Spontanes Freudenfest
Schon vor dem überraschenden Nein aus Ansbach hatten die Stadtwerke in Absprache mit dem Bund Naturschutz daran gedacht, das Kaminlicht während der Hauptreisezeiten der Zugvögel von März bis Mai sowie von September bis November auszuknipsen. Allein aus Energiespargründen wollen die Stadtwerke den Schornstein übrigens "natürlich nicht die ganze Nacht" erhellen. Die Lichtschalter sollen ab Einbruch der Abenddämmerung bis Mitternacht und dann wieder ab fünf Uhr bis zum Morgengrauen angeschaltet werden.
Über die offizielle Genehmigung freut man sich bei den Stadtwerken riesig. "Ein herzliches Dankeschön nach Ansbach an die Regierung von Mittelfranken, die dafür gesorgt hat, dass es hier in Erlangen mit rechten Dingen zugeht", rief Stadtwerke-Chef Wolfgang Geus den Behörden bei einem spontanen Freudenfest zu. Der Stadtwerke-Vorstand hatte alle Mitarbeiter am Dienstagabend zu einem Fest mit dem lustigen Namen "Kaminilluminationswiederinbetriebnahmefeier" eingeladen.
Kosten im fünfstelligen Bereich
Es sei richtig, sagte Geus dort mit Blick auf die druckfrische Genehmigung, dass nicht jeder machen könne, was er wolle. Den Stadtwerken seien Themen wie Umweltschutz und Ökologie äußerst wichtig. "Natürlich wollen wir nicht, dass der angeleuchtete Kamin die Zugvögel in die Irre führt oder den Tag-Nacht-Rhythmus von Lebewesen wie Mücke oder Mensch durcheinander bringt", erklärte Geuss und verwies darauf, dass sich auch der Stromverbrauch der Illumination in ökologisch und ökonomisch vertretbaren Grenzen hält.
Für die nächtliche Lightshow sollen nur rund 8000 Kilowattstunden pro Jahr anfallen. Das entspricht etwa dem jährlichen Verbrauch von zwei Ein-Familien-Haushalten. Die Kosten für die zahlreichen Gutachten, die für die Erteilung der Beleuchtung des Kultschlotes notwendig waren, bewegen sich laut Geus "im niedrigen fünfstelligen" Bereich. Der Papieraufwand sei dagegen "beträchtlich gewesen. Ein "richtig dicker Ordner" wird zukünftig das Firmenarchiv bereichern.
Laut Regierung von Mittelfranken sei insbesondere durch ein lichttechnisches Gutachten der Nachweis geführt worden, dass die Beleuchtung nicht zu schädlichen Umwelteinwirkungen wie etwa eine Raumaufhellung bei Nachbarn, Blendung der Verkehrsteilnehmer, Auswirkungen auf den Flugverkehr oder Einwirkungen auf die Tierwelt führt. Als Auflage müssen die Stadtwerke eine "insektenfreundliche Beleuchtung" verwenden. Außerdem darf die Intensität der LED-Strahler nicht erhöht werden, teilt die Regierung von Mittelfranken auf Anfrage mit.
Im Netz wird die Renaissance des neuen Leuchtwahrzeichens der Hugenottenstadt derweil ebenfalls gefeiert. "Was lange währt wird endlich gut. Habe den Ausblick auf dem Nachhauseweg genossen", schrieb beispielsweise eine Erlangerin am Dienstagabend im Internet unter das brandaktuelle Foto des wieder erleuchteten Schornsteins.
Leucht-Schornstein
Kult Begonnen hat der "Schloti-Hype" in der letzten Neujahrsnacht. Vielen Erlangern hatte der zur Silvesternacht erleuchtete Kamin so gut gefallen, dass die Stadtwerke die Lichter nach einer Flut von positiven Zusendungen schnell wieder anschalteten. Ohne an die bürokratischen Hürden zu denken. Im Februar hatte die Regierung von Mittelfranken die Beleuchtung verboten. Seit diesem November darf "Schloti" nun wieder leuchten. Am Dienstagabend wurde der imposante Schornstein zum ersten Mal wieder illuminiert.
Live Im Internet gibt es sogar eine "Schloti-Cam", die Live-Bilder aus einer Höhe von rund 140 Meter sendet (LINK http://erlangen.leute.server.de/).