Von Musik und Poesie, von alten Gewändern und Sagen, von Schlössern und Touristen: In Gößweinstein "barockt" es in diesem Jahr. Zum 275-jährigen Bestehen der Basilika finden am Samstag die ersten Feierlichkeiten statt.
Eine Postkarte im Briefkasten der Redaktion, handgeschrieben die Adresse. Zwischen all den Mails gibt es das in der heutigen Zeit gar nicht mehr so oft. Das weiß auch Christin Lehnard, Leiterin des Tourismusbüros in Gößweinstein: "Ein schlichter Brief als Einladung geht in dem täglichen Papierkram doch recht schnell unter, deshalb habe ich mich für eine Postkarte mit barockem Muster entschieden." Eine alte Schrift, Schattenbilder und hinten den Stempel vom Markt Gößweinstein. Eingeladen von seiner Durchlaucht. Zu was und von wem jetzt genau?
Das Gesicht vom 50-Mark-Schein Am 3. Mai laden der barocke Baumeister Balthasar Neumann und der Markt Gößweinstein zur offiziellen Eröffnung der Tourismus-Saison ein. Gefeiert wird um 17 Uhr in der Basilika Gößweinstein.
Entfesselt hat das Barock-Fieber der Geburtstag der Basilika - seit nunmehr 275 Jahren thront sie über dem Luftkurort. Errichtet im Mai 1739 unter den wachsamen Augen des berühmten Balthasar Neumann. Berühmt? Vielleicht nicht auf Anhieb der Name des fränkischen Baumeisters, aber der gebürtige Würzburger errichtete im Barock und Rokoko weltbekannte Schlösser, Brücken und Kirchen. Neben der Residenz in Würzburg, Vierzehnheiligen auch die Basilika von Gößweinstein. Bauwerke aus diesem Jahrhundert bestechen mit verspielter Architektur: Schwungvolle, eingebogene, konvexe Formenspielerei, Ornamente, Säulen und Kuppelpracht - eben das, was die Optik der Basilika in Gößweinstein ausmacht. Und wer sich ein Bild von dem bekannten Baumeister machen möchte, kann sich das Gesicht auf dem alten 50-Mark Schein anschauen.
Für das Jubiläum heuer habe der Markt "keine Kosten und Mühen gescheut", sagt Lehnard und verspricht einen berauschenden Auftakt am Maiwochenende. Gefeiert werden "275 Jahre Pfarr- und Wallfahrtskirche". Zahlreiche Aktionen für Jung und Alt stehen in der Fränkischen Schweiz unter dem Motto "Jahr des Barock". Lehnard ist bei der Vorbereitung wichtig, dass sich sowohl die geistlichen als auch die weltlichen Besucher von den Programmpunkten angesprochen fühlen: "Nachdem die Basilika Gößweinstein den Ort sehr prägt und auch für den Tourismus wichtig ist, ist das 275. Jubiläum natürlich auch auf der weltlichen Ebene von großer Bedeutung." Für den scheidenden Ersten Bürgermeister Georg Lang verstehe es sich von selbst, dass der Markt Gößweinstein als größter Dreifaltigkeits-Wallfahrtsort Deutschlands dieses Jubiläum gebührend feiere.
Es begab sich zu der Zeit Einem Orgelkonzert lauschen, sich beim Tanzkurs in den Bewegungen der Vergangenheit verlieren, durch Ausstellungen im Wallfahrtsmuseum Gößweinstein schlendern, sich mit traditionellen Köstlichkeiten stärken: Das vergangene Zeitalter wird mit Jost Lohmann als Balthasar Neumann, der von Riten und Sagen erzählt, wieder lebendig. Der Regionalkantor Georg Schäffner wird das Spektakel musikalisch umrahmen.
Im Mai 1739 fanden die Einweihungsfeierlichkeiten des neuen Gotteshauses statt. Balthasar Neumann wurde zum Oberbaudirektor für das militärische, kirchliche und zivile Baugeschehen im Hochstift Bamberg ernannt. Das Verlangen nach einem größeren Gotteshaus entflammte schon um 1700, weil immer mehr Wallfahrer nach Gößweinstein kamen.
Die Eröffnungsveranstaltung in der Basilika am Samstag ist eine öffentliche Veranstaltung, an der jeder teilnehmen kann. Der Eintritt ist frei. Eingeladen wurde direkt von "seiner Durchlaucht". Damit meint Lehnard den fränkischen Baumeister: "Zwar verwendet man diese Anrede im Normalfall als Adelsprädikat, wozu Balthasar Neumann eigentlich nicht zählt, jedoch soll dies die Wichtigkeit des barocken Baumeisters für den Ort widerspiegeln."