Der Schlot in Erlangen darf nicht mehr beleuchtet werden. Das hat die Regierung von Mittelfranken entschieden. Der Grund ist einfach.
Klingt komisch, ist aber wahr. Weil die Stadtwerke Erlangen keine Genehmigung für die nächtliche Illumination ihres Schlotes haben, muss der kommunale Energieversorger die Lichter wieder abschalten. Den Saft abgedreht hat die Regierung von Mittelfranken. Die verweist auf rechtliche Bestimmungen, demnach der kommunale Energieversorger für die Beleuchtung des 140 Meter hohen Schornsteines des Heizkraftwerkes eine Erlaubnis benötigt hätte.
Nach dieser Hiobsbotschaft ist die Aufregung in der Hugenottenstadt groß. Offensichtlich haben viele Erlanger die nächtliche "Schlotlaterne" ins Herz geschlossen, die meistens in blau leuchtete, aber auch in anderen Farben illuminiert werden kann.
Dauerbrenner Südumfahrung am Donnerstag erneut im StadtratSogar Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) hat sich umgehend geäußert und sein Bedauern ausgedrückt: "Ich finde es sehr schade, dass der Schlot nicht mehr leuchten darf, denn er hat vielen ErlangerInnen eine Freude gemacht - mir auch", hat Janik auf
seiner Facebook-Seite geschrieben.
Der Chef der Stadtwerke nimmt es auf die eigene Kappe
Die Schuld für die fehlende Beantragung der nötigen Genehmigung nimmt derweil der Chef der Stadtwerke höchstpersönlich auf sich. "Das war eindeutig ein Fehler von mir. Ich hatte nicht bedacht, dass eine Illumination unseres Kamins nicht gleichzusetzen ist mit einer Illumination eines anderen Gebäudes wie zum Beispiel eines Kirchturmes, Geschäftshauses oder der Burg", räumt Wolfgang Geus, Vorstandsvorsitzender des städtischen Energieversorgers, gegenüber inFranken.de am Dienstag auf Anfrage ein.
Da das Erlanger Kraftwerk und mit ihm der Schornstein dem Bundes-Immissionsschutzgesetz unterliegt, hätte die Illumination genehmigt werden müssen. "Das haben wir nicht bedacht", erklärt Geus und kündigt gleichzeitig an, dass sich die Stadtwerke um eine Genehmigung bemühen wollen. Zunächst müsse man aber in Erfahrung bringen, wie teuer die erforderlichen Gutachten sind. Anschließend wolle Geus die Chancen einer Genehmigung für das beliebte Lichtspektakel am Erlanger Nachthimmel bei der Regierung von Mittelfranken ausloten. Derzeit ist die Beleuchtung abgeschaltet.
Der "Schlot-Hype" begann in der Neujahrsnacht
Begonnen hatte der "Schlot-Hype" in der Neujahrsnacht. Vielen hatte der erleuchtete Kamin so gut gefallen, dass die Stadtwerke die Lichter nach einer Flut von positiven Zusendungen schließlich schnell wieder anschalteten.
Ohne an die bürokratischen Hürden zu denken. Vor dem "blauen Brief" aus Ansbach mit dem Verweis auf die fehlende Genehmigung ist sogar ein Kompromiss mit örtlichen Naturschutz-Kritikern gefunden worden. Um Vögel zu schützen, sollte der Kamin in den Hauptreisezeiten der Zugvögel von März bis Mai sowie von September bis November ausgeschaltet bleiben.
35 Jahre nach Doppelmord von Erlangen möglicherweise neue Spur
Selbst beim Thema Stromverschwendung drückten die sonst so umweltbewussten Erlanger (Fahrradstadt) für ihren "Schloti" ein Auge zu. Für die nächtliche Lightshow sollten nur rund 8000 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht werden. Das entspricht etwa dem jährlichen Verbrauch von zwei Familien-Haushalten. Die meisten Erlanger hätten den Saft gerne verbraten, um den Schornstein im Herzen der Stadt zu verschönern. Den Preis für die Verwandlung vom Schandfleck zum Kultschlot hätten die Bürger wohl gerne bezahlt.
Umso größer dürfte nun die Hoffnung sein, dass die Stadtwerke den Schornstein bald wieder anstrahlen dürfen. Die Hand auf dem Lichtschalter hat jetzt allerdings die Regierung von Mittelfranken in Ansbach. Diese lässt auf Anfrage mitteilen, dass man "der Beleuchtung des Kamins offen gegenüber" stünde. "Erforderlich ist aber, dass die gesetzlichen Anforderungen eingehalten werden", sagt Pressesprecherin Karin Christ. Die Erlanger Stadtwerke müssten dafür eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung beantragen und anschließend nachweisen, dass die Beleuchtung nicht zu schädlichen Umwelteinwirkungen wie etwa eine Raumaufhellung bei Nachbarn, Blendung der Verkehrsteilnehmer oder Auswirkungen auf den Flugverkehr führt. Auch die Einwirkungen auf die Tierwelt müssen untersucht werden. Laut Regierung von Mittelfranken gibt es einen Nistkasten für die besonders geschützten Wanderfalken, der ausgerechnet am Schlot angebracht sei.
Ich frage mich, welche Rücksicht auf Vögel oder anderes Getier, wird dann bei Puma in Herzogenaurach genommen. Da wird die Säule vom Übergang über die Straße hell erleuchtet und die Videoleinwand läuft schon früh um 6.00 Uhr, dass man von weitem mit einem Gewitter rechnet. Wer hat das, wohl wieder genehmigt?
Schade natürlich um die Beleuchtung, aber großen Respekt an Herrn Geus: Er übernimmt als Chef die Verantwortung, ohne groß herum zu lamentieren! Davon gibt es heute leider nur noch wenige Vorgesetzte...