Auf den Kraftakt zur Kirchweih wollen die verschiedenen Kerwasburschen im Raum Höchstadt nicht verzichten.
Eine fränkische Kerwa ohne Baum - unvorstellbar. Zumindest für die Freunde und Veranstalter solch traditioneller Feste im Raum Höchstadt. Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker (SPD) hatte jüngst eine Diskussion losgetreten, als er erklärte, die Verantwortung für das jährliche Aufstellen des Kirchweihbaums in seiner Stadt nicht mehr länger tragen zu wollen. Auf die weithin sichtbaren Wahrzeichen der Kerwa will aber niemand verzichten.
"Jedes Brauchtum hat seine Risiken" würde Florian Dürrbeck denjenigen sagen, die das Baumaufstellen aus Sicherheitsgründen gleich ganz verbieten möchten. Dürrbeck ist der Baum-Kapo in Etzelskirchen. In dem Höchstadter Ortsteil wird die Kirchweihtradition seit Jahrzehnten ganz besonders gepflegt. "Das Baumaufstellen ist ein fester Bestandteil der Kerwa nicht nur in Etzelskirchen, sondern in ganz Franken.
Wir werden es beibehalten."
Den Kerwasbaum in Etzelskirchen organisiert seit Jahren der Heimatverein. Und dort ist natürlich Sicherheit das oberste Gebot. "Gewicht und Länge werden angepasst", sagt Dürrbeck. Man wolle den schönsten Baum, auch wenn er nicht der größte ist.
Beim Wettbewerb "wer hat den Längsten" mache Etzelskirchen ohnehin nicht mit, sagt auch Ralf Herberger, der neue Vorsitzende des Heimatvereins. Das Thema sei bereits im Vorstand diskutiert worden, aber man habe Vorsorge getroffen. Die Suche nach dem passenden Kerwasbaum dauere schon Tage, dann werde er von erfahrenen Profis fachmännisch gefällt.
In Stefan Falkner hatte Baum-Kapo Florian Dürrbeck einen guten Lehrmeister. Vor Falkner führte in Etzelskirchen Siegfried Schwinge das Kommando beim Baumaufstellen, bis vor etwa 15 Jahren.
Damals sei noch die "alte Feuerwehrgarde" aktiv gewesen, ehe der Heimatverein die Organisation der Kerwa und auch das Baumaufstellen übernahm. Etwa 30 junge Männer helfen heute mit.
Wenn auf den Aischwiesen in Höchstadt Johannes Riegler mit seinem Team den Baum in die Senkrechte stemmt, tritt die Stadt als Veranstalter auf. Die meldet den Kraftakt extra ihrer Versicherung und sorgt für die Rahmenbedingungen in Sachen Sicherheit. Bürgermeister Gerald Brehm (JL) ist sich bewusst, dass er da bei grober Fahrlässigkeit zur Verantwortung gezogen werden kann.
"Ein Restrisiko haben wir immer", sagt Brehm. Man könne aber nicht gleich alles Riskante abschaffen.
Die Tradition soll aufrecht erhalten werden.
Damit liegt der Höchstadter Bürgermeister auf einer Linie mit seinem Adelsdorfer Kollegen Karsten Fischkal (FW): "Ich sehe keine Veranlassung, die alte Tradition aufzugeben." Fischkal verlässt sich in Adelsdorf und den Ortsteilen Aisch, Neuhaus und Weppersdorf auf die Kerwasburschen: "Die sind Profis."
Bäume sind versichert
Einer dieser Profis ist der Aischer Baum-Kapo Matthias Mönius. "Die Sicherheit ist bei uns immer ein Thema. Wir wissen, dass es gefährlich ist und passen auch auf", sagt der Aischer. Unvernünftig seien höchstens die Zuschauer, "die sogar mit Kinderwagen durch die Absperrung laufen".
Die Aischer Kerwasburschen sind ein Verein, der für den Baum - der übrigens wie in vielen anderen Orten das ganze Jahr über steht - eine Haftpflichtversicherung bezahlt.
Die Bäume in Aisch sind um die 30 Meter lang und beim Aufstellen sind immer viele Männer mit langjähriger Erfahrung dabei.
14 bis 15 Jahre sind auch die Ältesten vom Junggesellenverein beim Baumaufstellen in Vestenbergsgreuth aktiv. "Wir haben nicht nur für die Kirchweih eine Versicherung, sondern unsere Fichte ist sogar noch extra versichert", sagt Vereinsvorsitzender Johannes Brandt. Die Junggesellen sperren weiträumig ab, dulden keine Zuschauer in der Nähe und wissen, dass das Baumaufstellen "nicht ganz ohne" ist.
In Wachenroth und den Ortsteilen Warmersdorf und Weingartsgreuth appelliert Bürgermeister Friedrich Gleitsmann (CSU) an die Kerwasburschen, den Baum nicht zu hoch ausfallen zu lassen. Er habe zwar immer gemischte Gefühle, will aber die Tradition nicht aufgeben, sagt Gleitsmann.
In Weingartsgreuth stellen die Kerwasburschen ihre Fichte am Kronensaal auf. Mit dabei ist in der Regel Horst Wölk, einer der Gesellschafter des Saales. Man werde über das Thema Sicherheit diskutieren, sagt Wölk, man könne ja einen kleineren Baum wählen. Verzichten werde man aber nicht.