Eine Begegnung mit einer bewegten Familiengeschichte von der Bukowina bis in die USA war das Treffen der Mücks in Forchheim.
"Über 40 Mücken und ein schwarzes Schaf", grüßt der 51-jährigeThomas Mück beim Betreten des Séparées im Gasthaus "Stadtlockal" in Forchheim. Als schwarzes Schaf bezeichnet er seinen Onkel Peter. Er hat unter diesem Titel die Familiengeschichte der Mücks im 20. Jahrhundert aufgezeichnet. Grund des großen Familientreffens sind vier runde Geburtstage: dreimal der 80. und ein 70., zwei Brüder und zwei Schwägerinnen. So ein Zusammentreffen ist nur wahrscheinlich bei einer großen Familie.
Das sind sie auch. Valeria und Otto Mück aus der Bukowina in Rumänien - heute ganz in der Nähe der ukrainischen Grenze - hatten acht Kinder; der Sohn Genio ist inzwischen verstorben, aber selbstverständlich sind seine Witwe und weitere Abkömmlinge bei der Familienfeier dabei.
"Mein Mann wollte einmal Deutschland sehen und erleben, dass es bei uns Brauch ist, bei allen Familienfeiern zu singen", outet sich Karin, geborene Mück, die seit 1980 in den USA lebt. Sie ist die Tochter von Bert und Ricky Mück, deren 80. Geburtstag eben ansteht. "Wir werden bestimmt singen", sagt ihr Vater in breitem fränkischen Tonfall.
Eintritt in die US-Army
Bert wanderte schon 1957 in die Vereinigten Staaten aus und trat in die Us-Army ein, hatte aber das Glück, meist in Deutschland stationiert zu sein. Für seine letzte Dienstzeit entschied sich die Familie nach Maryland zu gehen. Und Tochter Karin fand dort ihren Ehemann. 21 Jahre lang, so sagt Thomas, habe er seine Cousine nicht gesehen.
Als Bäcker nach Oberschlesien
Die Geschwister Mück haben vier verschiedene Geburtsregionen. Das ist eine unmittelbare Folge der Expansion des Deutschen Reichs nach Osten und des Zweiten Weltkriegs. Die Ältesten - Otto ist 87 - kamen in der Bukowina auf die Welt. Nach der Eroberung der damals rumänischen Region um Cernowitz durch die Wehrmacht glaubte Otto, seiner Familie Sicherheit und Wohlergehen bieten zu können, wenn er sich der Bewegung "Heim ins Reich" anschloss und einen neuen Wohnsitz im westlichen Polen annahm: In Warthenau (Zawiercie) in Oberschlesien konnte sich der Bäcker niederlassen.
Der Weg in die neue Heimat führte über ein Sammellager für Umsiedlungswillige im Schwarzwald. So steht Bad Liebenzell in Elfriedes Geburtsurkunde. Aus dem hoffnungsvollen Neuanfang in Warthenau wurde schon vier Jahre später ein Desaster. Vor der heranrückenden russischen Armee musste die Familie fliehen - mit einem Pferdegespann.
Ihr Treck führte über Dresden. Das Brandinferno bei den Bomberangriffswellen im Februar 1945 hatte die Familie gewissermaßen im Rücken, denn man durfte gerade noch rechtzeitig weiterziehen. Endstation waren Hetzelsdorf beziehungsweise Poppendorf in der Fränkischen Schweiz. "Ich wurde in einem Schweinestall geboren", sagt dazu Peter, Jahrgang 1946. Die große Flüchtlingsfamilie hatte tatsächlich einen aufgelassenen Stall als Wohnstätte zugewiesen bekommen. Auch der Jüngste, Kurt, der seinen 70. feiert, ist dort geboren. 1952 konnten die Mücks nach Forchheim umziehen.