Eltern oft ahnungslos: Diese Gefahren für Kindern lauern bei WhatsApp

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Influencer auf Instagram und TikTok kennt jeder. Aber wusstest du, dass auf Kinder auch auf WhatsApp Einfluss genommen wird? Das birgt Risiken.

WhatsApp kann durch Funktionen wie Gruppenchats, Statusmeldungen und Kanäle zur Plattform für Kinder werden, auf der sie Inhalte teilen und beeinflussen – ähnlich wie Influencer auf sozialen Netzwerken. Durch Gruppenchats, Statusmeldungen und Kanäle übernehmen Kinder und Jugendliche eine Art Mikro-Influencer-Rolle – mit allen Chancen, aber auch Gefahren. Denn WhatsApp birgt Risiken für Kinder, denen sie sich häufig nicht bewusst sind. 

Wie nutzen Kinder WhatsApp als Influencer-Plattform?

Bei der Mediennutzung von Kindern steht WhatsApp laut JIM-Studie ("JIM" steht für "Jugend, Information, Medien") an erster Stelle. 94 Prozent der im Rahmen der Studie befragten 1.200 Jugendlichen im Alter von zwölf bis 19 Jahren gaben an, WhatsApp regelmäßig zu nutzen. Der Messenger-Dienst wird hierbei häufig für Klassenchats, Hausaufgabengruppen oder ähnliches verwendet.

Die Plattform ist zum Informationsaustausch in der Tat praktisch und bietet viele Chancen. Kinder können jederzeit mit ihren Freunden in Kontakt treten, sich bei den Hausaufgaben helfen oder das nächste Treffen vereinbaren. Aber: Die Nutzung von WhatsApp birgt Risiken für Kinder, denen sich die Kinder selbst, aber auch die Eltern häufig nicht bewusst sind. Denn: Kinder nutzen WhatsApp eben nicht nur zum Austausch von Hausaufgaben und schulischen Informationen. Viele teilen ihren kompletten Alltag öffentlich mit anderen, inklusive Bilder, Videos und/oder persönliche Daten. Und das bringt nicht zu unterschätzende Gefahren mit sich.

Während viele Eltern die Nutzung von TikTok, Instagram und Co. bewusst untersagen, sehen die wenigsten WhatsApp kritisch. Was vielen Eltern nicht klar ist: Auch WhatsApp-Gruppenchats sind ein Ort, an dem Kinder Inhalte teilen und Trends setzen können. Durch ihre Posts nehmen sie Einfluss auf andere – und werden umgekehrt auch von anderen beeinflusst. Kinder können also schon früh durch WhatsApp zu Influencern werden. Übrigens nicht nur durch Postings in Gruppenchats. Statusmeldungen oder Kanäle sind ein von Erwachsenen oft ebenfalls unterschätztes Tool zur Selbstinszenierung. Auf den ersten Blick mag es harmlos erscheinen, eigene Bilder, Videos und ähnliches zu posten. Kinder können sich ausprobieren und präsentieren – eigentlich wunderbar, um den Umgang mit Medien zu lernen und zu üben. Allerdings hängt es stark von den Inhalten ab, inwiefern WhatsApp-Statusmeldungen, Kanäle oder Gruppen für Kinder tatsächlich harmlos oder doch gefährlich sind.

Welche Inhalte teilen Kinder auf WhatsApp?

WhatsApp ist quasi die heimliche Social-Media-Plattform für Kinder. Sie nutzen diese rege, um Links, GIFs und Informationen zu teilen. Neben lustigen Memes und witzigen Bildern sind auch WhatsApp-Kettenbriefe oder ähnliches häufig geteilte Inhalte – alles weitestgehend harmlos.

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Bedenklicher wird es, wenn Kinder Links zu TikTok-Challenges posten. Denn nicht immer sind solche Challenges ungefährlich. Gleiches gilt für Videos bekannter Influencer und Influencerinnen, die etwa Make-up- und Styling-Tipps oder ähnliches bieten. Hier werden teils Schönheitsideale propagiert, denen Jugendliche nachzueifern versuchen, die aber kaum erreichbar sind. Das kann schnell am Selbstvertrauen eines Kindes nagen. Denn nicht alle haben das Geld und die Möglichkeit, teure Kosmetikartikel und Klamotten zu kaufen. Besonders bedenklich wird es, wenn es etwa um Ernährungs-Tipps und Figur-Ideale geht, denen Jugendliche zu entsprechen versuchen. Es herrscht ein schmaler Grat zwischen einem betont gesunden Essverhalten und einer krankhaften Essstörung.

Am heikelsten sind private Inhalte, die Jugendliche etwa in Gruppenchats oder eigenen Kanälen posten. Hier erreichen sensible Daten wie private Fotos, Videos und Informationen womöglich Personen, die unlautere Absichten verfolgen. Kinder zeigen häufig unbedarft ihr Gesicht, geben ihr Geburtsdatum, teilweise sogar den Wohnort preis. Sie berichten in sogenannten "Vlogs" (eine Art Video-Tagebuch) von ihrem Tagesablauf und erzählen freizügig, wo sie als Nächstes hingehen. Alles findet in der Öffentlichkeit statt. Das Teilen solcher Inhalte birgt besonders große Gefahren.

Welche Risiken birgt die Nutzung von WhatsApp?

Gerade bei Kanälen, die viele Follower haben, ist davon auszugehen, dass die Kinder nicht nur gleichaltrige Jugendliche mit ihren Posts erreichen, sondern beispielsweise auch Pädophile. Kinder können diese Gefahr nicht abschätzen. Sie sind sich der Konsequenzen nicht bewusst, wenn sie ihr Privatleben in der Öffentlichkeit ausbreiten. Zudem sind sie sich häufig nicht im Klaren darüber, dass andere diese Inhalte ohne Einschränkung auf dem Rechner bzw. Smartphone sichern können. Gerade bei Posts in öffentlichen Kanälen bedeutet dies, dass vollkommen Fremde in den Besitz von Fotos und Videomaterial gelangen können, indem sie Screenshots anfertigen oder Aufzeichnungen mit dem Bildschirmrekorder machen. Selbst vermeintlich harmlose Aufnahmen von Kindern können zweckentfremdet und sexualisiert werden.

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Durchstöbert man Kanäle verschiedener WhatsApp-Influencer-Kinder (auch: "Kidfluencer"), fällt auf, dass Videos und Bilder meist deutlich mehr Reaktionen erhalten als andere Posts – nicht immer nur positive. Hier lauert ein weiteres Risiko beim Teilen persönlicher Inhalte: Cybermobbing. Posts können unter anderem mit Kotz- und Kothaufen-Emojis oder ähnlichem versehen werden. Schon solche Reaktionen sind verletzend und können am Selbstbewusstsein nagen. Falls Kinder ihren WhatsApp-Kanal zusätzlich mit der Webseite Cloudz.Fun verbunden haben, können ihnen ihre Follower zudem anonyme Fragen und Kommentare in den WhatsApp-Channel schicken. Dann kann es richtig fies werden. Denn nicht selten nutzen Hater diese Möglichkeit, um verletzende und gemeine Kommentare zu hinterlassen. Welche Folgen dies haben kann, wird in diesem Video eindringlich erklärt.

Selbst wenn ein Kind keinen eigenen Kanal besitzt, kann allein der Konsum eines anderen Kanals gefährlich sein. Kinder können Kanäle einfach abonnieren und konsumieren. Eine Art Kindersicherung gibt es nicht. Jugendliche sind den Inhalten somit schutzlos ausgeliefert. Auch hier gilt: Kinder können die Inhalte nicht immer einordnen. In einigen WhatsApp-Kanälen werden durchaus problematische Inhalte verbreitet. Die Plattform klicksafe.de hat bei einer gezielten Recherche unter anderem WhatsApp-Kanäle gefunden, die Werbung für Sexspielzeug teilen oder Videos von brutalen Martial-Arts-Kämpfen hochladen. Da Kinder für ein Kanal-Abo nicht das Einverständnis ihrer Eltern benötigen, wissen viele Mütter und Väter gar nicht, welche Inhalte ihre Kinder anschauen. Die Kinder sind mit dem Gesehenen allein und bleiben womöglich verstört zurück. Nicht umsonst werden immer wieder Forderungen nach strikten Altersbeschränkungen laut.

Wie können Eltern Kinder auf WhatsApp schützen?

WhatsApp bietet Kindern die Möglichkeit, etwa durch eigene Kanäle einen Hauch von "Social-Media-Fame" zu spüren – das ist verlockend. Allerdings bekommen sie hierbei nicht nur die Vor-, sondern auch die Nachteile der Social-Media-Präsenz mit voller Macht zu spüren. Cybermobbing, Hate-Nachrichten und ähnliche Reaktionen sind leider keine Seltenheit. Eltern sollten die WhatsApp-Nutzung ihrer Kinder daher unbedingt im Blick behalten. Wie das am besten funktioniert, verraten wir dir in unseren Eltern-Tipps für WhatsApp:

  • Gesprächsbereitschaft zeigen: Mit Verboten kommt man bei Kindern selten weit. Bevor dein Kind heimlich zu WhatsApp greift und du gar keine Kontrolle hast, solltest du dich gesprächsbereit zeigen. Verbiete die Nutzung von WhatsApp und Co. nicht, sondern stelle klare Regeln im Umgang mit den Medien auf. 
  • Nutzung begleiten: Sprich mit deinem Kind über die Inhalte, die es sieht oder postet. Lass dir nach Absprache auch zeigen, welchen Kanälen es folgt und in welchen Gruppen es ist.
  • Technische Einstellungen überprüfen: Mache WhatsApp so sicher wie möglich. Nutze die wenigen Möglichkeiten zum Datenschutz, die der Messenger-Dienst bietet, konsequent. In den Einstellungen zur Privatsphäre kannst du festlegen, ob Profilbild, Infos und Status "sichtbar für jeden", für "meine Kontakte" oder für "niemanden" sein sollen. Vor allem bei Kindern sollte hier alles auf "niemanden" oder "meine Kontakte" eingestellt werden. 
  • Schulen bitten, Mediennutzung zu besprechen: An einigen Schulen gibt es bereits Fächer, in denen Kinder im Umgang mit Medien geschult werden. Auch die WHO ("World Health Organization") rät dringend dazu, in Schulen Aufklärungsarbeit zu leisten und Programme zu starten, die sich mit dem verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien, Online-Sicherheit, kritischem Denken und gesunden Spielgewohnheiten befassen. Rege ein solches Unterrichtsprogramm in der Schule deines Kindes an.

WhatsApp birgt für Kinder Chancen, aber auch Gefahren. Du solltest die Risiken kennen und dein Kind dafür sensibilisieren – ohne Panik zu schüren. Dadurch kannst du ihm die digitale Teilhabe ermöglichen und ihm gleichzeitig einen verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien beibringen. Mit unseren Tipps kannst du dein Kind unterstützen und vor unbedarftem Handeln schützen.

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