Im 19. Jahrhundert verschuldeten sich viele Familien für den Wald

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Es ist ein historischer Augenblick für die 1856 entstandene Waldcorporation Herzogenaurach und Welkenbach.

Die Körperschaft des privaten Rechts hat 187 1/3 nicht ausgeschiedenen Miteigentumsanteile. Sie ruhen in Herzogenaurach auf den alten Häusern der Innenstadt und können nicht auf andere Gebäude überschrieben werden. Der siebenköpfige Verwaltungsrat ist ehrenamtlich tätig. Alle drei Jahre werden drei Verwaltungsmitglieder auf die Dauer von sechs Jahren gewählt. Das siebte Mitglied entsenden die fünf Anteilseigner aus Welkenbach im Turnus von sechs Jahren.

Die Waldcorporation ist für 519,0629 Hektar Wald um Herzogenaurach zuständig. Der kleinste davon ist der Burgwald mit 88,1910 Hektar, dazu gehören die Abteilungen Burgstall, Schnepfenlücke und Roter Knock.
Der Thonwald hat 189,7389 Hektar mit den Abteilungen Schwalbennest, Breite Weiher, Engerlingshöhe, Amtmannssitz, Hessenmühlrangen, Rehbocksgraben und Eckenmühlrangen.

Der mit Abstand größte Wald ist der Birkenbühl mit 241,1330 Hektar. Dazu zählen die Abteilungen Vorderer Bergschlag, Hühnerschlag, Langer Schlag, Pflanzgarten, Geckenheeg, Birkenschlag und Hinterer Bergschlag.
Durch Kaiser Heinrich II. gelangte Herzogenaurach mit den umgebenden Wäldern 1021 an das Territorium des Hochstifts Bamberg. Das Urbar Bischof Friedrichs von Hohenlohe von 1348 gibt Aufschluss über die Forste des Amts Herzogenaurach. Der Birkenbühl umfasste ca. 300 Morgen, der Thonwald 150 und der Burgwald 100. Alle drei waren mit insgesamt 276 Steinen vermarkt.

Außer zum Holzeinschlag wurden die Wälder unter anderem für die Schweinemast, als Bienenweide und zur Entnahme von Waldstreu genutzt. Die große Nachfrage nach Holz und Holzkohle konnte nur durch eine geregelte Waldwirtschaft befriedigt werden. Peter Stromer d.Ä. begann 1368 mit der gezielten wirtschaftlichen Beforstung der Wälder um Nürnberg durch die Waldsaat von Nadelholzbäumen. Heute noch prägen Nadelholzkulturen zum größten Teil die Wälder in unserer Umgebung.

1856 kauften Bürger den Wald


Nach dem endgültigen Übergang der ehemals bambergischen Territorien an das Königreich Bayern im Jahr 1810 sah sich das neu geschaffene Staatsgebilde im Besitz großer Ländereien, die es möglichst in klingende Münze umsetzen wollte. Diese Gelegenheit ließen sich die Herzogenauracher Bürger nicht entgehen und erwarben am 17. April 1856 den Birkenbühl, den Burgwald und den Thonwald. Als Kaufpreis mussten die neuen Eigentümer 24 357 Gulden und 30 Kreuzer bezahlen. Damit entfielen auf jeden der Rechtler 135 Gulden. Dafür verschuldeten sich viele Familien über Jahre hinaus.

Der Wald bleibt unveräußerliches und unteilbares Eigentum in der Körperschaft und jedes einzelne Miteigentumsrecht ist mit der Hausnummer für alle Zeiten unveränderlich verquickt. Dabei handelt es sich um die alten Hausnummern vor Benennung der Straßen in Herzogenaurach. Damit verbunden ist die Verpflichtung, die Wälder an die nächste Generation weiterzugeben.

Der Wald soll nicht nur als Brennstoffreservoir betrachtet werden, sondern auch für die Nachfolgenden gehegt und gepflegt werden. Dabei darf außerdem der Naherholungswert für die Stadtbevölkerung nicht außer Acht gelassen werden. Ausschließlich im Thonwald gibt es in Herzogenaurach verwertbare Wasservorkommen in Tafelwasserqualität. Die Thonwaldbrunnen decken 40 Prozent des Herzogenauracher Trinkwasserbedarfs (der Rest ist Fernwasser).

Wälder sind nach dem Bayerischen Waldgesetz ordnungsgemäß zu bewirtschaften. Dem Prinzip der Nachhaltigkeit folgend darf die Waldcorporation jährlich zwischen 2000 und 4500 Festmeter Holz einschlagen.