Der deutschlandweit größte Biohopfenbauer sitzt im Landkreis Forchheim. In diesen Tagen stecken die Mitarbeiter schon wieder mitten in der Ernte.
Marek, ein Saisonarbeiter aus Polen, lenkt den Traktor langsam an der Hopfenreihe entlang. 1,45 Meter sind die einzelnen Stöcke jeweils voneinander entfernt. Am Traktor ist ein Abreißgerät befestigt, das vorne ein Messer hat. "Die Rebe wird nun durch den Kettenzug im Abreißgerät hochgezogen und oben festgehalten", erklärt Franzi Merkl. Sie ist die Tochter des nach Biohopfenanbauer Franz Friedrich und zugleich die Juniorchefin des Betriebs. Nach Angaben des Deutschen Hopfenpflanzerverbands in der Hallertau gehört Friedrich zu Deutschlands zwei größten Anbauern von Biohopfen.
Mehrere Generationen haben bereits den Hopfenanbau betrieben. Wie wichtig der Hopfenanbau für den Landkreis ist, macht Werner Nützel, Geschäftsführer des Bauernverbands deutlich: "Im ganzen Landkreis Forchheim gibt es nur noch drei Hopfenanbauer. Das sind die Familie Franz Friedrich aus Lilling und Familie Friedrich aus Igensdorf sowie Familie Pingold aus Lilling", sagt Nützel.
Kalte Füße bekommen
Die Fränkische Schweiz war in den früheren Jahren ein großes Hopfenanbaugebiet. Das gesamte Hersbrucker Gebirge wurde bereits vor zehn Jahren aufgelöst und gehört nun zur Hallertau. In den 1980er Jahren stellte Franz Friedrich auf ökologischen Anbau um.
Es wird auch heuer eine gute Hopfenernte geben, obwohl es leichte Startschwierigkeiten gab, da bis Ende April hier in der Höhe Schnee lag. Der Hopfen hat dadurch sozusagen "kalte Füße" bekommen. Aber: "Frauen wollen keine kalten Füße haben", sagt Franzi Merkl. Beim Hopfen werden nur die weiblichen Reben kultiviert und geerntet.
Der Traktor bewegt sich weiter durch die Hopfenreihen. Die Vorwärtsbewegungen des Traktors bewirken, dass die Schnur reißt. An der Schnur ist das letzte Stück einer Rebe mit dem Stacheldraht verbunden. Ist die Schnur gerissen, fällt die Rebe in den Ladewagen.
Dort steht Wislaw, eine Saisonarbeiterin, und kontrolliert das, während ihre Kollegin Ala dem Traktor hinterherläuft und die alle Zelche und andere Hopfenüberbleibsel aufsammelt und auf den offenen Anhänger des Traktors wirft. In dem Anhänger befindet sich ein Kratzboden, was ein schonendes Abladen der Hopfenreben auf dem Hof der Familie Friedrich ermöglicht.
Dort in der großen Halle liegen bergeweise Hopfen. Das typische Aroma des Hopfens zieht in die Nase. In den nächsten fünf Wochen werden die Familie Friedrich und die polnische Familie von der Rebe bis zur Dolde ausschließlich mit dem Hopfen beschäftigt sein, müssen doch 36 Hektar abgeerntet werden. Nur vier Hektar bleiben verschont, denn der Hopfen dort ist noch nicht angerüstet. "Das ist eine Neuanlage. Dort wurde erst gepflanzt und der Hopfen wird im nächsten Jahr angerüstet", sagt Franzi Merkl.
Alte Sorten
Der junge Hopfen ist noch zart und wird seine Wurzeln verstärken. Erst im zweiten oder dritten Jahr ist er von dem anderen Hopfen nicht mehr zu unterscheiden. Viele der Hopfenstöcke auf Friedrichs Flächen sind schon 20 Jahre alt. Nur alte Sorten, die nicht mehr vermarktet werden können, werden vom Feld genommen.
Momentan ist alles nachgefragt, sagt Friedrich. Die Familie baut Aroma- und Flavoursorten an. Flavoursorten riechen nach Zitrone oder nach Mandarine. Nach Eisgletscherbonbons riecht die Sorte "Polaris", die Friedrich angebaut hat. "Wenn man oben in der Darre steht, riecht es, als wäre eine Wick-Bonbontüte geöffnet worden", sagt Merkl und lachend.
Die Hopfensorte "Polaris" hat einen hohen Alphagehalt, was für die Brauereien wichtig sei, da die Hopfenzugabe im Bier sich nach dem Alphagehalt richte. Nur heute riecht es in der Darre nicht nach Eisgletscher, denn geerntet wird erst der Aromahopfen "Hallertauer Tradition". Goska, eine weitere Saisonarbeiterin, hängt eine der am Boden liegenden Hopfenreben in den Einzug der Hopfenpflückmaschine.
Durch die Maschine gezogen, wird die Rebe bearbeitet, die Dolden von den Blättern und Geästen getrennt. Fünf Meter hoch ist die Hopfenmaschine, die mit Walzen die Reben bearbeitet und auf Förderbändern die Dolden zum nächsten Arbeitsschritt befördert, bis sie im Vorratssilo landen und dann in die Trocknung gefüllt werden.
Von den anfänglichen 80 bis 100 Prozent Feuchtigkeit, die ein Hopfen bei der Ernte hat, bleibt nach der Trocknung eine Restfeuchte von zehn bis 15 Prozent. 24 Stunden dauert es, die Menge von rund einem Hektar zu trocknen. Eine Ladung Hopfen bleibt drei bis vier Stunden in der Trocknung.
Die Trocknung der Familie Friedrich ist eine besondere Trocknung, ein sogenanntes Umluftsystem. Als Nebenprodukt entsteht das Hopfenwasser, das von den Leuten gern zum Einreiben geholt wird. Auch die losen Doldenblätter, die eigentlich ein Nebenprodukt sind, werden bei den Friedrichs getrocknet. "Diese Blätter werden für den Tee verwendet", klärt Franzi Merkl auf.
Von der Ernte der Reben auf dem Hopfenfeld bis zur Abpackung braucht ein Hektar Hopfen eineinhalb Tage. In 50 Kilo Quadern wird der Hopfen schlussendlich abgepackt und von der Familie Friedrich direkt vermarktet.