Der Forchheimer Hufschmied Lothar Hartmann kümmert sich nicht nur um die "neuen Schuhe" der Pferde.
Hufschmiede, sind das nicht jene Männer, die auf einem glühenden Stück Eisen herumhämmern? Natürlich gehört das Schmieden eines Hufeisens auch zum Handwerk, sagt Lothar Hartmann. Aber während sich der 52-Jährige über die Schulter blicken lässt und seine Handgriffe erklärt, hat man für Momente den Eindruck: Hier arbeitet nicht ein Schmied, sondern ein Anatom oder ein Pferde-Orthopäde, der sich der "Millimeterarbeit" an einem "Garniergelenk mit 18 Bändern" widmet.
Der Forchheimer Hufschmied kümmert sich an diesem Nachmittag um Gandela. Das zwölfjährige Springpferd von Ute Bezenka kriegt "neue Schuhe". Das Horn an den Hufen eines Pferdes wächst in sechs Wochen etwa um einen Zentimeter nach, erklärt Lothar Hartmann. Gandela steht auf drei Beinen, während der Hufschmied mit Messer und Raspel den linken hinteren Huf ausschneidet und glättet.
"Die hat das von klein auf gelernt", erklärt Ute Bezenka das "ganz unaufgeregte Verhalten" ihres Pferdes während des Beschlagens. Die Reiterin hat sich auf Empfehlung von Freunden an den Forchheimer Hufschmied gewandt. Lothar Hartmann hat den Ruf, Pferde nicht einfach nur zu beschlagen; sondern deren mögliche Probleme über eine Analyse der Hufe zu verstehen - und zu beheben.
Gelernt hat er das im internationalen Pferdeleistungszentrum Riesenbeck von Ludger Beerbaum, einer der weltweit erfolgreichsten Springreiter. Das Leistungszentrum bei Osnabrück ist nicht nur für Reiter eine Adresse mit magischem Klang. Jährlich treffen sich dort ambitionierte Hufschmiede aus ganz Europa. Um an Ausbildungsworkshops teilzunehmen, die dann in Wettbewerbe münden. Zuletzt belegte der Forchheimer Lothar Hartmann in dem Feld von 45 Teilnehmern den achten Platz.
Ludger Beerbaum und sein Hufschmied Stefan Wehrli sind die Veranstalter. "Ludgar Beerbaum hat es sich zur Aufgabe gemacht, den deutschen Hufbeschlag zu unterstützen", sagt Lothar Hartmann. Bei den Wettbewerben geht es nicht darum, wer am schnellsten ein Pferd beschlägt. Sondern darum, die Probleme und Eigenheiten der Pferde mit Blick auf deren Anatomie zu erkennen. "Man kann den Huf lesen", sagt Lothar Hartmann.
Knetgummi-Modelle
Dann nimmt er einen Stift und malt auf einen Huf der Stute Gandela einige Striche, um den Winkel des Huf-Beins sichtbar zu machen. Zur Schulung im Leistungszentrum von Ludger Beerbaum gehört es beispielsweise auch, das Huf-, Strahl- und Kronbein eines Pferdes mit Knetgummi nachzubilden.