An der Realschule wurde die halbe Glasfront verschandelt. Auch die Windräder nahe Mühlhausen wurden erneut beschmiert.
Zufall ist es, dass beide Schmierfinken zur selben Zeit unterwegs waren. Doch der Ärger, den sie hinterlassen haben, ist groß. Wie die Polizei gestern meldet, kamen zwei Fälle von Vandalismus zur Anzeige, die wieder einmal das Thema Graffiti auf die Tagesordnung bringen.
An der Realschule begann die Schulwoche gestern mit einer Botschaft, die über fast 13 Meter über die Glasfassade gesprüht ist. Die Scheiben sind teils so großflächig verdeckt, dass man Probleme hat, aus dem Fenster sehen zu können. In roter Farbe steht dort: "A million voices but all they do is complain" (Eine Million Stimmen, aber alles was sie machen, ist sich zu beschweren).
"Slipknot heißt die Band", sagt Jutta Romeis. Die Schulleiterin der Realschule hat sich über die US-amerikanische Metalband informiert, die wohl die "Inspiration" der Schmierereien ist. Die Zeile ist - leicht abgewandelt - Teil eines Songtextes der Band. Andere Sprühattacken sind Zahlencodes: "12/08/73" oder "3811475".
Ersteres sei das Geburtsdatum eines Bandmitglieds, so Romeis. Das zweite - darauf hätten Schüler hingewiesen - sei ein Code für das Wort "change" (Wandel). Die Zahlen stehen für die Position der Buchstaben im Alphabet.
"Es ist bedauerlich, dass jemand die Realschule für solche Zwecke benutzt", sagt Romeis. Erst vergangene Woche sei die Glasfront mit Spezialmitteln von der letzten Farbenorgie befreit worden. Und nun schon wieder, wohl vom selben Täter. Auch die Bushaltestelle in der Rothenburger Straße wurde zur Zielscheibe.
"Das Landratsamt als Eigentümer des Gebäudes ist eingeschaltet. Wir lassen uns von der Polizei beraten", so die Schulleiterin. Einen konkreten Verdacht gebe es nicht. Vielleicht ein Ex-Schüler, einer der die Schule nicht geschafft hat? Da sich die Schriftzüge nicht direkt gegen Schule, oder Lehrer richten, sei das alles Spekulation, so Romeis. Doch was tun gegen solche Schmierfinken? "Es gibt immer wieder Graffiti-Serien, bei denen wir der Person habhaft werden", sagt Höchstadts Polizeichef Jürgen Schmeißer.
Bringt die Belohnung den Erfolg?
Für die jüngsten Fälle von Vandalismus gebe es jedoch noch keinen Ansatzpunkt. Die Polizei nimmt Hinweise unter der Telefonnummer 09193/63940 entgegen. Einen eigenen Weg, um an die Verursacher zu kommen, geht der Windkratfbetreiber Wust. Denn auch die Windräder bei Mühlhausen sind immer wieder Ziel von Schmierereien. Die Firma habe eine Belohnung von 3000 Euro für Hinweise ausgeschrieben, die zur Indentifizierung der oder des Schmierfinken führen, sagt Reinhard Kirchner vom Betreiber Wust. Der Mühlhausener ist verantwortlich für die Windanlagen auf dem Hügel am Ortsrand. Er glaube zwar nicht, dass die Belohnung viel bringen werde, aber auf einen Versuch komme es an.
An diesem Wochenende verausgabten sich Unbekannte mit lila Sprühlack an den südöstlich gelegenen Türmen der Anlage. "Fly" und "Away" steht dort ("flieg weg") oder der fränkischen Ausspruch "Fey Gross". Andere Schriftzüge sind deutlicher gegen die Anlagen gerichtet: "Burn it down" - "Brenn es nieder" liest man da. Dieses Graffito sei schon zwei Jahre alt, sagt Kirchner.
Den Schaden der neusten Hinterlassenschaften beziffert er auf 6000 Euro. "Wenn man es fachgerecht entfernen lassen will, ist das teuer", so Kirchner. Man wolle die Anlagen zunächst aber nicht reinigen lassen, da nie ausgeschlossen werden könne, dass nicht in einiger Zeit wieder jemand mit der Spraydose aktiv wird.
An der Realschule werden die Kosten zur Behebung des Schadens auf 4000 Euro geschätzt. "Wir warten ab, was die polizeilichen Ermittlungen ergeben und werden dann Rückschlüsse darauf ziehen, welche Maßnahmen man ergreifen kann", sagt Hannah Reuter, Sprecherin des Landratsamts.
Doch was kann man tun? Viel ist es nicht. Videoüberwachung auf dem Pausenhof will vermutlich niemand haben. Polizeichef Schmeißer kündigt an, nachts die Kontrollen zu verstärken.
Es gibt noch andere Brennpunkte
Man habe nicht nur die Realschule im Blick, so der Polizeichef. Auch eine Sachbeschädigung vor kurzem an der Anton-Wölker-Schule habe man noch auf dem Schirm. In diesem Fall wurden mit Steinen die Scheiben der Turnhalle eingeworfen. Dazu kommen die Chaoten, die regelmäßig am Busbahnhof Schwedenschanze wüten.
"Im Jahr haben wir in Höchstadt um die 350 Sachbeschädigungen", führt der Polizeichef aus. Er schätzt, dass hierfür allerdings insgesamt nur 20 bis 30 Personen zuständig seien.