Notruf: "Hilfe im Wald"-App rettet Verunglückte

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Forstdirektor Peter Pröbstle und Projektkoordinator Thomas Roitzsch stehen vor einem Schild der "Rettungskette Forst" zwischen Beutelsdorf und Hammerbach. Die App "Hilfe im Wald" soll Verunglückte im Wald schneller auffindbar machen. Foto: Christian Bauriedel
Forstdirektor Peter Pröbstle und Projektkoordinator Thomas Roitzsch stehen vor einem Schild der "Rettungskette Forst" zwischen Beutelsdorf und Hammerbach. Die App "Hilfe im Wald" soll Verunglückte im Wald schneller auffindbar machen. Foto: Christian Bauriedel
Ansicht der App "Hilfe im Wald" Foto: Bayerische Forstverwaltung
Ansicht der App "Hilfe im Wald"  Foto: Bayerische Forstverwaltung
 
Ein Schild am Rettungstreffpunkt zwischen Beutelsdorf und Hammerbach
Ein Schild am Rettungstreffpunkt zwischen Beutelsdorf und Hammerbach
 

Um Noteinsätze in Wald und Flur zu erleichtern, gibt es seit Neuem im ganzen Landkreis feste Rettungstreffpunkte. Verzeichnet sind sie für jedermann in einer App. Erlangen-Höchstadt ist der erste Landkreis in Bayern, der die "Rettungskette Forst" komplett umgesetzt hat.

"Irgendwo im Wald bei Beutelsdorf." Wo genau ist nicht zu sagen. "Da kreuzt so ein Waldweg. Nördlich? Keine Ahnung." Es kommt vor, dass für Rettungskräfte von Krankenwagen, Polizei und Feuerwehr ein Notruf zum Rätselraten wird. Wenn sich ein Jogger mitten im Wald den Knöchel verstaucht oder ein Wanderer mit einem Sonnenstich zusammensinkt, ist es für die Betroffenen und die Ersthelfer oft schwer, zu sagen, wo man sich eigentlich gerade genau befindet.

Insgesamt 80 feste Rettungs treffpunkte sollen in den Wäldern des Landkreises ab sofort für mehr Klarheit bei der Rettung im Wald sorgen. Kleine grüne Schilder geben Auskunft über die genauen Koordinaten des Standortes, Notrufnummer und Maßnahmen der Ersten Hilfe. "Durchschnittlich alle zweieinhalb Kilometer haben wir einen solchen Rettungstreffpunkt eingerichtet", sagt Thomas Roitzsch.
Der 28-Jährige ist Projektkoordinator der sogenannten "Rettungskette Forst" am Forstamt Erlangen.

Ziel sei es, die Bergung Verletzter schneller zu garantieren, wenn ein Notruf bei der Integrierten Leitstelle eingeht. Die Rettungspunkte sind mit Geodaten versehen, die die Helfer dann gezielt ansteuern können. "Es kommt häufig vor, dass Rettungskräfte den Wald abfahren müssen, um die betreffende Person zu finden", sagt Peter Pröbstle, Forstdirektor in Erlangen. Eine Handyortung sei zwar möglich, koste aber im Notfall wertvolle Zeit. Pröbstle steht auf dem Wanderparkplatz zwischen Beutelsdorf und Hammerbach. ERH-2001 kann man auf dem Schild lesen. In einer Notsituation reicht es, dieses Kürzel durchzugeben.

Aber was tun, wenn gerade keines der Schilder in der Nähe, der Verletzte alleine ist oder nicht mehr fähig zu laufen? Für diese Fälle gibt es seit Neuem die Smartphone-App "Hilfe im Wald". Mit einem Klick landet der Nutzer auf einer Karte. Ein rotes Kreuz markiert den eigenen Standort, ein grüner Kreis zeigt an, wo sich der nächste Treffpunkt befindet.

GPS-Koordinaten als Lotse

"Als Anhaltspunkt kann der Verletzte oder der Ersthelfer angeben, wie die Rettungskräfte zu ihm finden", sagt Pröbstle. Die App bietet auch die Möglichkeit, sich über ein GPS-gesteuertes Navigationssystem lotsen zu lassen, welcher Weg zum nächsten Rettungstreff einzuschlagen ist. Die App für das Smartphone gibt es kostenlos im Playstore.

"Man kann den Patienten ja keinen Vorwurf machen, wenn sie nicht genau wissen, wo sie sind", sagt Marc Gistrichovsky, Leiter der Integrierten Rettungsleitstelle in Nürnberg. Es komme immer wieder vor, dass Personen sich mitten in Wald und Flur verletzen. In bergigem Gelände, wie etwa in der Hersbrucker Schweiz, sei die Anzahl der Einsätze höher als im relativ flachen Gebiet rund um Erlangen.

Landkreis ERH ist Vorreiter

Umgesetzt wird das bayernweite Projekt von den Forstverwaltungen in Zusammenarbeit mit den Naherholungsvereinen. "Der Landkreis Erlangen-Höchstadt ist in ganz Bayern zur Zeit der erste, der die Beschilderung komplett umgesetzt hat", sagt Roitzsch. Neben Wanderern und anderen Naturfreunden gibt es noch eine Zielgruppe der Rettungskette Forst: "Die App ,Hilfe im Wald' richtet sich an Erholungssuchende genauso wie an Waldarbeiter", sagt Projektkoordinator Roitzsch. Es habe bisher schon Rettungspunkte für Forstarbeiter gegeben, die App sei jetzt ein zusätzlicher Not-Helfer.

Geht man nach der Statistik, ist Waldarbeiter einer der gefährlichsten Berufe. Rund 500 gemeldete Unfälle von Forstarbeitern sind es in Franken jährlich, sagt Pröbstle. Davon verliefen im zurückliegenden Jahr drei tödlich. Die Forstämter versuchen daher laufend, die Sicherheit zu erhöhen. "Der erste Griff beim Notfall im Wald geht zum Handy", sagt Pröbstel. Die App sei ein zeitgemäßes Hilfsmittel, die Dauer bis zum Eintreffen der Rettungskräfte zu verkürzen.