Joachim Wersal: Ein Abtritt mit viel Herz

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Joachim Wersal ist seit zwölf Jahren Bürgermeister von Hemhofen gewesen. Gestern wurde er verabschiedet, Foto: Christian Bauriedel
Joachim Wersal ist seit zwölf Jahren Bürgermeister von Hemhofen gewesen. Gestern wurde er verabschiedet,  Foto: Christian Bauriedel
Der Gemeindesaal Hemhofen war proppenvoll bei Joachim Wersals Verabschiedung. Foto: Christian Bauriedel
Der Gemeindesaal Hemhofen war proppenvoll bei Joachim Wersals Verabschiedung. Foto: Christian Bauriedel
 
Ludwig Wahl, Bürgermeister von Röttenbach, überreichte einen Schnappschuss vom 1. April Foto: Christian Bauriedel
Ludwig Wahl, Bürgermeister von Röttenbach, überreichte einen Schnappschuss vom 1. April Foto: Christian Bauriedel
 
Geschenke: Ein Schnappschuss mit Ludwig Wahl am 1. April und ein Buch zur Geschichte der SPD-Landtagsfraktion, das ihm Alexandra Hiersemann überreichte Foto: Christian Bauriedel
Geschenke: Ein Schnappschuss mit Ludwig Wahl am 1. April und ein Buch zur Geschichte der SPD-Landtagsfraktion, das ihm Alexandra Hiersemann überreichte Foto: Christian Bauriedel
 
Zwei langjährige Kollegen und Parteifreunde: Gerald Brehm, Bürgermeister von Höchstadt (l.) und Joachim Wersal Foto: Christian Bauriedel
Zwei langjährige Kollegen und Parteifreunde: Gerald Brehm, Bürgermeister von Höchstadt (l.) und Joachim Wersal Foto: Christian Bauriedel
 
Die Gäste würdigten Wersals Wirken in der Gemeinde Foto: Christian Bauriedel
Die Gäste würdigten Wersals Wirken in der Gemeinde Foto: Christian Bauriedel
 

Zwölf Jahre war Joachim Wersal Bürgermeister in Hemhofen. Seine Wegbegleiter kennen ihn als bodenständigen und herzensguten Politiker. Politik vergleicht der 64-Jährige mit einer Erdnusstüte.

Er habe immer versucht, seinen Kopf nicht in den Wolken zu haben. Bodenständig Politik zu machen, das sei ihm wichtig gewesen. "Das schöne an der Kommunalpolitik ist, dass man Politik hautnah machen kann, auch über Parteigrenzen hinweg", sagt Joachim Wersal. Sichtlich gerührt nahm der 64-jährige Politiker der Freien Wähler am Montag Glückwünsche und Danksagungen entgegen. Zwölf Jahre war Wersal Bürgermeister von Hemhofen. Jetzt tritt er ab. Sein Nachfolger Ludwig Nagel (CSU) steht schon in den Startlöchern.

Blaues Auge nach der Sitzung

Zur Wahl war Wersal nicht mehr angetreten. Seit längerem kämpft er mit gesundheitlichen Problemen. Dass er, ganz die Frohnatur, auch diese mit Humor zu nehmen weiß, bekamen die rund 150 geladenen Gäste im Gemeindesaal zu spüren.
Viele hatten sich schon gefragt, woher die Schramme an seiner rechten Gesichtshälfte kommt. "Das blaue Auge stammt von einer Fraktionssitzung der Freien Wähler in Adelsdorf", sagt Wersal lachend. Heitere Stimmung unter den Gästen im Saal. Er sei nach der Sitzung zu seinem geparkten Auto gegangen. Dabei sei er gestürzt. "Im Moment ist die Herzleistung etwas schwach", sagt er. Im Höchstadter Krankenhaus sei er seit Mittwoch gut versorgt worden. Allerdings habe er deshalb das Champions-League-Spiel verpasst, sagt er und überspielt mit einem Lächeln den eigentlichen Ernst, der dahinter steckt.

Es ist Ironie des Schicksals, dass gerade Wersal, den alle Weggefährten als einen Mensch mit dem Herz am rechten Fleck beschreiben, gerade wegen einem schwachen Herzen Abschied von der Politik nimmt. Alle Redner, die sein zwölfjähriges Wirken würdigten, sei es Landrat Eberhard Irlinger (SPD), SPD-Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fiebich ("Ich habe bei ihm in Hemhofen die Politik gelernt.") oder der Röttenbacher Bürgermeister Ludwig Wahl ("Er war ein guter Lehrmeister für mich in den letzten sechs Jahren."), alle betonten, wie nah Wersal den Bürgern steht.

"Der feiert ja fast wie Strauß zu seinen besten Zeiten", stellte Irlinger mit einem Blick auf das Festprogramm fest. Nach dem Empfang im Gemeindesaal standen am Abend noch der Besuch im Theater Kuckucksheim und ein gemeinsames Abendessen in den Köhlerstuben an.

Barbara Stark-Irlinger (SPD, Zweite Bürgermeisterin, nannte Themen, die Wersal in der Gemeinde angepackt hat: die Kanalsanierung, die Sanierung des Kindergartens, die Jugendarbeit und - für Wersal sehr wichtig - der Ausbau der Mittagsbetreuung für die Schüler. "Er war immer gut gelaunt im Rathaus. Sein lustiges Pfeifen auf den Gängen war immer Anlass zu überlegen, welcher Song gerade angesagt ist", sagte Stark-Irlinger.

Wie als Beweis hatte sich Wersal auch die musikalische Untermalung der Veranstaltung überlegt. So legte er zwischen den Reden den Song "Ich werde es wieder tun" von Udo Jürgens auf. "Ich hab' mir oft den Mund verbrannt, hab' das, was dumm war, dumm genannt", heißt es in einer Strophe. Wenn es um seine Gemeinde ging, sei er stets ein hartnäckiger Verhandlungspartner gewesen, sagt Wahl. Aber er sei stets kompromissbereit gewesen. "Ich kenne keinen, der die Politik so mit dem Herzen betreibt. So eine positive Ausstrahlung ist beneidenswert", sagte Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL), langjähriger Wegbegleiter und Parteifreund. "Bleib bei uns, wir haben noch viel zu tun", sagte Brehm.

Erdnusstüten gibt es viele

Einen ungewöhnlichen Vergleich fand Wersal in seiner Abschiedsrede: "Politik ist wie Erdnüsse essen." Am Anfang sei die Tüte noch voll und man nehme sich eine Hand. Dann könne man nicht mehr aufhören, bis die Tüte leer ist. Was seine Zukunft als Polit-Rentner angeht, blieb er in der Metapher: Er habe bemerkt, dass es noch andere Erdnusstüten gibt. Die werde er jetzt ausprobieren. Er sei sicher, dass etwas dabei ist, das ihm genauso gut schmeckt, wie die Politik für Hemhofen.