In Warmersdorf soll Traumhaus unter der Erde entstehen

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So ähnlich wie dieses Erdhügelhaus in Schottland soll das Haus des Paars in Warmersdorf aussehen. Foto: The Brochs of Coigach
So ähnlich wie dieses Erdhügelhaus in Schottland soll das Haus des Paars in Warmersdorf aussehen.  Foto: The Brochs of Coigach
Nicht im Hang, sondern wellenförmig in Reihe gebaut: In einer Siedlung in Donaueschingen (Baden-Württemberg) steht eine ganze Zeile von begrünten Erdhügelhäusern. Foto: Archy Nova Projektentwicklung GmbH
Nicht im Hang, sondern wellenförmig in Reihe gebaut: In einer Siedlung in Donaueschingen (Baden-Württemberg) steht eine ganze Zeile von begrünten Erdhügelhäusern. Foto: Archy Nova Projektentwicklung GmbH
 
Frank Neuner und Michaela Weishaupt haben unterirdische Pläne: Sie wollen sich ein Erdhügelhaus bauen. Foto: Christian Bauriedel
Frank Neuner und Michaela Weishaupt haben unterirdische Pläne: Sie wollen sich ein Erdhügelhaus bauen.  Foto: Christian Bauriedel
 

In Warmersdorf könnte bald ein höchst individueller Bau stehen. Frank Neuner und Michaela Weishaupt planen, sich ein Erdhügelhaus zu bauen.

Hippies? Nein, auf keinen Fall. Und mit dem Mittelalter oder gar einem Kult um die Herr-der-Ringe-Saga habe man auch nichts am Hut. Es sei einfach ihr ganz individueller Wohntraum, den sie sich erfüllen wollen.
Michaela Weishaupt und Frank Neuner planen, sich ein Erdhügelhaus zu bauen, oft "Hobbit-Haus" genannt. Denn die putzigen Gärtner-Gnome der Fantasy-Filmreihe "Der Herr der Ringe" leben genau in solchen Behausungen.

"Momentan sind wir auf der Suche nach einem Architekten, der damit Erfahrung hat", sagt Neuner. Es sei jedoch nicht ganz einfach, einen zu finden. Denn das, was die beiden sich vorstellen, ist bei Leibe nicht die Null-acht-fünfzehn-Bauweise. Schon eher die "Variante Maulwurf".

Neuner und seine Partnerin sind jedoch keine Träumer. Der 43-Jährige ist gelernter Landschaftsgärtner und Vorarbeiter bei einer Firma in Nürnberg. Er hat daher von Berufs wegen das nötige handwerkliche Fachwissen für solch ein Projekt.

Sechs Prozent Neigung hat das Baugrundstück, das die beiden sich im Wachenrother Ortsteil Warmersdorf, Stangenlohe 19, haben reservieren lassen. In diesen Hang wollen sie das Erdhaus mit 120 Quadratmetern bauen. Das besondere: Es gibt nur eine Südfassade, die aus der Erde lugt. Die Wohnfläche verschwindet unter der Grasnarbe.

Von der Front bis zur Rückwand sind es sieben Meter. Der Rohbau soll als Gewölbe in Klinkerfertigteilbauweise mit Betonkern entstehen. Eine Fachfirma haben Neuner und Weishaupt dafür schon gefunden. Die Fassade wird zur Optik mit Naturstein verblendet.

Das Dach wollen sie selbst anlegen. Es besteht aus verschiedenen Schichten: Schweißbahn, Noppenbahn, etwa 30 Zentimeter Schüttung aus Glasschaumschotter, Filtervlies und - als krönender Abschluss - eine Schicht Erde, etwa 50 bis 70 Zentimeter dick, natürlich begrünt.

Und das Erdmaterial auf dem Dach ist auch der Clou: Denn es soll ein Passivhaus werden, also keine Zentralheizung haben, sondern rein durch Erdwärme stetig auf 20 Grad gehalten werden. Für die ganz kalten Zeiten ist ein Holzofen in der Mitte des großzügigen Wohnzimmers vorgesehen.

Die beiden sind seit neun Jahren ein Paar. Er ist gebürtiger Nürnberger, seine Eltern stammen aus Oberailsfeld in der Fränkischen Schweiz. Sie ist 1998 zum Studieren von Niedersachsen nach Erlangen gezogen.
"Die Idee hat über die Jahre Gestalt angenommen", sagt die 40-Jährige, die beruflich bei Siemens in der Verwaltung tätig ist. Momentan wohnen die beiden in Fürth in einer Dachgeschosswohnung im vierten Stock. "Das komplette Gegenteil", sagt Neuner.

Beide haben den Traum eines eigenen großen Gartens. Sie wollen sich daher in Warmersdorf neben einem Schwimmteich auch einen Nutzgarten anlegen und sich daraus so weit wie möglich selbst versorgen. Wenn es die Statik erlaubt, auch mit Kartoffeln vom Dach.

Auf Warmersdorf seien sie durch Zufall gekommen. Ein Arbeitskollege hat den Tipp zu dem Grundstück gegeben. Vergangene Woche hat der Gemeinderat in Wachenroth ihre Bauanfrage behandelt. Dort sei man sehr offen gewesen, sagt Neuner. Jedoch muss, bevor es im Frühjahr 2018 mit dem Bau losgehen soll, erst noch das Landratsamt zustimmen. Denn das "Hobbit-Häuschen" weicht vom Bebauungsplan ab.

Dieser Plan ist vor allem gemacht, um grobschlächtige Bausünden zu vermeiden. Das Paar findet aber, dass sich ihr Projekt harmonisch in das Baugebiet einfügen würde und hofft daher auf Zustimmung vom Amt. Die zukünftigen Nachbarn seien nicht nur aufgeschlossen, sondern teils "hellauf begeistert", sagt Neuner. Schließlich verbauen die beiden mit dem eingeschossigen, bungalowartigen Haus niemandem die Sicht.

Einen Keller soll das Haus nicht haben. "Wir wohnen ja quasi dann im Keller", sagt Michaela Weishaupt und lacht. Zu dunkel werde es nicht. Die Front soll viele Fenster bekommen. Außerdem könnten auch Oberlichter eingebaut werden.

"Ich hatte erst befürchtet, dass es ein bisschen höhlenartig wird", sagt Neuner. Er habe sich aber bereits das Jugendzentrum in Neumarkt angeschaut, das in dieser Weise gebaut ist. Bald werden die zwei noch ein ähnliches Wohnhaus in Nürnberg besichtigen.

"Das Erdhügelhaus ist das bessere Haus", ist Neuner überzeugt. Es lasse sich leichter umsetzen als ein "normales" Einfamilienhaus, da es nicht so viel Einzelgewerke gebe. Preislich sei es "eins zu eins das gleiche".
Die beiden sehen aber vor allem den ökologischen Aspekt des Passivhauses. Neben der Energieersparnis füge es sich zudem gut in die Landschaft und versiegele keine Fläche. "Wir sind keine Nerds", sagt Weishaupt, noch einmal auf die Hobbits angesprochen. Ein standartisiertes Haus sei einfach nicht ihr Ding. "Wir wollen etwas total individuelles. Jenseits des Mainstreams ist eh immer gut."