Die Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik besteht seit 40 Jahren. Sie feierte mit einem Musikanten- und Sängertreffen auf dem Kellerberg.
"Das ist der Wind, der fränkische Wind", sangen die Eschenbacher Madli. Doch der Wind war so ziemlich das einzige, was am Sonntag nicht wehte. Schon eher wehte der Geruch von Rostbratwürsten über den Kellerberg. Leise und lautere Musiktöne sowieso. Denn dort fand ein Musikanten- und Sängertreffen der besonderen Art statt.
Aus Anlass des 40-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik sangen und spielten Gruppen aus ganz Franken in Höchstadt.
Organisiert hatte das Treffen Kreismusikpfleger Georg Römer und sein Team. "Das ist ein Versuch, Musik in kleinen Räumen anzubieten", erklärte er gegenüber dem FT. Wo wäre das an ein einem heißen Tag schöner, als im Schatten der alten Bäume auf einem der urigen Höchstadter Keller?
Unter der Schirmherrschaft von Landrat Alexander Tritthart (CSU) traten am Sonntag insgesamt 18 Gruppen auf. Für Besucher eine schöne Gelegenheit, von Keller zu Keller zu schlendern, eine Maß zu trinken und dabei viel von echter fränkischer Volksmusik mitzubekommen.
Gemeinsamer Zug zu den Kellern
Landrat und Bürgermeister Gerald Brehm (JL) begleiteten den von der Stadtkapelle angeführten Zug zu Höchstadts "heiligem Berg". Zuvor war in der proppenvollen Aula der Ritter-von-Spix-Schule Gottesdienst mit Dekan Kilian Kemmer gefeiert worden. Die Stadtkapelle und der Kirchfarrnbacher Dreigesang hatten die Feier musikalisch gestaltet. Dekan Kemmers Predigtthema war das Gebet. Beim Gespräch mit Gott stoße der Mensch oft an Grenzen, weil sein Gegenüber nicht antworte. Die Musik helfe, in Sphären vorzudringen, die vom Verstand nicht zu erfassen seien. Den Musikern dankte Kemmer, dass sie das Brauchtum und die geistliche Musik pflegen.
Auf den Kellern trafen am frühen Nachmittag nach und nach Volksmusik begeisterte Besucher aus dem weiten Umkreis ein. Festzustellen war dies, weil die Nichthöchstadter sich erst Orientierung verschaffen mussten. Bei den "Eschenbacher Madli" auf dem Kirchners-Keller ging es schon bald recht lustig zu. "Meine Schwester ist ein Besen", sangen und spielten die jungen Frauen mit ihrer Leiterin Heidi Böhringer. "Ich weiß noch eine Strophe", rief Annemarie Häfner, die mit ihrem Mann das lustige Ensemble besuchte. Und die "Madli" mussten zugeben, dass sie von den Höchstadtern noch etwas lernen konnten.
Beim Hammerbacher Singkreis auf dem Blauer-Löwe-Keller wurden indes zur Musik Geschichten und Anekdoten zum Besten gegeben. Die von den Höchstadter "Räudln" und den Herzogenauracher "Flaggn" zum Beispiel. Diese Spitznamen waren einst wohl gang und gäbe zwischen den benachbarten Städtchen.
Kultur aus Ochsenschenkel
Schließlich wusste der Römers Schorsch noch, woher die Höchstadter ihre Kultur haben. "Die Kultur kommt von Ochsenschenkel!" Den Ort hätten die Amerikaner 1945 "entdeckt". Sein (Römers) Vater habe die Kultur dann von Ochsenschenkel nach Höchstadt gebracht.
Es waren meist kleine, gemütliche Kreise, die sich um die jeweiligen Musikgruppen scharten. Auf dem Petersbecks-Keller waren - weil dort auch der Platz vorhanden ist - mehr Leute versammelt.
Die Veitsbronner Musikanten spielten auf und es wurde sogar getanzt. Im Kohlers Häusla waren zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt keine Besucher auszumachen. Dort sollte es "Rauch und Whisky" geben. Vielleicht sind die Genießer ja erst am späten Nachmittag eingetrudelt.
Um 15 Uhr war dann Schichtwechsel auf den Kellern und neue Musikanten traten an. Den Besuchern hat's gefallen. So jedenfalls Hanne Hartmann, die sich mit ihrer Freundin im Schatten der alten Bäume auf dem Petersbecks-Keller wohl fühlte: "Früher haben wir ja nichts anderes gehabt als diese Musik."