Zwei Brände, ein Flugzeugabsturz - viel Schlimmer kann man sich ein Schreckensszenario gar nicht vorstellen. Vor allem, wenn diese Übung bei laufendem Betrieb auf einem Golfplatz absolviert wird.
Der Golfer an sich ist eher ein ruhiger Typ. Die größte Katastrophe ist es, dass der Spielball an einer Stelle landet, an der es nur noch mit einem hohen Aufwand an Strafschlägen weitergeht. Was den Golfer weniger stört, ist der Brand des Betriebshofes und der Driving-Range nach einem Blitzschlag sowie dem Flugzeugabsturz, während eines laufenden Turniers.
Um 11.30 Uhr gingen die Sirenen in Burgstall und Hauptendorf , die Feuerwehrler aus Herzogenaurach und der Schaeffler-Werksfeuerwehr wurden per Piepser alarmiert. Genau das zuvor geschilderte Szenario wartete auf die über 50 Aktiven am Golfplatz im Dreieck zwischen Burgstall, Hauptendorf und Herzogenaurach. Zur Beruhigung vorab: Weder Blitzschlag noch Flugzeugabsturz waren tatsächlich passiert, es galt eine aufwendige Großübung zu absolvieren.
Doch davon wiederum wussten weder die Einsatzkräfte etwas, noch die auf der Anlage befindlichen Golfer. Für die Einsatzkräfte wurde es auf der Anfahrt dann allerdings recht schnell klar, dass es kein "echter" Einsatz war - die Golfer wiederum erfuhren erst einmal nichts, warum sich so viele Einsatzkräfte plötzlich auf der Anlage befanden.
Schwierige Lage Aber was macht ein guter Golfer in solch einem Moment? Nichts! Er nimmt seinen kleinen weißen Ball, legt ihn auf den Tin und spielt weiter Golf, als ob nichts passiert wäre. Keine Frage "Was denn hier los ist?" oder der Anflug von Beunruhigung.
Dabei hätte das Szenario durchaus für Panik gesorgt.
Grundlage, erzählt der Vertreter der Regierung von Mittelfranken, Horst Settler, nach Beendigung der Übung, sei die Annahme eines schweren Unwetters gewesen. "Der Blitz hat an zwei Stellen eingeschlagen. Im Betriebshof und in die Driving-Range." Allein das war schon keine leicht zu lösende Aufgabe, denn der Betriebshof befindet sich unter einer Hochspannungsleitung (20 kV) in unmittelbarer Nähe zu einem Umspannwerk. Da wird es dann schwierig mit Drehleiter und dem Einsatz von Wasser. Denn es gelten je nach Wasserstrahl (Sprühstrahl oder Vollstrahl) bestimmte Abstände zu den stromführenden Leitungen einzuhalten (3 bis 10 Meter).
Mit diesen beiden brandheißen Baustellen aber noch nicht genug. Auf der anderen Seite der Verbindungsstraße zwischen Hauptendorf und Burgstall gab es einen offerierten Flugzeugabsturz. "Wir liegen immerhin in der Einflugschneise für den Nürnberger Flughafen", erklärt Golfclub-Präsident Andreas Redel. Das Ziel war es allerdings nicht, das eventuell brennende Flugzeug zu bergen, es ging darum die dortigen Menschen zu evakuieren. Und da bot sich eine Gruppe von Golfern an, die just am Tag der Übung ein Turnier abhielten.
"Das ist das Top-40-Turnier", erklärt Club-Managerin und Golfbetriebswirtin Monika Flohr.
Zertifizierung erhofft Sie war in die Planungen miteingebunden und verrät, dass keiner der Golfer vorab über diesen Termin Bescheid wusste. Dennoch habe sich die Gruppe, die natürlich kein brennendes Flugzeug sah, sehr kooperativ verhalten. Der Burgstaller Kommandant Walter Nussel, der auch bei den Planungen als Mitinitiator des ganzen Tages miteinbezogen war, erklärte, was man getan habe: "Wir haben die Golfer aufgefordert sich zur Sammelstelle zu begeben." Das haben diese dann auch getan- doch als das rote Auto und die Männer in Uniform wieder weg waren, war's das auch mit der Sammelstelle. Im Mittelpunkt stand wieder das Turnier und das Spiel.
Hätten die Golfer gewusst, dass es sich bei der Übung um etwas handelt, das auch den Golfclub weiterbringt, hätte der eine oder andere vielleicht doch noch mal genauer nachgefragt, warum ausgerechnet diese Anlage brennen soll. Denn der Golfclub möchte eine Zertifizierung erhalten, die unter anderem die Nachhaltigkeit beim Thema Golf und Natur steigern soll. Dabei spielt die Überprüfung von sicherheitsrelevanten Themen eine wichtige Rolle.
Am Rande erwähnt: Im Anschluss an die Übung wurde das alles sehr genau vorgestellt und analysiert.
Doch die Golfer interessierte das weniger, sie wollten weiter ihre Bälle durch die Gegend schlagen; die Feuerwehrler interessierte das nur am Rande, denn Weißwürste und Leberkäse wartete im Hintergrund der Grußwortredner und wollte verspeist werden. Club-Präsident Redel hatte dann ein Einsehen und gab das Buffet mit den Worten frei: "Jetzt sind erst einmal die Frauen und Männer dran, die heute bereits viel geleistet haben."
Die ehrenamtlich Einsatzkräfte hörten das gerne und fanden Golf eigentlich gar nicht so verkehrt.