Mähdrescher-Oldie aus Burgstall geht mit 53 Jahren in Rente

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Klaus Förtner hilft seinem Bruder Gerd beim Dreschen mit dem alten Gefährt. Der Sonnenschirm ist Zubehör Marke Eigenbau und hat durch eine Begegnung mit Bäumen etwas gelitten. Fotos: Andreas Brandl
Klaus Förtner hilft seinem Bruder Gerd beim Dreschen mit dem alten Gefährt. Der Sonnenschirm ist Zubehör Marke Eigenbau und hat durch eine Begegnung mit Bäumen etwas gelitten. Fotos: Andreas Brandl
 
 
 

Der Mähdrescher von Gerd Förtner aus Burgstall hatte am Sonntag seinen letzten Einsatz. Das Fahrzeug, Baujahr 1961, hat einen VW-Käfer-Motor und ist jetzt reif fürs Museum.

Er sieht nicht aus wie ein typischer Mähdrescher der Firma Claas: groß, grün, mit modernem Führerhaus. "Hier ist alles open Air", wie Gerd Förtner es formuliert. "Keine Klimaanlage, keine Lüftung, keine Kabine", versucht der Burgstaller das Feeling auf seinem über 50 Jahre alten Mähdrescher zu beschreiben. Lediglich ein Sonnenschirm, der unschwer zu erkennen nicht zur Serienausstattung des zweiten selbstfahrenden Mähdreschers der Firma Claas gehört, schützt vor der glühenden Sonne.

Keine Servolenkung

Und nicht nur die Komfortkabine ist es, die dem Oldtimer mit VW-Käfer-Motor fehlt, sondern auch eine Servolenkung.
So muss Klaus Förtner, der seinen Bruder am Sonntag unterstützt hat, in jeder Kurve kurbeln, was das Zeug hält, um die Maschine wieder in die richtige Bahn zu bekommen.

Ansonsten, zum Beispiel beim Thema Verlust, muss sich der "Alte" jedoch nicht vor den modernen Maschinen verstecken. "Wenn die Hälfte von der Gerste oder vom Weizen danach auf dem Acker liegen würde, hätte ich das schon lange nicht mehr gemacht." Die Förtners stört es auch nicht, nach jeder Runde, die der Claas auf dem Acker dreht, den 500 Kilo fassenden Korntank zu leeren. "Die Großen fassen viel mehr, da gehen teilweise 5000 Kilo rein. Das macht mehr als einen meiner Anhänger voll," erzählt Gerd Förtner.

Aber was tankt man in den von 1961 übrig gebliebenen Mähdrescher in Zeiten von E10 und Super Bleifrei? "Super 95! Und dazu noch extra Blei aus einem Fläschchen. Dann läuft die Sache rund", erklärt der Besitzer. Und damit auch alles andere läuft und nicht quietscht oder fest wird, hat der Claas unzählige Schmiernippel. 96, um es genau zu sagen. "Da braucht man zu zweit eineinhalb Stunden." Im Gegensatz zu den neuen Geräten: die haben eine Zentralschmierung, da ist es nur ein Knopfdruck.

Ersatzteile sind teuer

Ersatzteile sind auch ein Thema, von dem Gerd Förtner Lieder singen kann. "Wenn es welche gibt, sind sie sehr teuer." Da ist der Sonnenschirm, der durch große Bäume in Mitleidenschaft gezogen wurde, das geringste Übel.
Alles kann der über ein halbes Jahrhundert alte Mähdrescher jedoch nicht. "Für meinen Raps hatte ich die Tage einen Lohn-Drescher da. Da sind die beiden auf zwei Äckern nebeneinander gefahren. Ein Bild für Götter. Dem Fahrer des Lohn-Dreschers habe ich davor noch gesagt, er soll nicht zu schnell fahren, damit mein Bruder nicht gleich abspringt und davonrennt", erzählt Gerd Förtner.

Denn neben der höheren Arbeitsgeschwindigkeit und deutlich mehr Pferdestärken - der VW-Käfer-Motor bringt 29 PS, die neueren Modelle haben 300 bis 400 PS - hat ein Mähdrescher aus der aktuellen Modellreihe von Claas auch eine viel größere Arbeitsbreite, teilweise bis zu acht Metern. Davon können die Förtners an ihrem Claas nur träumen, dieser hat nämlich nur 180 Zentimeter Mähbreite.

Ob sich das Ganze noch lohnt? "Ja, das lohnt sich schon noch," erklärt Gerd Förtner. "Wenn ich alle meine Äcker dreschen lasse, zahle ich etwa 1000 Euro nur an den Lohn-Drescher. Wenn ich das, was ich selbst dreschen kann, auch selbst dresche, komme ich noch auf 250 Euro für den Sprit." Dafür muss man allerdings viel Zeit mitbringen: "Ich mache es, weil mir die Arbeit Spaß macht. Meinen Stundenlohn darf ich nicht ausrechnen, da zahle ich drauf", ist sich Gerd Förtner sicher.

Dies ist auch der Grund, warum Burgstall bald einen Nebenerwerbslandwirt weniger haben wird. Es lohnt sich nicht mehr. Aber verschrottet wird der "Alte" deshalb noch lange nicht. "Der wird erstmal schön geputzt, und dann werde ich die Firma Claas mal anschreiben und denen mitteilen, dass so ein altes Gerät noch läuft und sogar verwendet wird." Ob der Mähdrescher dann in Rente bei den Förtners geht oder doch ins Museum kommt, ist noch nicht gewiss.