"Ich habe Pubertät" - Das "Rührei der Aufklärung" ...

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Das Ei der Aufklärung? Das Ei des Columbus? Ei klar! Foto: mb
Das Ei der Aufklärung? Das Ei des Columbus? Ei klar! Foto: mb

Michael und Nicola Busch - Unser Redakteur, Vater einer 13-jährigen Tochter, schreibt seine Erfahrungen in einer wöchentlichen Kolumne auf.

Kennen Sie die Rührei-Aufklärung? Nein? Dann haben Sie definitiv etwas verpasst. Denn selten ist es mir leichter gefallen, mit meiner 13-jährigen Tochter Nicola über aus Sicht eines Vaters manchmal schwierige Themen zu besprechen.
Aber ganz von Anfang an, und das startete mit dem sonntäglichen und gemeinsamen Familienfrühstück. Übellaunig, unausgeschlafen und mürrisch erklärte mir meine Tochter, dass ich nach 13 Jahren, die sie schon zwangsweise mit unserer Familie verbringt, endlich verstanden haben könnte, dass sie kein Rührei möge. Es sogar regelrecht hasse.
Mein Argument, dass mein seit 13 Jahre bestehender Wunsch, dass ihr Zimmer aufgeräumt sein sollte und sie keine Naschsachen dorthin mitnehmen solle, ebenfalls beharrlich ignoriert werde, brachte sie allerdings nicht dazu, das Rührei friedlich zu verspeisen. Frischer Schnittlauch, ein wenig Speck, ein Hauch von Curry und Muskat (und ein Schuss Mineralwasser - die Kochprofis wissen warum!) begeisterte alle Familienmitglieder, nur eben nicht Nicola. Stückchen für Stückchen schob sie das mit Liebe geklepperte und gebratene Ei in den angewidert verzogenen Mund. Als nur noch drei so spielwürfelgroße Stückchen auf dem Teller lagen, wollte Nicola diese mit dem Motto "Und eines für die Mama..." den angesprochenen Personen unterjubeln.
Und plötzlich war die Idee der Rührei-Aufklärung geboren! "Ich stelle drei Fragen, die du beantwortest. Wenn die Antwort in Ordnung ist, darfst du das Ei abgeben!" Überrascht der Zustimmung war die erste Frage vielleicht zu harmlos. "Wofür braucht das Mädchen die Pille?" Die richtige Antwort, die mit nur leicht gerötetem Kopf gegeben wurde, sorgte für eine Drittelung des Ei-Problems.
"Wie kann man Schwanger werden?", brachte allen Beteiligten eine leichte Röte ins Gesicht ein. Nicola wegen des mädchenhaften Schams, mir und meiner Frau, weil wir überrascht waren, was wir schon alles in Zukunft nicht mehr erklären müssen. Mittlerweile kaute ich verzweifelt auf dem nicht mehr so recht schmeckenden Rührei herum. Zum Abschluss und der Abgabe des letzten Stückes erklärte mir meine Tochter - mittlerweile mit farbfreien Kopf -, was ich unter Petting zu verstehen und erst recht zu beachten habe. "Papa, da kannst du auch schwanger werden!"
Ich schwöre: Rührei gibt es bei uns in den nächsten Jahren definitiv nicht mehr. Scheiß Pubertät!

Und was sagt Nicola?
Dass es meinen Bruder und mich gibt, scheint angesichts der Aufklärungsstunde eher ein Wunder denn Papas Verdienst zu sein. Von Rührei hat er mehr Ahnung.