Raststätte Aurach: Lkw-Schlange mit Wanderdüne

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Will man sich einen Überblick über die Baustelle auf der Rastanlage Aurach verschaffen, klettert man am besten auf den Lärmschutzwall. Foto: Christian Bauriedel
Will man sich einen Überblick über die Baustelle auf der Rastanlage Aurach verschaffen, klettert man am besten auf den Lärmschutzwall. Foto: Christian Bauriedel
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Noch bis Ende des Jahres wird die Raststätte Aurach ausgebaut. Die Haundorfer haben dann das hinter sich, was den Weingartsgreuther Anwohnern noch bevorstehen könnte.

Das Hupen hört nicht auf. Lastwagen um Lastwagen quetscht sich durch die Zufahrt. Nebenan die Baustelle. Ein Bagger fährt piepsend rückwärts, ein Kipper entlädt donnernd Erde. Dahinter rauscht die Autobahn. Auf der Rastanlage Aurach an der A3 wird es bis Ende 2014 erst einmal laut bleiben. Solange wird es dauern, bis der Autobahnparkplatz ausgebaut ist. "Wir liegen gut in der Zeit", sagt Markus Bindnagel, der bei der Autobahndirektion für die Baumaßnahmen zuständig ist. Wenn das Wetter weiterhin so gut ist, rechnet er mit einer Fertigstellung Ende November.

Platz für 140 Lastwagen

Seit Juli 2012 werden die Parkflächen auf dem Parkplatz beiderseits der A3, Höhe Haundorf und Häusling, erweitert.

Es entstehen 114 Pkw-Stellplätze, 83 für Busse und weitere 20 für Caravans.
Besonders dringend benötigt sind die insgesamt 140 Stellplätze für Lkws, die dann vorhanden sein werden. "Die ganze Bauzeit läuft unter Betrieb ", sagt Andreas Eisgruber, Dienststellenleiter der Autobahndirektion. Gerade nachts müsse trotz der Baustelle ausreichend Platz für Lkws vorhanden sein. Die Ruhepausen müssen eingehalten werden. Der tägliche Verkehr von mehreren Tausend Fahrzeugen sei nicht ganz einfach mit einer Baustelle auf engem Raum zu vereinen. "Das ist quasi der Bau mit dem Kaffeelöffel", sagt Eisgruber mit Blick auf die Bauzeit von gut zweieinhalb Jahren.

"In Deutschland gibt es viel zu wenig Parkplätze für uns", sagt Iri. Der 43-Jährige Tscheche sitzt im Führerhaus seines Lasters. "Eine echte Katastrophe", stimmt sein Kollege Martin zu. Iri fährt für eine Baumarkette, Martin hat Polypropylen aus Belgien geladen. Die beiden warten darauf, dass ein Parkplatz frei wird. Alles belegt.

Will man sich einen Überblick über die Baustelle auf der Rastanlage Aurach verschaffen, klettert man am besten auf den rund zehn Meter hohen Lärmschutzwall. Bagger und Raupen pflügen durch die Erde. Auf der A3 stockt der Verkehr. Kabel und Rohre sind gestapelt. In der Ferne glitzern die weißen Wohnblocks Erlangens. Linker Hand befindet sich das neue Restaurant von Tank und Rast.

Das alte Gebäude auf dem südlichen Parkplatz wurde abgerissen. Seit Februar steht das neue Rasthaus. Voraussichtlich zum Ende des Jahres werde das Tankfeld auf dem Parkplatz nördlich der Autobahn umgebaut, sagt Julia Colligs von der Betreiberfirma Tank und Rast. Es gebe neusten Hygienestandard in den Toiletten und den Fernfahrerduschen sowie ein erweitertes Platzangebot im Restaurant. Markus Bindnagel von der Autobahndirektion sagt, ein Umbau der alten Anlage sei dringend nötig gewesen, um die Raststätte auf den heutigen Standard zu bringen.

Bürger gingen auf die Barrikaden

Der begrünte Lärmschutzwall dahinter wurde mit dem Erdaushub des Rastplatzes gebaut. Mit im Blick hatten die Haundorfer, als sie vor Jahren den Lärmschutz gefordert haben, den geplanten sechsspurigen Ausbau der A3. Wann dieser umgesetzt wird, steht allerdings noch in den Sternen. Der Ausbau der Rastanlage Aurach hat die Bürger des Ortes schon zu Planungszeiten auf die Barrikaden gebracht. Sie haben erreicht, dass der Parkplatz in einer abgespeckten Version realisiert wird. Geplant waren noch mehr Stellplätze für Lkws.

Klettert man auf der anderen Seite hinunter, herrscht ein Hauch von Wild-West-Stimmung. Zwischen A3 und dem Ortsrand von Haundorf türmt sich in der Höhe eines mehrstöckigen Hauses ein Berg aus sandiger Erde auf. Um die Ecke reitet aber weder Old Shatterhand noch Kara Ben Nemsi. Lastwagen kreuzen auf der staubigen Baustraße. Sie bringen Erde vom Rastplatz und kippen sie ab. Ein Zwischenlager.

150 000 Kubikmeter Erde umfasst die Erdabraum-Deponie, sagt Bindnagel von der Bauaufsicht. Der Großteil des Hügels, der einer Wanderdüne nicht unähnlich ist, werde wieder abgetragen. Neuer Verwendungszweck des Materials sei der Lärmschutzwall an der neuen Main-Donau-Kanalbrücke bei Erlangen.

Am Fuß des Sandberges führt Willi Sohl gerade seinen Hund aus. Der 63-Jährige wohnt in Haundorf und beobachtet die Bauarbeiten schon lange: "Es ist wirklich interessant zu sehen, wie so etwas gemacht wird", sagt der Rentner. Seit der Lärmschutzwall aufgeschüttet wurde, höre man die Autobahn im Ort deutlich weniger. Dafür mache jetzt die Baustelle tagsüber Krach. "Wir alle brauchen die Lkws", sagt er. Ein größerer Parkplatz sei nur logisch bei dem vielen Verkehr.

Weingartsgreuther protestieren

Was die Haundorfer bis Ende des Jahres weitestgehend hinter sich gebracht haben werden, steht den Weingartsgreuthern womöglich noch bevor. Dort soll die Rastanlage Steigerwald erweitert werden. Am Montag machten die Anwohner bei einem Treffen mit der Autobahndirektion ihrem Ärger Luft. Über 150 Lkw-Stellplätze mehr stoßen auf wenig Gegenliebe.

Auf dem Rastplatz Aurach steigt Eugen gerade aus dem Führerhaus seines grün-weißen Trucks. Er habe Glück gehabt, sagt der Fernfahrer. Eine Viertelstunde habe er auf der Zufahrt zum Parkplatz warten müssen, bis ein Stellplatz frei wird. Er wird sich jetzt erst einmal schlafen legen. Die Pause muss er einhalten. Dann geht es weiter nach Cham in der Oberpfalz.