Herr Janik, was sehen Sie hier? Was sagen Sie zur Stadt-Umland-Bahn, zur Atomkraft, der Universität und der Bergkerwa? Erlangens neuer Oberbürgermeister im Bilder-Interview.
Wir haben dem neuen Erlanger Oberbürgermeister, Florian Janik, vier Bilder gezeigt. Was fällt ihm spontan dazu ein?
Das erste Bild zeigt die Stadt-Umland-Bahn (StUB):
Wenn es nach Florian Janik geht, kommt die Stadt-Umland-Bahn (StUB). Sie sei "ein großes Ziel und eine große Aufgabe in den nächsten Jahren." Er möchte auch im Landkreis für das Verkehrsprojekt werben: "Auch die Kommunen, die keine Haltestelle der StUB haben werden, möchte ich von den Vorteilen der StUB überzeugen." Janik sieht als zentrales Argument die Witschaftsentwicklung der gesamten Region. Die StUB sei "eine Verkehrsinfrastruktur, die die Metropolregion verdient."
Er verweist auf die starke Bindung der Gegend an die großen fünf Konzerne, Siemens, Areva, Adidas, Puma und Schaeffler. "Mein Denken macht am Stadtgebiet nicht Halt." Viele Arbeitsplätze würden an Zuliefererbetrieben im ganzen Umkreis hängen. "Es ist ja nicht so, dass wenn die StUB nicht kommt, Siemens alle Tore schließt", sagt Janik. Es handle sich aber um eine wichtige verkehrpolitische Maßnahme, die Investitionen der großen Unternehmen langfristig binden soll.
Die Campus-Bahn, die von Balleis favorisiert wurde, bezeichnet er als ein "nettes Gedankenexperiment". Sie sei aber nicht erfolgversprechend, da sie lediglich Arbeitsorte miteinander verbinde und nicht Wohnorte mit Arbeitsplätzen.
Auf dem zweiten Bild ist eine Demonstration von Erlanger Studenten abgebildet:
"Schön, dass es Gebäude gibt, die marode sind und nicht der Stadt Erlangen gehören", sagt Janik ironisch und muss schmunzeln. Er erkenne den Ernst der Lage der Studierenden an der Philosophischen Fakultät, wo Sanierungsstau im letzten Jahr zum Umzug ganzer Institute geführt hat. Janik verweist darauf, dass hier das Land Bayern in der Pflicht ist: "Eine große Baustelle in Erlangen, die Gott sei Dank nicht im städtischen Haushalt liegt. Mein Ziel ist es, auf die Staatsregierung hinzuwirken, dass die Hausaufgaben, die da anstehen, auch gemacht werden."
Den Umzug der Geisteswissenschaften in den sogenannten"Himbeerpalast" sieht er als eine gute Option an. Das Verwaltungsgebäude von Siemens soll im Fall eines Umzuges des Konzerns auf den neuen Campus im Stadtsüden frei werden. Siegfried Balleis und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) hatten bereits mit Siemens über einen Einzug der Philosophischen Fakultät verhandelt. Janik bremst die Erwartungen: Noch sei nichts sicher. Generell steht er dem Himbeerpalast als neuem Uni-Standort positiv gegenüber: "Es wäre eine schöne Entwicklung vom Herz der Unternehmenszentrale hin zu einem Ort, wo Menschen lernen."
Das dritte Bild zeigt eine Anti-Atomkraft-Demonstration:
Lange muss Florian Janik nicht überlegen, als er das Banner "Atomkraft? Nein, danke" sieht: "Absolut meine Meinung", sagt er überzeugt. Dass mit Areva ein großer internationaler Atomkonzern in Erlangen sitzt, findet er unproblematisch. "Die Menschen dort machen eine gute und wichtige Arbeit. Im Übrigen ist auch der Rückbau von Atomkraftwerken ein neues Geschäftsfeld von Areva geworden." Einen Widerspruch zwischen seiner eigenen Meinung zur Atomkraft und der, die er im Amt als OB vertritt, sieht er nicht. "Ich möchte für ein attraktives Umfeld für die Beschäftigten aller Betriebe in Erlangen sorgen."
Das vierte Bild zeigt Feiernde bei der Bergkerwa:
Bei der Erlanger Bergkerwa kommt Janik ins Schwärmen: "Ein wunderschönes Fest, wo Menschen zusammenkommen." Zum ersten Mal wird der 34-Jährige heuer zur Eröffnung ein Fass Bergbier anstechen. Bisher habe er nur kleinere Fässer angezapft. "Und auch ausgetrunken", sagt Janik schmunzelnd. Nein, er habe kein Anzapf-Seminar für Bürgermeister besucht. Es bleibt also spannend, wie viele Hammerschläge er am 5. Juni brauchen wird.
Er verspüre "viel Vorfreude auf den Moment, anzustechen und das Fest zu eröffnen, auf das ich seit meiner Kindheit gehe." Er erlebe es in seinem Freundeskreis, dass sich alle wie an Weihnachten freuen und nach Hause zurückkommen, wenn der Berg ruft.
Eine grundsätzliche Erneuerung des Sicherheitskonzepts sei nicht notwendig, so Janik. Auch mit Blick auf die jährlich steigenden Menschenmassen und die schrecklicken Erfahrungen, die man bei der Duisburger Loveparade gemacht hat, sieht Janik keinen Handlungsbedarf: "Der Berg ist so sicher, wie Feste sein können, wo viel Alkohol getrunken wird. Absolute Sicherheit gibt es kaum."