Dunkle Wolken im Haider Karpfenland

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Thomas Speierl (Leiter der Fischereifachberatung im Bezirk Oberfranken), Anatoli Nagel und der Bezirkstagspräsident Günther Denzler (v. l.) zeigen drei Exemplare. Fotos: Sylvia Hubele
Thomas Speierl (Leiter der Fischereifachberatung im Bezirk Oberfranken), Anatoli Nagel und der Bezirkstagspräsident Günther Denzler (v. l.) zeigen drei Exemplare. Fotos: Sylvia Hubele
Ein Karpfen in den Händen der Fachleute: Schleimhaut und Kiemen werden genau begutachtet.
Ein Karpfen in den Händen der Fachleute: Schleimhaut und Kiemen werden genau begutachtet.
 

Die Liste der Herausforderungen ist lang, mit denen die Fischwirte bei Haid derzeit kämpfen müssen.

An einem Fischweiher direkt hinter Haid trafen sich Teichwirte, Fischexperten und andere an der oberfränkischen Teichwirtschaft Interessierte, zu denen unter anderem Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz und andere Politiker gehörten.
"Die traditionellen Fischwirtschaft im Aischgrund hat eine jahrhundertealte Tradition", wies Bezirkstagspräsident Günther Denzler (CSU) auf den "hervorragend gewählten Gesprächsort" hin. Doch so malerisch, wie alles aussieht, ist die Lage in der Fischwirtschaft keinesfalls.


Quicklebendige Karpfen

Denn schon im Juli mussten die ersten Karpfen per Notabfischung aus den Weihern geholt werden, in denen aufgrund der langanhaltenden Trockenheit nicht mehr genug Wasser war. Das berichtete Anatolij Nagel, der in der Nachfolge seines Schwiegervaters Fritz Nagel in diesem Jahr zum ersten Mal als Organisator fungiert.

Da Nagel die Dämme der Weiher gerade frisch saniert hatte, lief er alleine zum Weiher und brachte quicklebendige Karpfen zu den Fachleuten. Diese schauten den Karpfen in die Kiemen, streichelten über deren Schuppen und befanden: Sie sind gesund. "Das Defizit an Regen halte schon seit 2014 an", befand Denzler. Inzwischen liege der Grundwasserspiegel etwa 30 Prozent unter dem normalen Stand. Auch wenn vor zwei Wochen rund fünfzig Liter Regen auf manchen Quadratmeter geprasselt sind, reiche das noch lange nicht aus.


Tropfen auf den heißen Stein

Regen und Gewitter haben den Mangel nicht beseitigt, sondern waren lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Außerdem wirke sich der schnelle Wechsel zwischen Hoch- und Tiefdruck auf den Sauerstoffgehalt der Teiche
aus.

Die Kormorane plagen die Fischer in diesem Jahr dafür nicht so sehr. Daran sei der frostige Winter schuld, ist sich Denzler sicher. Bis März waren die Weiher gefroren, so dass sich die Vögel ein anderes Gebiet zum Fischfang suchen mussten und unter anderem auf die Aisch auswichen. Trotzdem plädierte Denzler dafür, die artenschutzrechtlichen Ausnahmen, nach denen die Vögel auch bejagt werden dürfen, für die nächsten zehn Jahre zu verlängern.

Auch die Biber hätten in diesem Jahr geringere Schäden angerichtet, berichtet Denzler. Dafür drohe mit dem Otter eine neue Gefahr für die Teichwirte. Da dieser im Landkreis Bamberg bereits gesichtet wurden, könne nur noch eine Frage der Zeit sein, bis dieser auch im Aischgrund auftauche.

Maria Rudolf aus Deusdorf, die dort eine kleine Forellenzucht betreibt, erzählte, wie die Otter die Fische aus dem Weiher holen: Ein einziger Otter fresse etwa zwei Forellen täglich: Verköstige sich eine ganze Otterfamilie am Teich, dauere es nicht lange, "bis von 750 Forellen nur noch 57 Fische beim Abfischen übrig sind". Bei einer Diskussion über mögliche Entschädigungen sind sich die Teichwirte einig: Sie wollen nicht entschädigt werden, sie wollen einfach ihre Fische großziehen. "Wir betreiben echten Artenschutz", berichtete Maria Rudolf mit Blick auf Eisvögel, Libellen und andere Tieren.

Kommt der Fischotter zu den Haider Teichen nach Hallerndorf, werden wohl kaum noch Karpfen eingesetzt: "Dann kann in den Teichen Reis angebaut werden", kündigte Nagel an. Das Naturschutzgebiet Haid entstand durch die Teichwirtschaft.
Wird diese eingestellt, steht eventuell die gesamte Teichlandschaft im Aischgrund infrage. Damit es möglichst nicht dazu kommt, treffen sich die Experten und Teichwirte und beraten, wie sie Naturschutz, Teichbewirtschaftung und die Erzeugung regional hochwertiger Produkte unter einen Hut bekommen können.