Carl Schell ist Baufachberater. Die wichtigsten Eigenschaften des 47-Jährigen sind sein Gefühl für Baustoffe und ein gutes Nervenkostüm.
Die Einsatzkiste von Carl Schell steht bereit. Darin finden sich ein Rissbreitenmesser, eine Lupe, ein Entfernungsmesser und ein Markierungsspray. Carl Schell ist Baufachberater. Doch gerufen wird der 47-Jährige nicht, wenn etwas gebaut wird, sondern wenn ein Gebäude vom Einsturz bedroht ist.
Seit 2007 engagiert sich Carl Schell beim Technischen Hilfswerk (THW) Forchheim. Wer Baufachberater werden will, muss nicht nur diverse THW-Lehrgänge durchlaufen, um seine Eignung nachzuweisen; er muss auch bestimmte berufliche Voraussetzungen mitbringen und entweder Ingenieur oder Meister im Bauhauptgewerbe oder Bautechniker sein. Carl Schell ist Letzteres.
Wenn der Untergrund nachgibt...
Wenn es brennt, wie jüngst in einem Wohnhaus in Dormitz, dann wird Carl Schell per Funkalarmierung an den Brandort gerufen. Der Einsatzleiter gibt dem Baubeauftragten dann seinen Auftrag.
In Dormitz ging es darum, die Standsicherheit des Dachstuhls zu begutachten. Schell kam zum Ergebnis: "Der Dachstuhl hält."
Heikler war kurz zuvor der Einsatz an der A7, als Carl Schell angefordert wurde, um den Einsturz der Brücke zu beurteilen. Die Arbeiten mussten mit technischem Gerät überwacht werden, um zu beurteilen, ob sich die Bauteile noch bewegen.
Manche Einsätze sind so riskant, dass es gilt, auf Abstand zu gehen. Carl Schell erzählt von dem Haus im Bamberger Ortsteil Gaustadt, das vom Einsturz bedroht war. "Der Untergrund hatte nachgegeben und die Einsatzkräfte mussten zurückgezogen werden."
Gefühl für Baustoffe
Was ist die wichtigste Fähigkeit, die ein Baufachberater mitbringen muss? "Man braucht Verständnis und ein Gefühl für die Baustoffe", sagt der 47-Jährige Stuttgarter, der seit 17 Jahren in Forchheim lebt.
"Außerdem darf man sich keinen Stress machen lassen und braucht einen gesunden Respekt."
Wie die Baustoffe nach Bränden oder Unfällen reagieren - dies richtig einzuschätzen, ist die verantwortungsvolle Aufgabe des THW-Beraters. Er muss entscheiden, ob ein Haus nach einem Brand noch bewohnbar ist. Oder wie es um die Standsicherheit einer Brücke bestellt ist, wenn sie gerammt wurde. Bislang habe er sich glücklicherweise noch nie verschätzt, sagt Carl Schell, dessen Einsatzorte sich bis nach Coburg oder in das Nürnberger Land erstrecken. Im Juni war er auch beim Hochwasser in Simbach dabei. Acht Tage war er beschäftigt, Urteile über die Standsicherheit von Häusern zu fällen.