Wie die Ärmsten unter der Pandemie leiden, erleben Markus Zwosta aus Neuses und seine Frau hautnah: Aus einem philippinischen Slum senden die Helfer angesichts der weltweiten Krise eine Botschaft in die fränkische Heimat.
Die Corona-Krise hat das Leben in Deutschland verändert. Welche verheerenden Auswirkungen die Pandemie für die "Ärmsten der Armen" auf der Welt hat, erfährt Markus Zwosta aus Neuses derzeit täglich. Seit über einem Jahr sind der Franke und seine Frau Verena als Sozialarbeiter in einem Slum der philippinischen Hauptstadt Manila im Einsatz.
Seit 15. März ist die Megastadt des südostasiatischen Inselstaates wegen der Ausbreitung des Coronavirus abgeriegelt. Die Folge: Viele Slumbewohner leiden Hunger. Die Zwostas organisierten deshalb Reis für Menschen, die wegen der Ausgangssperre seit Tagen nichts gegessen hatten. Markus und Verena Zwosta, die in Bamberg geheiratet haben, leben mitten in einem Slum Manilas, um den Menschen dort zu helfen. Das Paar berichtet dem FT per Videotelefonie aus ihrem 15-Quadratmeter-Zimmer.
Zur Angst kommt die Hungersnot
Angesicht der humanitären Not, die das Virus und die verhängte Ausgangssperre in Manila auslöst, betont der Eggolsheimer: "Die Corona-Krise löst hier nicht nur Angst vor der Krankheit sondern tatsächlich Hunger aus. Das ist wirklich krass." Wer im Slum verdonnert wird, daheim zu bleiben, habe schlicht keine Möglichkeit mehr, sich Essen zu kaufen. "Wenn keine Hilfe kommt, dann hungern die Menschen hier. Und das ist schlimm mit anzuschauen", sagt der 33-Jährige. "Das sind alles unsere Nachbarn und Freunde. Das nimmt einen sehr mit", fügt seine Frau hinzu: "Wenn man das hier sieht, dann erscheint die Sorge, kein Klopapier mehr zu haben, wohl weniger schlimm."
Nahrung für die Nachbarn
Um den Slumbewohnern zu helfen, haben die Zwostas Reis zum Essen für 115 Familien organisiert und ausgegeben. Für umgerechnet knapp 550 Euro (30 000 philippinische Peso) können sich so über 500 Menschen für drei bis vier Tage ernähren. Für ihre Nachbarschaft konnten die Zwostas Reis für einen Monat besorgen. Aber in anderen philippinischen Armenvierteln gebe es noch tausende Familien, bei denen unklar sei, wie sie etwas zu essen bekommen.
Zwischen China, wo das Coronavirus erstmals auftrat, und den Philippinen herrschen intensive wirtschaftliche Beziehungen. In den philippinischen Slums leben viele arme Menschen auf engstem Raum: Haben die beiden Deutschen keine Angst vor dem Virus? Um sich selbst machen sich Markus und Verena Zwosta weniger Sorgen, da sie eine deutsche Krankenversicherung haben. Wohlhabendere Menschen könnten sich auf den Philippinen im Gegensatz zu Armen eine gute Krankenversorgung leisten.
Nur drei Kliniken für Corona-Fälle
In der 13-Millionen-Einwohner-Metropole Manila gebe es aktuell nur drei Krankenhäuser, in denen Corona-Patienten behandelt werden. Auf den Philippinen leben über 106 Millionen Menschen. Das Land habe bislang nur rund 4000 Corona-Tests durchgeführt, berichtet Markus Zwosta. Politiker und Prominente seien bevorzugt getestet worden. Offiziell gebe es circa 500 bestätigte Fälle, aber die Dunkelziffer sei viel höher.
Das Angebot der deutschen Botschaft, sie zurück nach Deutschland zu fliegen, haben die beiden abgelehnt. Sie wollen weiter helfen. "Wenn wir vor dem Virus Angst haben würden, müsste man überall Angst haben, auch in Deutschland", meint Verena Zwosta.