben Paella oder Irish Stew. Oder fährt mit den "Mädels" zu einem Rock-Konzert. "Fürsorgepflicht", das hat er sich auf die Fahnen geschrieben. Die täte auch der Stadtverwaltung gut, meint Backer und versetzt sich für einen Moment in die Position des Rathauschefs: "Es ist ein schwerer Rucksack an der Spitze dieser Verwaltung zu stehen." Das Personal sei ja nicht gerade verwöhnt, was Förderung und Lob betreffe.
Kein Workaholic
Das würde sich unter einem unabhängigen Oberbürgermeister Backer ändern, betont der Kandidat.
"Eines ist sicher, ich werde kein zweiter Franz Stumpf - unser Oberbürgermeister ist ein Workaholic." Klaus Backer setzt auf seine Gelassenheit ("Schlaflose Nächte kenne ich nicht, dafür bin ich viel zu ausgeglichen") - und auf die Strategie "von Tag zu Tag zu denken".
Daher mache er auch "keine großen Wahlversprechen". Eines werde sich unter einem OB Backer in
Forchheim aber natürlich ändern, fügt er augenzwinkernd hinzu: Es werde eine irische Partnerstadt geben.