Günter Brehm hat keine konkreten Pläne für seinen Ruhestand, aber er hat Ideen für die Zeit nach den 43 Jahren als Geschäftsleiter der Stadtverwaltung.
Die letzten Arbeitswochen im Rathaus sind angebrochen. Günter Brehm sitzt wie immer an seinem Schreibtisch und hat noch einiges zu tun. Der Geschäftsleiter der Stadtverwaltung im Höchstadter Rathaus geht Ende September in den Ruhestand. Jetzt spricht er noch einmal über seine Arbeit, aber auch über Politik und die Zeit nach der Arbeit.
Wie fühlt man sich am Ende eines doch wichtigen und sicher arbeitsreichen Lebensabschnittes?
Günter Brehm: Ich kann es mir noch nicht so richtige vorstellen. Nun, nach einem längeren Urlaub, denke ich schon manchmal, dass mir etwas fehlen wird - aber bestimmt nur zu Beginn.
Was sind die Aufgaben eines Geschäftsleiters der Stadtverwaltung?
Der Geschäftsleiter ist für alle grundsätzlichen Angelegenheiten der Stadt - soweit kein anderer Fachbereich zuständig ist - verantwortlich. Er muss eng mit dem Bürgermeister zusammenarbeiten und koordinierende und überwachende Aufgaben ausführen. Dazu kommen Sonderaufgaben des Bürgermeisters. Eine wichtige Aufgabe ist der Sitzungsdienst, Vorbereitungs- und Vollzugsarbeiten für die Stadt, Angelegenheiten der Gemeindeverfassung, Arbeitsorganisation und Personalwesen. Das wären die wichtigsten Punkte. Ansonsten O-Ton Bürgermeister: "Alles, was die anderen nicht machen wollen."
Seit wann sind Sie im Höchstadter Rathaus und wie war Ihr beruflicher Werdegang?
Am 15. Dezember 1969 habe ich eine Stelle als Verwaltungsangestellter beim damaligen Landratsamt Höchstadt angetreten. Meinen Wehrdienst leistete ich von Januar 1971 bis Juni 1972 ab. Von 1972 bis 1975 bildete ich mich zum Verwaltungsfachwirt an der Bayerischen Verwaltungsschule am Ammersee weiter. Bei der Stadt Höchstadt habe ich meinen Dienst am 1. März 1973 angetreten. Ich wurde als Buchhalter in der Stadtkasse angestellt. 1980 übernahm ich nach Ausscheiden des Stelleninhabers die Leitung der Stadtkasse. Dieses Amt übte ich bis 1994 aus, bis ich zum persönlichen Mitarbeiter von Bürgermeister Bergmann berufen wurde. 1996 wurde mir das Beitragswesen übertragen, Abrechnung Verbesserungsbeiträge sowie Kanal- und Wasserherstellungsbeiträge. 2005 wurde mir die Leitung der Finanzverwaltung übertragen. Seit 2011 habe ich die Geschäftsleitung und die Abteilungsleitung "Service" inne.
Sind wichtige Begebenheiten in Ihre Schaffensperiode gefallen?
Ich habe unter drei Bürgermeistern gedient: Anton Schell, Bernd Bergmann und Gerald Brehm. Jeder hat andere Schwerpunkte gesetzt. Am schnelllebigsten ist und war die Ära Brehm. Hier hat die Stadt eine rasante Entwicklung genommen.
Hat sich das Arbeitsleben im Lauf der Zeit verändert?
Die Aufgaben haben sich sehr verändert. So sind wir im Rathaus als Dienstleister zu verstehen. Wir sind für den Bürger da, nicht umgekehrt. Das war aber immer meine Devise. Dass es öfter mal Reibungspunkte gegeben hat, das liegt in der Natur der Sache. Speziell im Bereich Stadtkasse gab es schon auch mal heftige Probleme. Aber jeder musste seine Gebühren und Steuern bezahlen, auch die sogenannten "Patrizier" von Höchstadt. Mit dem Einzug der EDV 1980 hat sich viel verändert. Manches wurde leichter und schneller, aber es gab auch Probleme mit der Technik.
Was sind die schönsten Erinnerungen an 43 Jahre Arbeitslebens?
In meinem Berufsleben hat es Höhen und Tiefen gegeben. Ich kann aber ruhigen Gewissens sagen, dass die Höhen überwiegen, sonst wäre ich nicht so lange im Dienst geblieben. Die Arbeit hat mir einfach Spaß gemacht. Auch durch die Vielfalt der Arbeit, denn es war nicht reine Verwaltungsarbeit angesagt, sondern auch viel Organisatorisches wie zum Beispiel das Altstadtfest, Neujahrsempfänge und sonstige Veranstaltungen, woran es ja bei uns nicht mangelt. Nicht vergessen darf ich die Kollegen in meiner Abteilung, mit denen man super zusammenarbeiten konnte. Jeder wusste, was zu tun ist, auch wenn es galt, mal den anderen unterstützen zu müssen. Auch mit den weiteren Abteilungen hat es immer einvernehmliche Lösungen gegeben.
Gab es Dinge im Rathaus, über die Sie sich einmal geärgert haben?
Es war die Zeit, als der damalige Bürgermeister Bergmann längere Zeit im Krankenstand war. Das war in der Verwaltung keine schöne Zeit. Hier war ein Hauen und Stechen um die Positionierung von Posten und Stellen. Damals wurde viel Unfrieden gestiftet. Aber Gott sei Dank, längere Zeit danach, war alles wieder im Lot und das Miteinander wurde wieder gestärkt.
Wie steht es mit Ihrem politischen Engagement in Ihrer Heimatgemeinde Adelsdorf?
Mein Gemeinderatsmandat habe ich nach 28 Jahren 2012 niedergelegt. Ich wollte nicht nur die Zeit mit Sitzungen verbringen. Zur politischen Situation muss ich sagen, dass uns Freien Wählern der Umbruch sehr gut gelungen ist. Männer und Frauen der ersten Stunde sind jungen tatkräftigen Frauen und Männern gewichen. Das letzte Wahlergebnis hat es ganz deutlich gezeigt, bei dem wir wieder das Amts des Ersten Bürgermeisters erringen konnten und sogar erstmals stärkste Fraktion im Gemeinderat wurden. Das war eine tolle Leistung eines engagierten Teams. Ich kann ruhigen Gewissens sagen, parteipolitisch alles richtig gemacht zu haben. Das geht aber nur, wenn man gute und motivierte Leute an seiner Seite hat.
Im Ruhestand haben Sie wieder mehr Zeit. Können Sie sich vorstellen, sich in Adelsdorf wieder mehr politisch zu engagieren?
Den Gemeinderat Günter Brehm wird es mit Sicherheit nicht mehr geben. Ich hoffe, dass ich im Ruhestand mehr Zeit habe, aber wenn man gar nichts zu tun hat, das ist auch nichts. Es ist nicht meine Art, die Hände in den Schoß zu legen. Meine Frau Ottilie hat schon angekündigt, mir eine entsprechende Exelliste zu schreiben, wo alle wichtigen Arbeiten aufgeführt werden. Ich habe ja noch meine Versicherung, bin in zwei Vereinen Vorstand und habe vier wunderbare Enkelkinder, denen ich mich dann noch mehr widmen kann. Rund ums Haus gibt es immer was zu tun. Es wird mit Sicherheit keine Langeweile aufkommen. Natürlich habe ich auch entsprechende Urlaubsreisen mit meiner Ehefrau vor Augen.
Wer kümmert sich nach Ihnen um das Altstadtfest, das Sie seit 2007 organisiert haben?
Das macht die Kulturbeauftragte Susanne Gabler. Wenn sie Fragen hat, helfe ich ihr weiter.
Haben Sie weitere Pläne für Ihren zukünftigen Lebensabschnitt?
Pläne im weiteren Sinn habe ich nicht. Da ich aber ein Gesellschaftstyp bin, werde ich versuchen, soweit ich einige Mitstreiter finde, einen offenen Stammtisch zu gründen, bei dem man sich in zwangloser Atmosphäre über alle Dinge im Dorf- und Weltgeschehen unterhalten kann. Die Wirtshauskultur ist fast zum Erliegen gekommen, was ich sehr schade finde. Mal sehen.
Das Gespräch führte
Johanna Blum.
Roth, wer im Glashaus sitzt und eine noch merkwürdigere Laufbahn als geschäftsleitender Beamte hingelegt hat bzw. in der Seebachgrundverwaltung legt, sollte nicht mit Steinen schmeißen
Tatsächlich eine etwas merkwürdige Laufbahn eines geschäftsleitenden Beamten. Erst 2005 wurde der Mann, der seinen Wohnsitz auch nicht in der Stadt Höchstadt a. d. Aisch hat, als Stadtkämmerer in leitende Stellung berufen und da war er - wenn ich richtig rechne - schon ca. im 32. Dienstjahr. Erst ab 2011 - also nur für ca. 5 Jahre - war der Adelsdorfer dann der Verwaltungsleiter. Otto Tröppner war da weit länger als Geschäftsstellenleiter bei der VG tätig bevor er - auch noch nicht vor sehr langer Zeit - in Pension ging.
Merkwürdig ist allenfalls Ihr Kommentar.