Die Männergesangvereine werden auch im Kreis Erlangen-Höchstadt weniger. Unter dem Strich singen aber im Landkreis genauso viele Menschen wie immer: Mehr gemischte Chöre und Kinderchöre machen den Mund auf. ZUm beispiel beim Landkreissingen in Herzogenaurach.
Das Chorheft zum 150. Jubiläum des Fränkischen Sängerbunds mit dem Titel "Tausend Wünsche" wurde beim 34. Landkreissingen im Herzogenauracher Vereinshaus vorgestellt. Der Fränkische Sängerbund ist in allen drei fränkischen Regierungsbezirken und Teilen der Oberpfalz aktiv. Da die Landkreise Erlangen-Höchstadt und Forchheim heuer die Ausrichter des Treffens sind, fand die Veranstaltung im Vereinshaus von Herzogenaurach statt.
Peter Jacobi, Präsident des Fränkischen Sängerbunds, äußerte nur: "Bescheiden, wie wir sind, haben wir unser Chorheft ,Tausend Wünsche' genannt." Sein Dank ging an Gerald Fink, dass das Heft entstehen konnte. "Ich hoffe, dass davon ein Impuls ausgeht, das Chorsingen in der Gesellschaft besser zu verankern!"
Norbert Mischke, Vorsitzender des Sängerkreises Erlangen-Forchheim, hob besonders hervor, dass im Sängerkreis Erlangen-Forchheim 5000 Sängerinnen und Sänger aktiv sind. Auch Landrat Eberhard Irlinger (SPD) würdigte die Chorarbeit und den Gesang.
Durch das Programm führte Kreischorleiter Gerald Fink. Alle am Programm des Abends beteiligten vier Chöre wurden von Komponisten geleitet. Der Heßdorfer Singkreis wurde von Chordirektor ADC Manfred Meier geleitet, und Sing-a-Moll aus Röttenbach von Ingo Behrens. Der Dirigent von HerzoVokal im Liederkranz ist natürlich Gerald Fink, der auch für eine weitere Formation verantwortlich zeichnete.
"Er heißt ad-hoc-Kreischor, weil ich ihn vor zwei Wochen gegründet habe! Ich bin ja auch erst seit zwei Wochen Kreischorleiter", merkte der selbst frisch ins Amt Gekommene zu der neuen Formation und ihrem ersten Auftritt an. Das Ensemble besteht aus je zwei Vertreterinnen bzw. Vertretern der jeweiligen Stimmlage aus dem ganzen Sängerkreis. Fink konnte dafür Personen wie Andrea Kaschel oder Andi Schwarz gewinnen.
Für Fink ist "das Singen eine menschliche Eigenheit". Die Frage sei nur, "in welcher Verfasstheit dies geschieht". Frühere Gesangsvereine seien auch politisch ausgerichtet gewesen und hätten etwa mit den Turnvereinen den Freiheitsgedanken weitergetragen. In der Zeit ihrer Gründung wurden auch der Fränkische und der Deutsche Sängerbund ins Leben gerufen. Im Sängermuseum Feuchtwangen firmiert eine Ausstellung unter dem Titel "Vom Freiheitskampf zur Freizeitgestaltung".
Allerdings verändert sich in der heutigen Zeit das Freizeitverhalten. Daher trägt der Verband an der großen Aufgabe, das Singen auch weiterhin im Bewusstsein der Menschen zu verankern und sie zum Singen zu motivieren. Im Sängerbund gibt es keine zurückgehenden Mitgliederzahlen. Zwar nehmen die reinen Männerchöre an Zahl ab, dafür nehmen aber die gemischten Chöre und die Kinderchöre zu.
Außerdem wachsen spezielle Vereinigungen wie etwa Madrigalchöre.
"Eine Vereinigung wie der Liederkranz Herzogenaurach, der sowohl bei den Sängerinnen und den Sängern, als auch im Repertoire breit aufgestellt ist, ist nicht mehr so selbstverständlich", meint Fink. Die Aufgabe des Fränkischen Sängerbundes sei es daher, den Wandel zu begleiten und über die Politik in Verhandlungen bei der Gema etc. auf allen Ebenen zu vertreten, etwa im Musikausschuss.
Zeitgemäß "Für Chöre von heute braucht man Musik von heute!" ist Fink sicher. Aus diesem Grund sei auch die Veranstaltung "Tausend Wünsche. Neue Sätze für gemischten Chor" zum 150. Jubiläum des Fränkischen Sängerbunds entstanden. Die Aufforderung Finks an Komponisten, neue Musik zu entwickeln für die Chöre sei auf fruchtbaren Boden gefallen. Viele Komponisten waren zur Veranstaltung ins Herzogenauracher Vereinshaus gekommen.
Dabei ist die ganze Bandbreite vom englischsprachigen Gospel bis hin zum deutschen Volkslied entstanden, ein bunter Strauß von Kompositionen, die erstmals aufgeführt werden.
"Manchmal ist es leichter, ein halbstündiges Stück zu schreiben, als ein Werk auf einer DIN-A-4-Seite zu Papier zu bringen", betont Fink.
Auch so amüsante Teile wie das Krokodil aus Singapur von Manfred Meier oder das Mückenmenuett von Ingo Behrens - entstanden nach einem Menuett aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach - waren im Programm des Abends vertreten.
"Ich habe noch nie so viele Sänger im Chor gehabt wie jetzt", meint Chordirektor ADC Manfred Meier über seine rund 90 Sängerinnen und Sänger im Heßdorfer Singkreis. "Ja, ein Chor ist noch zeitgemäß", antwortet Meier auf die Frage.
Allerdings hätten die Chöre damit zu kämpfen, "dass in der Jetztzeit viele ein Musikinteressierte ein Instrument spielen und daher nicht mehr zum Chorsingen finden" resümiert er. "Die menschliche Stimme ist schon immer da gewesen und auch heute noch da, sie kann daher ihre Wertigkeit nicht verlieren."
Heinrich Hartl, der mit der Melodie des Liedes "Abend wird es wieder" einen Betrag zum Programm des Abends lieferte, sprach von einer "beeindruckenden Vielfalt unterschiedlichster Chöre"." Er attestierte ihnen sogar "Entertainerqualität".