Politisch korrekt war nicht alles, was Ibrahima N'Diaye bei der Eröffnung erzählte. Doch der afrikanisch-saarländische Künstler darf mehr erzählen als andere.
"Alle in einem Boot" heißt die aktuelle Ausstellung im Herzogenauracher Stadtmuseum. Karikaturen zu Afrika und Europa werfen einen Blick auf die nicht immer einfache Beziehung zwischen zwei Kontinenten.
Für die kurzweilige Programmgestaltung sorgte "Ibou" - eigentlich Ibrahima N'Diaye - aus dem Senegal. Er ist Musiker, Tänzer, Geschichtenerzähler, Kabarettist und Schauspieler in einer Person. Er erzählte in der Tradition der westafrikanischen Griots, die in dieser Mischung schon immer das Wissen über die Kultur ihrer Völker weitergegeben haben. Er habe sein Wissen durch seine Großmutter vermittelt bekommen, erzählt er. Amüsantes und Nachdenkliches aus seinem Leben in zwei Welten, wie sie verschiedener kaum sein könnten, beherrschen den Raum. "Sie war eine Geschichtenerzählerin, die uns Wahrheit, schwarze Weisheit vermittelte." Der bekannte Ausspruch: "Die Europäer haben die Uhr, wir haben die Zeit!", umreiße die Situation nur unzureichend. Ibrahima N'Diaye hat als Autor mehrerer Kinderbücher Märchen aus dem Senegal niedergeschrieben.
Deutsch im Saarland gelernt Er kam vor 25 Jahren zum Germanistikstudium nach Deutschland, in das Land Goethes, um dessen Sprache richtig zu erlernen. "Ich wollte Deutsch studieren, an der Quelle", war sein Antrieb. Auf Anraten einer Brieffreundin kam er ins Saarland.
Dabei habe er leider übersehen, dass auch im Saarland Deutsch gelegentlich eine Fremdsprache darstelle, so dass er sich sich manchmal fragte: "Was hat mir Goethe im Senegal beigebracht?"
Die ersten Fragen, die er in seiner neuen Heimat hörte, waren: "Wo kommst du her, was machst du in Deutschland, wie lange bleibst du hier?" Ohnehin wurde im Saarland vor 25 Jahren alles als Neger tituliert, was eine etwas dunklere Hautfarbe hatte. Vor ihm fürchten müsste sich aber niemand: "Ich bin zwar schwarz, aber ich bin Vegetarier!" Obwohl er feststellen konnte: "Es gibt Weiße, wenn die von einem Schwarzen angesprochen werden, haben sie einen Blackout."
Inzwischen lebt er selbst im Saarland. "Ich habe elf schwarze Kinder, ohne Dunkelziffer...", sieht er kalauernd. Mittlerweile spricht er hervorragend Deutsch, wenn er will - oder Saarländisch. "Mir sen en Kapp und een Arsch", sollte eigentlich mit "Wir sind ein Herz und eine Seele" übersetzt werden.
Michael Kleiner vom Erzbischöflichen Ordinariat würdigte die Herzogenauracher Kulturtage, die jedes Jahr einen anderen Kontinent und eine andere Kultur zum Thema haben. Kleiner stellte auch fest, dass Karikaturen Menschen quer über die Kontinente verbinden. Denn Lachen vereine Menschen wie sonst nichts. Die Zeichnungen sollten zum herzlichen Lachen animieren.
Dabei seien sie so hintergründig, dass einem manchmal das Lachen im Halse stecken bleibe.
Und dennoch gelte: "Humor als Hilfsmittel zur Erkenntnis!" Denn in Afrika sei Lachen ein Lebensmittel und gehöre zur Lebensart. "Wir müssen über unseren Tellerrand Mitverantwortung für Gottes Schöpfung übernehmen", lautete seine Forderung.
Karikaturen, die gefallen Die aus 70 Zeichnungen bestehende Ausstellung wurde vor einem Jahr mit Unterstützung von Missio zusammengestellt. Glücklicherweise wurde auch ein afrikanische Zeichner für dieses Projekt gewonnen. "Die Karikaturen fördern uns zum Handeln auf, hier ziehen Kirche und Künstler an einem Strang."
Für Bürgermeister Hacker ist die Ausstellung eine gelungene Aktion im Rahmen der Herzogenauracher Kulturtage des Jahres 2012. Bei der Ausstellungseröffnung dabei war auch Jean Désiré Sawadogo aus Kaya in Burkina Faso. Er studiert in Deutschland Philosophie und ist daher mit der Mentalität beider Kulturen vertraut. Sein Blick bleibt in der Ausstellung besonders an einer Karikatur von Burkhard Mohr hängen, die eine vierköpfige afrikanische Familie und einen Safaritouristen in Afrika zeigt. Während der Tourist die Landschaft und die Fauna interessiert, sind die Afrikaner mit all ihrer Habe bepackt. Die Karikatur mit dem Untertitel Abenteuer Wildnis hat die Textzeile: "Ach sie kommen aus Europa? Da wollten wir auch grad hin." Für Sawadogo ist sowohl der Tourist als auch die afrikanische Familie treffend charakterisiert, sie hat aber seiner Meinung nach zu wenige Kinder.