Wir können alles, außer "altbacken"

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Jung und Alt sind im Heimat- und Verkehrsverein aktiv.
Jung und Alt sind im Heimat- und Verkehrsverein aktiv.
Die Erntekrone wird von den Mitgliedern im Verein erstellt und in die Kirche gebracht - in diesem Fall von den Trachtenträgern.
Die Erntekrone wird von den Mitgliedern im Verein erstellt und in die Kirche gebracht - in diesem Fall von den Trachtenträgern.
 
An die Ursprünge des Faschings erinnerte der Heimatverein aus Dechsendorf beim Brucker Umzug. Fotos: Michael Busch
An die Ursprünge des Faschings erinnerte der Heimatverein aus Dechsendorf beim Brucker Umzug.  Fotos: Michael Busch
 
Die Tradition, mit dem Spinnrad zu arbeiten, ist beim Heimatverein nicht nur den "Alten" geläufig.
Die Tradition, mit dem Spinnrad zu arbeiten, ist beim Heimatverein nicht nur den "Alten" geläufig.
 

Jahreshauptversammlung des Dechsendorfer Heimatvereins, das klingt eher ein wenig verstaubt. Aber gerade bei dieser Sitzung zeigt sich, wie modern der Verein ist und wieviel Spaß die Mitglieder haben.

Heimat- und Verkehrsverein? Klingt eher altbacken! Es ist nicht der Verein, der an oberster Stelle steht, wenn es darum geht ein wenig "Vereinsmaierei" zu betreiben, sich im und am eigenen Ort für die Gesellschaft zu engagieren. Da locken dann doch eher die Sportvereine, der Boulderclub, sicher auch die Feuerwehr - aber ein Heimat- und Verkehrsverein?

Traditionen pflegen

Wer aber die Chance ergreift und mal in das Vereinsheim am Dechsendorfer Platz geht, wird die Augen vor Staunen weit öffnen. Über 30 Kinder und Jugendliche tummeln sich dort bei den regelmäßigen Treffen, um die fränkischen speziell die Dechsendorfer Traditionen zu pflegen, um zu basteln, um gemeinsam die Heimat zu erleben.
"Das sind nur die aktiven Mitglieder", erklärt Carmen Henninger bei der Jahreshauptversammlung im Gasthaus Rangau den Mitgliedern. Insgesamt sind es 74 Kinder und Jugendliche, die im Verein sind.

Aber auch bei der Jahreshauptversammlung überrascht es, dass die Mitglieder alles andere als vergreiste Mitmenschen sind, die sich nur noch treffen, um alte Geschichten zu erzählen und sich zuzuhören. Die Vorsitzende Regina Kindler erzählt stolz in ihrem Jahresbericht, dass 216 Erwachsene, insgesamt 286 Mitglieder, das jährliche Vereinsleben gestalten. "Bei uns ist jeder jeden Alters willkommen", bestärkt sie das generationenübergreifende Zusammenkommen.

Verkauf von Zwiebelkuchen

Bei der Frage, warum man ausgerechnet in den Heimatverein kommen soll, muss Kindler nicht lange überlegen. "Wir erhalten das Brauchtum und das Alte. Aber wir bieten auch viele neue Sachen an, die für die ganze Familie sind." Es gibt aber auch ganz praktische Gründe: "Schön wär's, wenn wir Mitglieder bekommen, die dann auch bei den Festivitäten, allem voran dem Dorffest in der Hohlgasse, kräftig mithelfen."
Das Hohlgass'-Fest, wie es in Dechsendorf heißt, ist wiederum ein Beweis für die "Jugendlichkeit" des Vereins. Da sitzen die Seniorinnen am Dorfkreuz und arbeiten mit den alten Spinnrädern. Der Speisen- und Getränkeverkauf startet mit den männlichen Jugendlichen, die kräftig genug sind, die schweren Maßen durch die ansteigende Hohlgasse zu transportieren. Die Mädchen aus der Nachwuchsabteilung verkaufen derweil den Zwiebelkuchen.

Tracht ist kein Zwang

Es sind zwei harte Tage, die aber vom Aufbau bis zum Abbau von den Mitgliedern gerne gemacht werden. "Wir sind eine Gemeinschaft", erklärt Kindler - und das zeigt sich dann wiederum beim Helferessen, wo diese zwei arbeitsreichen Tage nochmals Revue passieren.
Richtig toll findet Kindler, dass dieselben "Arbeitsbienen" dann aber auch bei den kirchlichen Festen wie Fronleichnam oder dem Patronatsfest aktiv sind. Es ist vor allem toll, weil dann die Trachten getragen werden. "Natürlich muss keiner die Tracht tragen, der nicht will", erklärt Kindler. "Es muss halt auch passen." Aber es gibt im Verein die "Zugereisten", die sich auch die Tracht leisten und darin an den verschiedensten Gelegenheiten auftreten.
Wer aber für sich sagt, dass er zu sehr "Nordlicht" ist, kann dennoch an allen Aktivitäten teilnehmen, die "Uniformität" hat keinen Vorrang. Im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen sei man auch in Hinsicht auf den Beitrag ganz modern: Kinder sind bis zum 18. Lebensjahr frei, Erwachsene zahlen 15 Euro - Jahresbeitrag.
Der Heimat- und Verkehrsverein Dechsendorf altbacken? Sicher nicht. Wer mehr wissen mag, sollte einfach mal vorbeischauen. Denn die Möglichkeiten dort aktiv zu werden, sind an sich unbegrenzt.