Wird in Adelsdorf genug geblitzt?

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In Adelsdorf herrscht auf fast allen Straßen die Tempo-30-Vorschrift. Unter einigen Anwohnern regt sich Ärger über Fahrer, die sich nicht daran halten. Foto: Christian Bauriedel
In Adelsdorf herrscht auf fast allen Straßen die Tempo-30-Vorschrift. Unter einigen Anwohnern regt sich Ärger über Fahrer, die sich nicht daran halten. Foto: Christian Bauriedel

Die Gemeinde Adelsdorf lässt sich die kommunale Verkehrsüberwachung einiges kosten. Dennoch mehren sich Beschwerden über Fahrer, die in der Tempo-30- Zone zu schnell unterwegs sind.

Wieder mal spät dran: Die Kinder müssen zur Schule. Schon wieder Überstunden: schnell in den Feierabend. Viele Autofahrer versuchen den Alltagsstress mit dem Fuß am Gas auszugleichen. Etlichen Anwohnern in Adelsdorf geht das permanente Schnellfahren vor ihrer Haustür nun gegen den Strich.

Bei Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) häufen sich seit längerem die Beschwerden: "Die Leute haben das Gefühl, dass immer mehr gerast wird." Am Rande von Bürgerversammlungen habe sich die Situation in den verkehrsberuhigten Bereichen als ein drängendes Problem der Anwohner herauskristallisiert, sagt Fischkal.

Tempo 30: Was nutzen Schilder?

In Adelsdorf gilt, mit Ausnahme von Spielstraßen, im ganzen Ort Tempo 30. Auch auf der kurvigen Hauptstraße. Doch: Was nutzen Schilder, wenn sich keiner daran hält? Das fragen sich laut Fischkal viele Adelsdorfer.
Einer von ihnen ist Rupert Meyer. Der 70-Jährige wohnt in der Parkstraße. "Es ärgert mich furchtbar, dass die 30er-Zone nicht eingehalten wird. Bei uns rasen die durch. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass es teilweise 50 bis 60 Stundenkilometer sind", sagt Meyer. Er habe den Bürgermeister darum gebeten, auch in der Parkstraße, nahe dem Kindergarten, häufiger die Geschwindigkeit zu messen.

Adelsdorf hat sich mit 13 weiteren Gemeinden zur kommunalen Verkehrsüberwachung zusammengetan. Das hat seinen Preis: "Die kommunale Überwachung des Verkehrs ist für Adelsdorf kein Nullsummenspiel", sagt Fischkal.

Die Blitzer kosten ihr Geld

Mehrere tausend Euro zahle die Gemeinde im Monat an den Zweckverband. Davon werde nur ein Teil durch Bußgelder wieder eingeholt. Im Jahr bleibe Adelsdorf auf rund 10.000 Euro sitzen, was etwa einem Fünftel der gesamten Kosten der Blitzmaßnahmen und der anschließenden Auswertung entspricht. Dass die Kosten nicht gedeckt sind, sei damit zu begründen, dass vor allem auf verkehrsarmen Nebenstrecken gemessen werde. In einem Wohngebiet erwische man niemals so viele Raser, wie auf einer viel befahrenen Landstraße, sagt Fischkal.

Dass es sich um eine hohe Summe handelt, gerade angesichts klammer Gemeindehaushalte, ist Anwohner Meyer bewusst. Aber diesen Preis müsse man eben zahlen: "Wenn die Gemeinde Interesse daran hat, dass in den Wohngebieten Ruhe einkehrt, muss sie etwas dafür ausgeben." Auch Blumenkübel zur Verkehrsberuhigung in der schnurgeraden Parkstraße könnte sich Meyer vorstellen. Bodenschwellen eher nicht, wegen dem Lärm.
Fischkal zeigt sich offen für temporeduzierende Barrieren. Das sollten aber die Anwohner vor Ort mitentscheiden, wie der Fall der Bodenwellen im Ortsteil Lauf gezeigt habe. Nachdem dort die Hindernisse in die Fahrbahn eingebaut wurden, haben sich einige wegen dem Lärm beschwert. Vor allem über den Krach, wenn Traktorgespanne über die Huckel fahren. Sie wurden dann wieder abgebaut.

Fischkal ist die Ambivalenz von Verkehrsmaßnahmen bewusst. Einerseits seien Parkplätze am Straßenrand die beste Methode, um zum Langsamfahren zu animieren. Andererseits wünschen sich viele Fahrer mehr Platz im Gegenverkehr in Seitenstraßen. Und eine freie Straße lade eben ein, ein bisschen schneller zu fahren. Meyer aus der Parkstraße weiß, dass es vor allem die Anwohner sind, die in ihrem eigenen Wohngebiet auf die Tube drücken. "Ich hoffe auf die abschreckende Wirkung von Bußgeldern."

Auch die Höchstadter Polizei kennt die Tempo-30-Sünder. Allerdings hielten sich die Vergehen in Grenzen, sagt Gerhard Backert, stellvertretender Polizeichef. "In der Regel handelt es sich um Verwarnungsgelder von 15 bis 25 Euro." Anzeigen mit mehr als 20 Stundenkilometern über dem Limit kämen in Siedlungen so gut wie nie vor. "Meistens, wenn wir kontrollieren sind die Anwohner selbst zu schnell unterwegs", sagt Backert. Die Mutter, die zur Kita fährt, der Mitzwanziger, der sich beeilt, zum Training zu kommen. Fahrten im Alltagsstress eben. Für Tempo 30 bleibt da oft keine Zeit.