Plastikbecher-Zwang während Erlanger Bergkirchweih - frustrierter Inhaber lässt Kiosk zu

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Plastikbecher-Zwang bei Bergkirchweih Erlangen - frustrierter Inhaber lässt Laden zu
Kunden des Kiosks "Se Bra" stehen während der Bergkirchweih Erlangen vor verschlossenen Türen.
Plastikbecher-Zwang bei Bergkirchweih Erlangen - frustrierter Inhaber lässt Laden zu
Stefan Schoder/inFranken.de; Se Bra; Collage: inFranken.de

Karzan Kaki vom Erlanger Kiosk "Se Bra" will die Regelungen während der Bergkirchweih nicht noch ein zweites Mal mitmachen und lässt den Laden zu. Vor allem die Pfandbecher-Vorgabe habe in der Vergangenheit zu skurrilen Situationen geführt.

Ende 2021 eröffnete Karzan Kaki seinen Erlanger Kiosk "Se Bra" in der Goethestraße 46. Hier verkauft er unter anderem Snacks, Getränke und Tabakwaren. Im ersten Jahr sei er die Bergkirchweih Erlangen noch mit vollem Engagement angegangen, wie er inFranken.de am Donnerstag (23. Mai 2024) berichtete. Er habe fast 1000 Euro für Werbung ausgegeben, weitere Kühlschränke besorgt sowie 3000 Plastikbecher gekauft, sie mit Logos beklebt und eine Bierzapfanlage angeschafft.

Damit habe er auf die Vorgabe reagiert, Getränke in Hartplastikbechern verkaufen zu müssen - eine der verschiedenen Maßnahmen. Viele Erklärungen habe er gebraucht, um den Kunden die Beschränkungen nahezubringen. Mit einem Aushang zog er nun Konsequenzen aus seinen Erfahrungen.

Red Bull in Bechern auf dem Fahrrad: Erlanger Kioskbetreiber berichtet von Bergkirchweih-Erlebnis

Die Regelungen für Gastronomiebetriebe und Kioske seien während der Bergkirchweih vom 16. bis zum 27. Mai 2024 aufgrund der vielen Feiernden strenger, als das Gesetz außerhalb dieser Zeit, habe die Stadt Kaki erklärt. Das bekommen auch die Afterberg-Wirte zu spüren, die sich gegenüber inFranken.de bereits genervt geäußert haben und ihre Öffnungszeiten teils reduzierten. 2022 habe Kaki erstmals einen Brief bekommen, der ihn über die Pfandregelungen informierte. Die Stadt will den Flaschen- und Dosenverkauf in Stunden mit dem größten Partyaufkommen auch heute noch zum Schutz der Allgemeinheit minimieren.

Sie begründet diese Entscheidung in der aktuellen Allgemeinverfügung: "Erfahrungen haben gezeigt, dass Besucher unter Alkoholeinfluss gefahrenträchtig Flaschen, Gläser und Krüge zerschlagen sowie Abfall auf der Straße entsorgen." Glasscherben gefährdeten Rettungsfahrzeuge. "Gefahren oder Belästigungen" für die Menschen hätten ein Handeln der Stadt notwendig gemacht. "Das private Interesse des Betroffenen an einer uneingeschränkten Ausübung seines Gewerbes muss dahinter zurückstehen", heißt es. 

"Leider habe ich es mitgemacht", sagt der Kioskinhaber im Rückblick auf 2022. Er erinnert sich heute noch deutlich an eine Begegnung in seinem Laden: "Gegen 21 Uhr kam ein Stammkunde und Freund mit dem Fahrrad zu mir. Er war auf dem Weg zu seiner Nachtschicht und wollte zwei Red Bull kaufen." Weil die Dosen jedoch Müll produzieren würden, hätte Kaki ihm die Energiedrinks in zwei Becher umfüllen müssen. "Willst du mich veräppeln? Wie soll ich das Red Bull in Bechern auf meinem Fahrrad transportieren?", sei die entgeisterte Reaktion seines Kunden gewesen. Er sei dann ohne etwas zu kaufen wieder gegangen.

"Müsste einen Anwalt neben mich stellen": Karzan Kaki entschließt sich zu Betriebsurlaub

"Ich müsste eigentlich einen Anwalt neben mich stellen, der den Kunden die Regeln erklärt", so der ernüchterte Kioskbetreiber. "Das ist mir zu blöd. Wenn ich aufgemacht hätte, hätte ich Minus gemacht. Wofür soll ich mir diesen Stress machen?", sagt er über seine Entscheidung, wie auch 2023 in diesem Jahr Betriebsurlaub zu nehmen. Gegenüber inFranken.de gesteht er, erst gar nicht in die diesjährige Allgemeinverfügung geschaut zu haben. "Ich weiß ungefähr, was kommt." Die Stadt Erlangen teilte der Redaktion bereits mit, dass die Auflagen für die Bergkirchweih im Wesentlichen seit 2014 bestünden. 

Im Fenster des Kiosks ist jetzt unter anderem zu lesen: "Wir bedauern, gerade über die schönste Zeit des Jahres nicht wie gewohnt für euch da zu sein, hoffen aber auf euer Verständnis." Dieses habe Kaki tatsächlich seitens seiner Kunden gespürt. Manche hätten sich vor der Schließung extra mit Produkten eingedeckt und ihn noch einmal besucht. Generell freue er sich, in seinen ersten Jahren so gut in Erlangen angekommen zu sein und plane die Erweiterung seines Sortiments.

"Ich habe nichts gegen die Stadt Erlangen", betont er. Wenn er jedoch an seine Zeit in Ostdeutschland mit mehr Ausschankfreiheiten denke, bedauere er schlicht die strengen Vorgaben in seiner Stadt. Die schönsten Party-Bilder vom Festgelände der Bergkirchweih findest du in unserer Bildergalerie. Weitere Nachrichten aus Erlangen-Höchstadt findest du in unserem Lokalressort.