Die Sparkasse Erlangen und die Kreissparkasse Höchstadt planen eine Fusion. Bürgermeister Brehm will die Kunden mitreden lassen.
Seit über 150 Jahren agiert die Kreissparkasse Höchstadt als erfolgreiches regionales Geldinstitut am Markt und gilt als sicherer Arbeitgeber. Jahr für Jahr präsentiert sie ihrem Träger, den Landkreis Erlangen-Höchstadt, eine erfolgreiche Bilanz und widerstand allen Fusionsgedanken. Die Kreissparkasse Höchstadt wollte selbstständig bleiben - bisher.
Mit einer gemeinsamen Presseerklärung überraschten am Mittwoch Landrat Alexander Tritthart (CSU), Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) und Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker (SPD). Sie teilten mit, dass die Stadt- und Kreissparkasse Erlangen und die Kreissparkasse Höchstadt "Sondierungsgespräche über einen Zusammenschluss der beiden regionalen Geldinstitute" aufnehmen.
Keine Kündigungen
Tritthart, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Kreissparkasse Höchstadt, sieht für seine Sparkasse "aktuell zwar keine akute Handlungsnotwendigkeit", hält langfristig aber "auch strukturelle Anpassungen bei den Sparkassen für sinnvoll". Die andauernde Niedrigzinsphase und eine "überbordende Regulatorik" würden gerade kleinere Häuser überdurchschnittlich stark belasten, meint der Landrat, der "eine grundsätzlich positive Haltung" zu einem Zusammenschluss hat.
Das niedrige Zinsniveau und die Regulatorik sind auch für Reinhard Lugschi, den Höchstadter Vorstandsvorsitzenden, die Hauptgründe, sich mit einer Fusion anzufreunden. "Wir müssen das Gleiche vorhalten wie die Deutsche Bank", sagt Lugschi mit Blick beispielsweise auf seine Geldwäschebeauftragten und andere Experten in der Verwaltung, die sich um die jährlichen Prüfungen kümmern müssen.
Ob es eine Fusion auf Augenhöhe wird? Die Sparkasse Erlangen hat eine Bilanzsumme von 4,6 Milliarden Euro, die Kreissparkasse Höchstadt 0,8 Milliarden. Erlangen zählt 891 Mitarbeiter, Höchstadt 231.
"Bei einer Fusion soll es in Höchstadt keine betriebsbedingten Kündigungen geben", versichert Lugschi. Auch das Filialnetz der Kreissparkasse Höchstadt soll nicht verändert werden. Allerdings würden schon länger kleinere Filialen auf den Prüfstand gestellt. Derzeit suchen alle Geldinstitute nach Einsparmöglichkeiten.
In Höchstadt habe man das Personal bereits reduziert. Den Spareffekt durch Ausnützen der normalen Fluktuation schätzt Lugschi auf 15 Prozent. Bestimmte Abteilungen müssten nur noch einmal vorgehalten werden, sagt der Kreissparkassen-Chef. Durch eine Fusion in Höchstadt frei werdende Mitarbeiter könnten andere Aufgaben bekommen, für junge Leute gäbe es in einem größeren Unternehmen bessere Perspektiven. Den 22 Azubis in Höchstadt soll wie ihren Vorgängern eine Übernahme nach der Ausbildung angeboten werden. Erlangen hat aktuell 60 Banklehrlinge.
Über die Anzahl der Vorstandsposten nach einer Fusion werde laut Lugschi noch gesprochen. Ein Zusammenschluss der beiden Sparkassen ist für ihn die logische Konsequenz aus dem niedrigen Zinsniveau und der immer mehr werdenden Bürokratie. Die Kreissparkasse Höchstadt wolle "aus einer Situation der Stärke heraus rechtzeitig agieren".
Interessen absichern
Sehr in Grenzen hält sich die Begeisterung über die Fusionspläne bei Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL). Er fürchtet "massive Arbeitsplatzverlagerungen" und einen Verlust an Gewerbesteuer. Die Stadt Höchstadt verliere in jedem Fall, ist der Bürgermeister, selbst ein ausgebildeter Bankfachman, überzeugt.
Für Brehm ist es aber noch nicht soweit. So sei eine mögliche Fusion bisher nur auf Vorstands- und Verwaltungsratsebene diskutiert worden. Da die Kreissparkasse aber Eigentum des Kreises sei, müsse der Kreistag einbezogen werden.
Und Brehm geht noch weiter: "Man müsste auch die Bürger im Geschäftsgebiet der Kreissparkasse Höchstadt fragen." Schließlich hätten die Kunden einen Teil des Eigenkapitals mit erwirtschaftet.
"Bei einer Fusion müssen die Interessen unseres Gebietes abgesichert werden", fordert der Höchstadter Bürgermeister. Wenn das Paket nicht passt, könne man auch nicht zustimmen. Unstrittig sei für ihn die schwierige Situation der Branche, aber die Kreissparkasse Höchstadt stehe immer noch gut da.