Start mit Hürden

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Mussa Abdin soll nicht erkannt werden. Zu groß ist die Angst vor Bedrohungen seiner Familie in der dschibutianischen Heimat. Fotos: Michael Busch
Mussa Abdin soll nicht erkannt werden. Zu groß ist die Angst vor Bedrohungen seiner Familie in der dschibutianischen Heimat.  Fotos: Michael Busch
 

Auf dem Sprung zum Reichtum - das wird Flüchtlingen manchmal vorgeworfen, wenn sie in Deutschland bleiben wollen.

Einen Preis bei "Schöner wohnen" wird man mit den Containern sicher nicht gewinnen. Lange Gänge, nüchtern, Neonröhren. Allerdings ein wohltuender Geruch, der sich durch die beiden Stockwerke des Containerbaus in der Herzogenauracher Eichelmühlgasse zieht. Es ist Mittagszeit in der Unterkunft für Asylsuchende. Afrikanische Düfte wie Ras el Hanout mischen sich mit dem schärfen Geruch des Fernen Ostens und dem typischen Harrisa. Menschen aus dem osteuropäischen Raum machen sich ganz nüchtern Bratkartoffeln.
Den Besuchern, Jürgen Seiermann, Geschäftsführer des Arbeiter Samariter Bundes, und dem Reporter werden Bratkartoffeln angeboten, es gibt schon immer mal Einladungen zum Essen, sagt auch Carola Pröbstle, eine der Kräfte vor Ort und Ansprechpartnerin für die Asylsuchenden.
In einer Gemeinschaftsküche wird gekocht, Streit gibt es zwischen den Asylsuchenden nicht. Eher neugierige Blicke, wie in anderen Teilen der Welt gekocht wird. Die Landesgruppen finden sich eher mal zusammen. So sind Äthiopier im zweiten Stock untergebracht, die sich verstehen. Man steht zusammen, man schaut, was passiert, man geht auch mal in die Stadt. Aber zur Untätigkeit verdammt, komme es schon mal zu einem Lagerkoller, gibt auch Pröbstle zu.
"Die Menschen dürfen erst nach drei Monaten kleinere Tätigkeiten aufnehmen- meist Ein-Euro-Jobs", ergänzt Seiermann. "Wir versuchen die Arbeitssuchenden zu unterstützen", erklärt er eine der Aufgaben der vielen ehrenamtlichen Helfer vor Ort. Der Herzogenauracher Bauhof sei eine der Anlaufstellen, die den Menschen weit ihrer Heimat einen Job geben und die Integration unterstützen. Aber auch bei den hiesigen Handwerkern habe man die Chance immer mal wieder Asylsuchende unterzubringen. Ein junges Mädchen, das gerade über den Gang läuft, sei so ein Fall. "Sie fängt bei einem Friseur an", sagt Pröbstle.


Entscheidung nach drei Monaten

"Die Unternehmen suchen Arbeitskräfte", erklären beide ASBler unisono und bestätigen damit die Angaben des Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Diese teilten bereits Anfang des Jahres mit: "Für die Wirtschaft sind die Asylbewerber angesichts alternder Bevölkerung und Nachwuchssorgen eine große Chance."
Seiermann sagt: "Ob ein Asylbewerber Zugang zum Arbeitsmarkt oder einer Lehrstelle bekommt, hängt von seinem Statusrecht ab. In den ersten drei Monaten, nachdem ein Flüchtling einen Antrag gestellt hat, gilt für ihn absolutes Arbeits- und Ausbildungsverbot." Bei nicht abgeschlossenen Verfahren gibt es eine "Vorrangprüfung" - also ein Vergleich mit weiteren potenziellen Bewerbern. Die endgültige Entscheidung über die Arbeitserlaubnis liegt bei der Ausländerbehörde.
Nach 15 Monaten entfällt diese. Geduldete und Asylsuchende dürfen nun ohne Zustimmung eingestellt werden. Sobald einem Flüchtling offiziell Asyl gewährt wurde, ist er anerkannt und darf sofort und ohne Einschränkung arbeiten.


Schwerer Start

Doch es gibt Hürden. Mussa Abdin berichtet davon. Der Mann aus Dschibuti möchte gerne Deutsch lernen. Gut und schnell. Doch es gibt zuwenig Angebote. "Es hapert oft am Grundsätzlichen", sagen die Betreuer.
Die Unterkunft in der Eichelmühlgasse ist allerdings der erste echte Schritt in die Unabhängigkeit. Denn die Grundversorgung erfolgt selbst. Es gibt war das ASB-Team, das hilft, wo es nur geht, aber das sind meist Behördengänge, gesundheitliche Fragen und Ähnliches, die von den Ehrenamtlichen mitbewältigt werden. Das Leben "wieder auf die Reihe zu bekommen", müssen die Flüchtlinge selbst. Kein leichter Start in langen, schmalen Gängen.