Die Bürde des Amtes

2 Min
Dekan Günther Werner, Cornelia Bachmann, Matthias Haag, Hermann Grünsteudel, Georg Hostalka, Manfred Stahl (v.l.) Foto: Franz Galster
Dekan Günther Werner, Cornelia Bachmann, Matthias Haag, Hermann Grünsteudel, Georg Hostalka, Manfred Stahl (v.l.) Foto: Franz Galster

Die evangelische Gemeinde in Hetzelsdorf hat einen neuen Pfarrer. Matthias Haag kommt aus Israel.

Einen wahren Freudentag haben die beiden Kirchengemeinden in Hetzelsdorf und Wannbach erlebt. Nachdem Matthias Haag in sein Amt eingeführt worden ist, haben sie wieder einen Seelsorger. "Einfach spitze, dass du da bist", sang der Kinderchor schon am Anfang des Gottesdienstes und traf damit die Stimmung in der Kirche St. Matthäus. Sie war erfüllt von Dankbarkeit, Vorfreude und Erleichterung.

Dekan Günther Werner setzte sich anschließend intensiv mit dem Leben des neuen Pfarrers auseinander. Zur Welt gekommen ist Matthias Haag 1958 in Schweinfurt. Werner ging auf Haags Studienzeit ein, in der die Befreiungstheologie eine wichtige Rolle gespielt habe. In den 80ern habe sich Haag dann langsam an den Pfarrberuf angenähert. Als im Herbst 1989 die Berliner Mauer fiel und die Geschichte Deutschlands und Europas auf ein neues Gleis gehoben worden ist, war Haag gerade Pfarrer in Coburg.


Was ist Heimat?


Die Zeit in Laufach bei Aschaffenburg sei dann "eine ökumenische Dimension in der Diaspora gewesen, die anschließende Tätigkeit in der Erlösergemeinde in Erlangen eine Herausforderung mit Menschen ganz verschiedener Prägung und auch verschiedenen Glaubens.

Jetzt kam Haag mit seiner Frau Ulrike nach zwei Jahren Wirken in Nes Ammim, dem einzigen und seit 1964 existierenden christlich-jüdischen Kibbuz, aus Israel zurück. Dort sei Haag auch mit der Frage konfrontiert worden, was denn genau Heimat ist. Diese Frage beantwortet sich nicht von selbst, das gilt auch für einen Pfarrer. "Hetzelsdorf und Wannbach können eine neue Heimat werden", wandte sich Dekan Werner an Haag. Heimat, das bedeute aber auch immer den Brückenschlag vom Diesseits und dem Reich Gottes.
Nach diesen Reflexionen übergab Werner dem neuen Pfarrer von Hetzelsdorf und Wannbach schließlich die Ernennungsurkunde. Zuvor hatten noch Werner für die Landeskirche, Georg Hostalka und Hermann Grünsteudel für die Gemeinden, Manfred Stahl für die ehemalige Gemeinde in Erlangen und Cornelia Bachmann, eine Freundin seit Studienzeiten, Matthias Haag die Hand zum Segen aufgelegt.

Georg Hostalka, der im Hetzelsdorfer Kirchenvorstand sitzt, machte Haag dann schon einmal mit den Realitäten vor Ort vertraut: "Die Kirche St. Matthäus wird wahrscheinlich nicht oft so voll sein wie heute." Aber wenn zu den Gottesdiensten zwischen 50 und 75 Gläubige den Weg in die Kirche finden würden, wäre das schon mehr als in vielen anderen Gemeinden.

Dabei könnte helfen, wenn Haag sich als nachdenklicher und zugleich leidenschaftlicher Prediger erweisen sollte. "Wir sind verschieden, aber gemeinsam unterwegs. Sucht den Herrn, solange er zu finden ist, Gott zu finden helfen, eine Aufgabe, wie ich sie verstehe" - dies war einer der Sätze, um die Haags erste Predigt in Hetzelsdorf kreisten.

Viele Gäste aus Erlangen


Bürgermeisterin Rose Stark (SPD/ Ökologen) hieß Haag im Namen der Marktgemeinde Pretzfeld willkommen. "Uns verbindet viel mehr als uns trennt", betonte dagegen Werner Wolf, Dekan und gleichzeitig katholischer Geistlicher aus Pretzfeld, in seinem Grußwort. Wolf zählte viele bereits existierende, ökumenische Aktivitäten zwischen den Kirchengemeinden auf.

"Ihr habt mit Matthias Haag eine gute Wahl getroffen", beglückwünschte Manfred Stahl von der früheren Pfarrgemeinde in Erlangen die Hetzelsdorfer und Wannbacher. "Sie kommen aus Israel zurück und sind im Paradies gelandet", meinte Stahl an Haag gerichtet.

Die Schar von Erlangern, die ihren ehemaligen Pfarrer bei dessen Amtseinführung in Hetzelsdorf besucht, lässt erahnen, wie viel Eindruck er bei ihnen hinterlassen hat.